Der Lausner Reto Tschudin (SVP) ist neu höchster Baselbieter
In den vergangenen Jahren erhielten die Landratspräsidenten bei ihrer Wahl meist knapp 80 Stimmen. Reto Tschudin wurde gestern nur mit 61 Stimmen gewählt. Dies tat der guten Stimmung keinen Abbruch.
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Der Lausner Reto Tschudin (SVP) ist neu höchster Baselbieter
In den vergangenen Jahren erhielten die Landratspräsidenten bei ihrer Wahl meist knapp 80 Stimmen. Reto Tschudin wurde gestern nur mit 61 Stimmen gewählt. Dies tat der guten Stimmung keinen Abbruch.
Janis Erne
Plötzlich wurde es laut im Landratssaal – nicht etwa, weil sich Politiker in die Haare gerieten, sondern musikalisch: Die «Milchgugge» aus Liestal gab auf Wunsch von Reto Tschudin einige Lieder zum Besten. Der SVP-Landrat aus Lausen wurde gestern zum Landratspräsidenten und damit zum höchsten Baselbieter gewählt.
Etwas überraschend war das Resultat: Von 75 gültigen Stimmen entfielen 61 auf Tschudin, 7 Stimmzettel blieben leer, 14 Landrätinnen und Landräte stimmten für eine andere Person. Im Vorfeld war mit einer breiteren Zustimmung gerechnet worden – Tschudin gilt als gesprächsbereit, pragmatisch und vermittelnd, wie auch SVP-Fraktionspräsident Markus Graf (Maisprach) in seiner Nominierungsrede betonte.
Möglicherweise stiessen Tschudins jüngste Aussagen auf Kritik, in denen er eine Kandidatur für den Regierungsrat nicht ausschloss. Unklar war damit, ob er das Präsidialjahr zu Ende führen würde. Gestern ruderte Tschudin zurück und erklärte, nicht für die Nachfolge der zurücktretenden Bildungsdirektorin Monica Gschwind (FDP) kandidieren zu wollen. Zu Radio SRF sagte er: «Es wäre ein absolutes Weltuntergangsszenario, wenn ich gebraucht würde. Deshalb kann man meine Kandidatur aufschieben. Nach dem Präsidiumsjahr schauen wir weiter.»
Lausens Gemeindepräsident Peter Aerni gratulierte Tschudin im Namen der Behörden und der Einwohnerschaft zur Wahl und wünschte ihm «gutes Gelingen». Im Geschenkkorb, so Aerni augenzwinkernd, befänden sich auch «klare Wässerchen, um Sachen leichter zu vergessen, die nicht so gut laufen werden». In Lausen fand am Abend das Landratspräsidentenfest mit rund 350 Gästen statt, bereits am Vormittag war das Dorf reich beflaggt. «Heute sind wir die schönste Gemeinde im Kanton», sagte Aerni.
Zum ersten Vizepräsidenten wurde Andreas Dürr (FDP, Biel-Benken) gewählt, zur zweiten Vizepräsidentin Sandra Strüby-Schaub (SP, Buckten). Sie werden zusammen mit Tschudin den Landrat ein Jahr lang leiten.
Neuer Regierungspräsident ist Anton Lauber («Mitte», Allschwil). Er erhielt 74 von 78 Stimmen und steht damit bereits zum dritten Mal an der Spitze der Regierung. «Als einer der wenigen Politiker in den vergangenen Jahren», wie «Mitte»- Fraktionschef Pascal Ryf (Oberwil) in seiner Nominierungsrede betonte. Den absoluten Rekord hält Gustav Adolf Rebmann (Pratteln/Liestal), der zwischen 1876 und 1914 ganze 13 Mal Regierungspräsident war.