Biken ja, aber nicht vor der Haustür
01.07.2025 Bezirk Sissach, Baselbiet, Region, Sport, ItingenTrailcenter sorgt für einstündige Diskussion
Der Kanton hat vor, der Gemeinde Itingen ein Trailcenter zu schenken. Nur: Ein Informationsanlass zeigte auf, dass die geplante Sport-Infrastruktur nicht ausschliesslich auf Begeisterung stösst. Eine Minderheit der Anwesenden ...
Trailcenter sorgt für einstündige Diskussion
Der Kanton hat vor, der Gemeinde Itingen ein Trailcenter zu schenken. Nur: Ein Informationsanlass zeigte auf, dass die geplante Sport-Infrastruktur nicht ausschliesslich auf Begeisterung stösst. Eine Minderheit der Anwesenden äusserte sich negativ.
Willi Wenger
Der Gemeinderat von Itingen musste betreffend eines möglichen Trailcenters im Gemeindegebiet zur Kenntnis nehmen, dass eine starke Minderheit der Einwohnerinnen und Einwohner dem Bau nichts abgewinnen kann. Das zeigte eine Konsultativabstimmung an einer Informationsveranstaltung vom vergangenen Donnerstag. Die Befürworterinnen und Befürworter «siegten» dabei mit einem Anteil von gegen 70 Prozent aller 120 anwesenden Personen.
Die Exekutive hielt in ihrer Botschaft an die Einwohnerschaft fest, dass sie ein Trailcenter in vielerlei Hinsicht als sinnvoll erachte. Dies deshalb, weil eine solche Anlage ein vielseitiger Spiel- und Lernplatz für das Mountainbiken sei, «für Gross und Klein», wie die Behörde festhielt. Sie sagte, dass Anfänger, aber auch Profis in der Freizeit oder Kinder im Schulsport zu «sicherem, nachhaltigem und letztlich freudvollem Biken» herangeführt würden. Und das mitten in der Natur, auf einer Fläche, die in grossen Teilen auch der Biodiversität zugutekomme, blickte der Gemeinderat bereits in die Zukunft.
Christian Saladin, der stellvertretende Dienststellenleiter des kantonalen Sportamts, hatte das Projekt in allen Details vorgestellt. Er sagte, dass durch die Anlage die Freude am Sport ermöglicht würde. Das Sportamt beziehungsweise der Regierungsrat würde gerne das sportliche Angebot in Itingen und den umliegenden Gemeinden erweitern.
Saladin war es, der zunächst einen Vergleich mit dem seit zwei Jahren in Aesch bestehenden Trailcenter anstellte. Er berichtete von positiven Erfahrungen, die im hinteren Birseck gemacht worden seien, vor allem aber über Fakten. So hätten sich in Aesch im ersten Jahr rund 18 000 Personen und im laufenden zweiten Jahr bisher 17 000 Personen sportlich bewegt. Der «Mountainbike-Spielplatz für alle Altersklassen und Anspruchsgruppen» sei in jedem Fall dazu geeignet, die Freude am Rad- und Outdoorsport zu stärken.
8500 Quadratmeter gross
Mit dem geplanten Center in Itingen würde das sportliche Angebot im Oberbaselbiet attraktiver, so der stellvertretende Chef des Sportamts. Nicht unwichtig sei auch die Schaffung eines Mehrwerts durch Biodiversitätsmassnahmen im Gebiet Sonnenbergweg/Weiermattweg, die integral geplant und umgesetzt würden.
Die Bevölkerung nahm weiter zur Kenntnis, dass die Anlage im Wesentlichen für den Hobby- und Breitensportbereich gebaut würde. Für diese Hauptzielgruppe – sie machen 98 Prozent der Besuchenden aus – würde ein Kleinkinderbereich, ein Technikbereich, ein Sprungbereich sowie ein technisches Übungsgelände gebaut werden. Alles in allem: Das Trailcenter auf einer Grösse von 8500 Quadratmetern soll gemäss Gemeinderat und Sportamt in erster Linie der Bevölkerung von Itingen und jener der umliegenden Gemeinden dienen.
Diese Aussage teilten in der Diskussion mit teilweise heftigen Wortmeldungen viele Personen nicht. Die Kritikerinnen und Kritiker befürchten ein erhöhtes Verkehrsaufkommen, mehr Lärm und im Speziellen eine stark anwachsende Belastung für die Bevölkerung, zumal das Center direkt an eine Einwohnerzone grenzen würde. Ein Redner sagte, dass der geplante Standort komplett der falsche sei. Dieser wäre eine Zumutung. Das Ganze schönzureden sei nicht redlich. «Wir haben bereits heute genug Lärm», ärgerte sich ein anderer Redner. «Wir brauchen nicht noch das ganze Baselbiet hier bei uns.»
Die über eine Stunde dauernde Diskussionsrunde zeigte auf der anderen Seite aber auch deutlich, dass viele Befürworterinnen und Befürworter am Anlass teilnahmen. Deren Aussagen wurden vielfach von starkem Applaus begleitet, unter anderen als diese festhielten, dass das Ganze für Itingen eine einmalige Chance für eine Gratis-Infrastruktur sei und die Anlage einen wertvollen Mosaikstein darstelle.
Der Bike-Sport wurde im Grundsatz nicht in Frage gestellt – auch nicht von den Kritikern der geplanten Anlage. Es war vielmehr der «Rahmen», der vielen nicht passte, dazu gehören auch die kostenpflichtigen 20 Parkplätze beim Center, die das Gros der Kritiker als ungenügend bezeichnete. Ein glühender Befürworter entgegnete, dass man auch an die Jugend denken müsse. Die grosse Chance für Itingen müsse genutzt und der Egoismus zurückgestellt werden.
Am 8. September wird eine Einwohnergemeindeversammlung über das Projekt definitiv entscheiden. Es würde insgesamt 550 000 Franken kosten. 450 000 Franken hat der Regierungsrat aus dem Swisslos Sportfonds bereits zur Verfügung gestellt. 100 000 Franken sollen durch Partner aufgebracht werden. Für die Gemeinde entstehen keine Investitionskosten.
Eine Prognose für ein Ja oder ein Nein an dieser «Gmäini» zu machen, ist schwierig. Es komme wohl auf die Mobilisierung an, so einige Besucher zur «Volksstimme». Gemeinderat Kim Grauwiller sagte, dass die Behörde alle Anregungen ernst nehme und in die Botschaft zur Gemeindeversammlung, soweit möglich, integrieren werde.