Der Sissacher Bürgerrat möchte der Firma Buess Weinbau und Weinhandel für 4,4 Millionen Franken das Geschäftshaus mit Lager sowie das benachbarte Büro-Haus an der Hauptstrasse abkaufen. Am 6. März wird die Bürgergemeindeversammlung über den Kredit ...
Der Sissacher Bürgerrat möchte der Firma Buess Weinbau und Weinhandel für 4,4 Millionen Franken das Geschäftshaus mit Lager sowie das benachbarte Büro-Haus an der Hauptstrasse abkaufen. Am 6. März wird die Bürgergemeindeversammlung über den Kredit entscheiden.
Christian Horisberger
Der Bürgergemeinde Sissach gehören bereits zwei Restaurants, ein Metzgerei-Lokal, ein Kino, ein Museum sowie weitere Wohn- und Gewerbeliegenschaften. Nun soll eine Kellerei hinzukommen: Die Bürgergemeinde Sissach will die Gebäude der Buess Weinbau und Weinhandel AG an der Sissacher Hauptstrasse erwerben. An einer ausserordentlichen Versammlung wird der Bürgerrat der Bürgergemeindeversammlung am 6. März dafür einen Kredit von 4,4 Millionen Franken beantragen. Bei den Kaufobjekten handelt es sich um das unter Denkmalschutz stehende gelbe Geschäftshaus der Firma Buess, die angebaute Lagerhalle, das benachbarte als Bürogebäude genutzte Mehrfamilienhaus sowie die zugehörigen Grundstücke mit einer Fläche von knapp 1500 Quadratmetern.
Der Bürgerrat hat der «Volksstimme» Einblick in die Unterlagen zur Bürgerversammlung gewährt, die dieser Tage verteilt werden. Daraus geht unter anderem hervor, was den Bürgerrat zur Transaktion motiviert: Es sei im Interesse der Bürgergemeinde, zahlbaren Wohn- und Arbeitsraum zu erschaffen, alte historische Gebäude zu erhalten und auch den Dorfkern von Sissach zu schützen und aufzuwerten, heisst es darin. Mit Immobilien könne das Vermögen der Bürgergemeinde erhalten und mit den Einnahmen die Eigenständigkeit der Bürgergemeinde gesichert werden. Die mittelfristig möglichen Mieteinnahmen der Objekte werden auf 180 000 Franken jährlich beziffert: 60 000 Franken fürs Mehrfamilien-/ Bürohaus, 45 000 Franken fürs Geschäftshaus und 75 000 Franken fürs Lagerhaus.
Lagerhalle erhalten und ausbauen
Was hat die Bürgergemeinde mit diesen Häusern vor? Wie will sie damit Profit erzielen? Auch darauf finden sich in den Unterlagen Antworten: Für das Mehrfamilienhaus/Bürogebäude ist keine Nutzungsänderung oder Zusatznutzung vorgesehen. Das Haus soll mit einer Pinselrenovation aufgewertet werden und die bestehenden Räume sollen weiterhin als Büros dienen. Mittelfristig sei ein Konzept für die mögliche Sanierung von Keller, Gebäude und Heizung zu erstellen – zusammen mit dem «gelben Gebäude». Damit ist das gelbe Buess-Geschäftshaus ohne die Lagerräume gemeint. Für dieses kommt ein Umbau nicht infrage, da es unter Denkmalschutz steht. Es solle lediglich einer sorgfältigen Pinselrenovation unterzogen werden.
«Erhalten und ausbauen» lautet die Vorgabe für die ans «gelbe Haus» angebaute Lagerhalle. Der Bürgerrat schreibt: «Wir möchten die Halle erhalten. Wir müssen die Möglichkeiten evaluieren und ein Konzept entsprechend dem Potenzial erstellen. Der Kapitalbedarf muss definiert und an einer Bürgergemeindeversammlung zur Genehmigung vorgelegt werden.» Bei den 4,4 Millionen dürfte es also kaum bleiben, was Bürgerpräsident Christoph Tschan bestätigt. Wie viel, das hänge von der zukünftigen Nutzung ab. Die Bandbreite sei gross. Vom Künstleratelier, Ausstellraum, Gewerbe, Praxen bis hin zu Wohnungen sei alles möglich.
Der Kaufpreis, über den die Bürgerinnen und Bürger am 6. März abstimmen werden, beruht auf der Besichtigung durch den Bürgerrat und auf dessen Berechnungen unter Berücksichtigung der örtlichen Situation und unter Einbezug eines möglichen Investitionsbedarfs.
Sollte der Handel zustande kommen, hätte die Firma Buess ein Jahr Zeit, um ihren Betrieb an der Hauptstrasse zurückzufahren. Im Juni 2026 müsste deren Auszug erfolgen. Über die weiteren Pläne der von Laurent de Coulon geleiteten Weinbau- und Handelsfirma ist Tschan nicht im Bild. De Coulon war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.