Berliner Currywurst, made in Sissach
25.10.2024 Bezirk Sissach, Gastronomie, Lausen, SissachNach der Street-Food-Europameisterschaft in Saarbrücken (D) steht für «Don Curry» aus Lausen mit der Basler Herbstmesse der nächste Höhepunkt vor der Tür. Für Annett Weinkamm und Alex Matthes ist die Messe der herausforderndste Anlass im ganzen Jahr.
...Nach der Street-Food-Europameisterschaft in Saarbrücken (D) steht für «Don Curry» aus Lausen mit der Basler Herbstmesse der nächste Höhepunkt vor der Tür. Für Annett Weinkamm und Alex Matthes ist die Messe der herausforderndste Anlass im ganzen Jahr.
Tobia Benaglio
«Don't worry, be happy», sang Bobby McFerrin in den 1980er-Jahren, mit «Don Curry, be happy» werben Annett Weinkamm und Alex Matthes für ihre Currywurst. Das deutsche Paar aus Lausen betreibt einen Foodtruck, aus dem es Currywürste mit Pommes frites nach Belgischer Art und Hot Dogs verkauft.
Ab morgen steht er an der Basler Herbstmesse. Weinkamm und Matthes haben «Don Curry» 2020 eröffnet und sind seither jedes Jahr an der Herbstmesse dabei. «Es ist der herausforderndste Anlass im ganzen Jahr», so Weinkamm. Die vielen Leute, die dort gleichzeitig eine Currywurst haben wollen, würden jedoch die Arbeitsweise der Lausner nicht verändern. Die Deutschen bleiben ihrer Philosophie treu: Alle Zutaten sind frisch und regional und auch die Preise werden während der Messe nicht angehoben, wie es einige Streetfood-Anbieter täten.
Internationale Auszeichnung
Drei Wochen vor dem Beginn der Herbstmesse haben die Currywurstverkäufer im deutschen Saarbrücken an den «European Streetfood Award Finals», dem grössten Streetfood-Wettbewerb der Welt, teilgenommen. Um sich für die Europameisterschaft zu qualifizieren, müssen Teilnehmer an der jeweiligen Ländervorauswahl, in dem Fall an den Swiss Streetfood Awards, einen der begehrten Preise gewinnen. Nur der jeweilige Champion und der Gewinner des «People’s Choice Awards» dürfen bei den Europäischen Finals ihr Land vertreten. «Don Curry» gewann den «People’s Choice Award» zweimal in Folge und qualifizierte sich somit. 14 Nationen mit insgesamt 26 Foodtrucks waren an den «European Finals» vertreten.
«Das war der schönste Streetfood-Event, den wir je erlebt haben», schwärmt Weinkamm. Dies, obwohl sie diesmal keine Auszeichnung gewinnen konnten und die Teilnahme ziemlich ins Geld ging: Durch die Verzollung der Ware bewegten sich die Kosten im fünfstelligen Bereich, obwohl sie von Lieferanten wie Prodega und Pacovis (Gewürze) finanziell unterstützt wurden. Doch für diesen Event haben die Lausner das Geld gerne investiert, denn alleine die Teilnahme und das positive Feedback der Sterneköche in der Jury seien für sie sehr wertvoll gewesen.
Es stellt sich die Frage, was ein von Deutschen geführter Currywurst-Foodtruck als Vertreter der Schweiz ausgerechnet im Mutterland der Currywurst zu suchen hat. Das sei nicht aussergewöhnlich, erklärt das Paar. Im Streetfood sei jeder offen, um Neues auszuprobieren. Unter anderem wurde Nowegen von Racletteverkäufern vertreten.
Eröffnung just zum Lockdown
Am 1. November 2019 haben sich Annett Weinkamm und Alex Matthes selbstständig gemeldet. Sie kauften das Fahrzeug und schlossen die Versicherungen ab. «Dann, am 16. März 2020, um 9 Uhr, haben wir zum ersten Mal die Klappe des Wagens geöffnet – und um 15 Uhr wieder geschlossen: Lockdown», erklärt Matthes.
