Claro-Weltladen schliesst seine Türen
05.07.2024 Bezirk Liestal, BubendorfPersonalsuche blieb erfolglos
Gerechte Handelsbeziehungen und nachhaltige Produkte sind seit der Gründung das Credo des Claro-Weltladens. Ende Juni musste die Filiale in Bubendorf mangels Personal schliessen.
Elmar Gächter
«Es tut mir ...
Personalsuche blieb erfolglos
Gerechte Handelsbeziehungen und nachhaltige Produkte sind seit der Gründung das Credo des Claro-Weltladens. Ende Juni musste die Filiale in Bubendorf mangels Personal schliessen.
Elmar Gächter
«Es tut mir weh, dass wir unseren Laden schliessen mussten», sagt Gisela Rüst, und die Enttäuschung über diesen Schritt ist ihr anzusehen. Rund 17 Jahre lang war sie Mitglied des Vereins Weltladen für fairen Handel, der den Claro-Laden in Bubendorf betrieb. Seit 2008 hat sie das Geschäft geleitet.
Die Aktivitäten von Claro in Bubendorf gehen auf das Jahr 1987 zurück, als eine Gruppe von Frauen mit dem Verkauf von Claro-Produkten begann und kurz darauf den Verein gründete. Vom ersten Domizil an der Bündtenstrasse zog der Laden an den langjährigen Standort an der Hauptstrasse um. Schritt für Schritt wurde das Sortiment erweitert. «Viele Leute waren erstaunt, wie viele Produkte wir in unserem kleinen Laden anbieten konnten», sagt Gisela Rüst.
Mit dem Umsatz sei man im Grossen und Ganzen zufrieden – auch wenn es manchmal ein Auf und Ab gegeben habe. Zwar habe man im vergangenen Jahr einen gewissen Rückgang bei den Finanzen spüren müssen, dies sei aber nicht der Grund, weshalb sich der Verein zur Schliessung des Ladens entschlossen habe. «Uns fehlten immer mehr die notwendigen Mitarbeiterinnen», nennt Gisela Rüst den Hauptgrund für die Schliessung des Ladens.
13 Personen waren bis zuletzt damit beschäftigt, den Laden und das Backoffice am Laufen zu halten. Das alles wurde von Frauen ehrenamtlich geleistet. Ihr einziger «Lohn» bestand darin, die Produkte des Ladens etwas günstiger einkaufen zu können. Es wurde immer schwieriger, Personal zu finden, das bereit war, sich drei bis vier Stunden pro Woche zu engagieren. «Wir haben immer wieder neue Leute gesucht, zumal auch die langjährigen Mitarbeitenden nicht jünger werden und sie immer mehr zusätzliche Stunden übernehmen mussten, wenn andere urlaubs- oder krankheitsbedingt ausfielen», erinnert sich Gisela Rüst.
Einhaltung Preisempfehlung
Sie bedauert die Schliessung, zumal die Arbeit im Engagement für den fairen Handel noch lange nicht getan sei. Fairer Handel, wie ihn sich Claro auf die Fahne geschrieben habe, bedeute, den Produzenten faire Bedingungen zu ermöglichen und ihnen für ihre Produkte einen Preis zu bezahlen, der ihnen ein menschenwürdiges Leben ermögliche. «Wir sprechen nicht mehr von der Dritten Welt. Wir sprechen von wirtschaftlich benachteiligten Regionen. Diese können überall liegen, auch in der Schweiz», sagt Gisela Rüst.
Zum fairen Handel gehöre, dass sich Claro immer an die unverbindlichen Preisempfehlungen der Hersteller halte. Aber auch ein Claro-Laden sei den Gesetzen des Markts unterworfen. Der Verein habe sich vor dem Schliessungsbeschluss intensiv mit der Option beschäftigt, die Öffnungszeiten zu verkürzen, um Personalstunden einzusparen. Man habe sich aber dagegen entschieden. Denn damit gerate man in eine Negativspirale. «Die Kundschaft ist nur bedingt bereit, sich unseren Öffnungszeiten anzupassen. Wenn die Kundschaft vor verschlossener Tür steht, kauft sie woanders», ist Gisela Rüst überzeugt.
Finanzielle Stabilität
Um finanziell über die Runden zu kommen, konnte der Verein nach Angaben der Ladenleiterin genügend Rücklagen bilden. Der Warenbestand sei in den letzten Wochen und Monaten sukzessive reduziert worden. Die verbleibenden Produkte würden an andere Claro-Läden gespendet. Dem Verein ist es wichtig, dass der Zweck des fairen Handels auch in anderen Läden weitergeführt werden kann.
Im Oberbaselbiet bieten Claro-Weltladen Sissach und Claro Gelterkinden ein breites Sortiment nachhaltiger Produkte, insbesondere aus der Region. Beide Vereine sind mit dem Umsatz zufrieden und haben aktuell keine Personalsorgen. Sowohl in Sissach als auch in Gelterkinden finden sich immer genügend Mitarbeiterinnen, auch wenn sie wie in Bubendorf grösstenteils unentgeltlich oder wie in Sissach mit einem kleinen Taschengeld arbeiten. «Wer in einem Claro-Laden arbeitet, braucht viel Herzblut und vor allem viel Knowhow, um über jedes Produkt Auskunft geben zu können», sagt Gisela Rüst.