Es folgten zwei schwierige Jahre, die das Lausner Unternehmen ohne die Möglichkeit, sich einen Namen zu machen oder einen festen Stellplatz zu finden, nur dank finanzieller Hilfe von Freunden und Familie überlebte. Nach Ende der Corona-Massnahmen hat sich das Paar vom «Fehlstart» erholt und erreicht heute Kundinnen und Kunden der verschiedensten Nationalitäten mit seiner Currywurst. Neben Schweizern, die bei «Don Curry» teilweise zum ersten Mal eine Currywurst essen, und skeptischen deutschen Gästen, die begeistert von der Wurst sind, weil sie original wie in Berlin schmeckt, haben die Lausner auch beispielsweise eine indische Familie als Stammkunden, die es schätzen, dass es die selbst gemachte Sauce in mehreren Schärfestufen gibt.
Für Alex Matthes ist der Bezug zum Original und die Zubereitung «mit der Seele» das Wichtigste an seiner Currywurst. Bevor «Don Curry» eröffnete, habe er jahrelang vergeblich versucht, in der Schweiz eine Currywurst nach seinem Geschmack zu finden. Als der Berliner diese Marktlücke erkannte, beschloss er, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
Seine Würste produziert ein Metzger aus Sissach, die Hot-Dog-Buns ein Basler Bäcker und die Kartoffeln für die Pommes frites wachsen auf Schweizer Äckern. Dadurch haben er und seine Partnerin zwar mehr Arbeit, die Kunden seien jedoch äusserst zufrieden. Auch mich, als Vertreter der «Volksstimme», hat das Angebot, besonders die Belgischen Pommes frites, äusserst glücklich gemacht. Einige Gäste besuchen «Don Curry» über 40 Mal pro Jahr, sagt Matthes.
Das Erfolgsrezept
Da das Paar keine Gastroausbildung absolviert hat, stellt sich die Frage, wie die zwei es in vier Jahren geschafft haben, so erfolgreich zu werden. Die wichtigsten beiden Faktoren sind für Weinkamm und Matthes klar: Die Arbeit mit Herz und frischen Zutaten. «Sollten wir jemals auf Tiefkühlprodukte zurückgreifen müssen, bin ich raus», so Matthes. «Wir stehen gerne zwei Stunden früher als die Mitbewerber in der Küche, um die Kundschaft mit frischen Zutaten zu versorgen.» Ausserdem seien sie sehr authentisch gegenüber der Kundschaft, wie auch gegenüber ihren Mitbewerbern.
Wichtig sei auch die regionale Arbeit. Seit 12 Jahren wohnen die Deutschen in Lausen. Mit den lokalen Partnern und den Stammkunden ist das Oberbaselbiet für sie Heimat geworden, und sie wollen auf jeden Fall hier bleiben und mehr regionale Aufträge annehmen.
Darüber hinaus planen die Currywurstverkäufer den Kauf eines grösseren Anhängers, um ihr Sortiment um beispielsweise einen Currywurst-Burger, den es schon einmal im Angebot gab, zu vergrössern. Wegen des Aufwands mit frischen Zutaten sei der Platz im bestehenden Anhänger zu knapp.
33 Neuheiten an der Herbstmesse
sda. Morgen eröffnet die 554. Ausgabe der Basler Herbstmesse mit 470 Fahrgeschäften, Verpflegungs- und Handelsständen. An den sieben Standorten in der Stadt präsentieren sich 20 neue Stände und 13 neue Fahrgeschäfte. Neben dem 85 Meter hohen Kettenkarussell «Aeronaut» auf dem Kasernenareal eröffnet der Geistercoaster «Spuk» auf der Rosentalanlage. Dabei handelt es sich um eine mit einer Achterbahn kombinierte Geisterbahn.
Eine weitere Neuheit ist das Depotsystem für PET-Flaschen, das die unbefriedigende Recyclingquote der vergangenen Jahre verbessern soll. Vom 26. Oktober bis zum 10. November werden rund 1 Million Besucherinnen und Besucher aus dem In- und Ausland in Basel erwartet.