AUSGEFRAGT | KASPAR SUTTER, BASLER REGIERUNGSRAT AUS KILCHBERG
22.03.2024 Gesellschaft, Energie/Umwelt, Kultur, Gesellschaft, Natur«Der Wald ist eine Quelle der Inspiration»
Am Mittwoch war der Internationale Tag des Waldes. Tags zuvor führte der Basler Regierungsrat Kaspar Sutter durch die Langen Erlen. Der aus Kilchberg stammende SP-Politiker gibt darüber Auskunft, was der ...
«Der Wald ist eine Quelle der Inspiration»
Am Mittwoch war der Internationale Tag des Waldes. Tags zuvor führte der Basler Regierungsrat Kaspar Sutter durch die Langen Erlen. Der aus Kilchberg stammende SP-Politiker gibt darüber Auskunft, was der Wald für ihn bedeutet und wie man ihn nachhaltig nutzen und für die Nachwelt erhalten kann.
Thomas Immoos
Herr Sutter, Sie sind in der kleinsten Gemeinde des Kantons land aufgewachsen und leben nun in der grössten Stadt der Region. Welche Erinnerungen haben Sie an den Wald in Kilchberg?
Kaspar Sutter: Ich erinnere mich gerne daran. Wir Kinder bildeten die «Zeglingen-Kilchberg-Bande» (ZKB) und waren viel im Wald unterwegs.
Was bedeutet Wald für Sie persönlich?
Der Wald ist eine Quelle der Inspiration: das Rauschen der Blätter, der besondere Duft, das Zwitschern der Vögel und natürlich die Stille. Ich bin gern im Wald, um mich zu erholen oder um dort zu joggen.
Sie sind ja auch als Sänger bekannt. Singen Sie im Wald?
Nein, das tue ich dann doch nicht.
Heute sind Sie als Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt unter anderem für den Wald zuständig. Dabei hat Basel doch gar nicht so viel Wald …
Die Waldfläche des Kantons Basel-Stadt ist in der Tat gering: Dieser macht nur gerade knapp 12 Prozent der Kantonsfläche aus, was 470 Hektaren entspricht. Der schweizerische Durchschnitt der Bewaldung liegt ja bei etwa 30 Prozent. Über die Hälfte der Basler Wälder befindet sich in Riehen. Der Wald ist für uns und unsere Bevölkerung aber sehr wichtig und wir tragen grosse Sorge zu ihm. Zudem sehe ich hier die beiden Basel gemeinsam, denn immerhin betreiben wir auch das Amt für Wald zusammen und diese Zusammenarbeit funktioniert hervorragend. Per 1. April werden wir zusätzlich noch die Bereiche Wildtiere und Jagd zusammenlegen.
Hat sich die Bedeutung des Waldes im Lauf der Jahrzehnte gewandelt?
Die Veränderungen sind gross und bringen Herausforderungen. Das zeigt sich in der Arbeit in meinem Departement, dem Amt für Wild beider Basel. Früher wurde mehr Nutzholz geschlagen, beispielsweise für das Heizen der Häuser oder für die Industriebetriebe und für den Bau. Heute ist der Wald vor allem auch für die Freizeitnutzung wichtig. Zur Förderung des Klimaschutzes wollen wir wieder vermehrt mit Holz bauen. Holz spielt auch eine Rolle in der Dekarbonisierung unserer Wärmeversorgung: Neben Abfall brauchen wir für die Produktion der Fernwärme auch Holz.
Gibt es bereits sichtbare Verbesserungen, etwa beim Bauholz?
Hier haben die beiden Basel Anschubfinanzierung geleistet bei der damaligen Fagus Jura (heute Fagus Suisse), mit dem Ziel, marktund konkurrenzfähige Bauteile aus Buchenholz zu ermöglichen. Verleimte Bauteile aus Buchenstäben sind bei gleicher Tragkraft filigraner als solche aus Fichten, was ganz neue bauliche Möglichkeiten eröffnet. Computerbasierte Techniken ermöglichen auch die Herstellung von Bauteilen, die bisher nicht denkbar waren.
Welche Bedeutung hat der Wald für den Wirtschaftsstandort Basel?
Abgesehen davon, dass einige Industriebauten auf Holz setzen, sei daran erinnert, dass eines der bekanntesten Medikamente aus dem Salicin der Weide hergestellt wurde, nämlich Aspirin. Die in Basel ansässige Firma Geigy hat den Wirkstoff weiterentwickelt und daraus Voltaren gemacht, ein Klassiker bei der Behandlung von Rheuma und Schmerzen.
Das Motto des Internationalen Tages des Waldes lautet «Neue Lösungen für eine bessere Welt». Was bedeutet dies für die Region Basel?
Das Motto passt sehr gut zum Wirtschaftsstandort und der Wirtschaftsregion Basel. Die Unternehmen sind sehr innovativ – Innovation ist für unseren Wirtschaftsstandort ein Grundpfeiler, der auch von der Politik gefördert wird.
Wie sehen diese «neuen Lösungen» in Basel-Stadt aus?
Basel war schon immer die Stadt der Innovation. Der Grosse Rat hat kürzlich 67 Millionen Franken für die Innovationsförderung gesprochen. Wir erweitern unsere Innovationsförderung von den Life Sciences auf nachhaltige und digitale Innovation. Erneuerbare Lösungen finden: Dazu gehören auch die Nutzung und der Erhalt des Waldes. Als Beispiel möchte ich die Universität Basel nennen, wo zur Anwendung der Zellulose im Alltag geforscht wird. Es wird untersucht, ob Zellulose in flüssiger Form als Werkstoff für die Produktion von Filigranen sowie Gegenstände verwendet werden kann, die beispielsweise in der Alzheimer-Forschung zur Anwendung kommen.
Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf den Wald?
Die Klimaerhitzung und die vermehrte Trockenheit sind Stressfaktoren für den Wald. Die traditionellen Bäume in unseren Wäldern – Tanne, Fichte, Buche – ertragen höhere Temperaturen nicht gut. Deshalb wird daran geforscht, welche Bäume stattdessen gepflanzt werden könnten. Im Vordergrund steht dabei die Eiche, der Spitzahorn, die Linde und die Vogelkirsche. Das Amt für Wald beider Basel unterstützt mit bereitgestellten Testflächen einen laufenden Test der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL).
Lassen sich diese anderen Hölzer so gut verarbeiten wie die «traditionellen»?
Auch dazu wird laufend geforscht. Es gibt sicherlich Möglichkeiten, diese Hölzer nachhaltig zu nutzen und daraus neue Produkte herzustellen.
Zur Person
tim. Kaspar Sutter ist 48 Jahre alt, verheiratet und lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Grossbasel. In seiner Freizeit singt er, ist aktiver Fasnächtler mit Piccolo, wandert gerne in den Bergen, unterstützt den FCB im «Joggeli» und liest viel. Er ist in Kilchberg und Allschwil aufgewachsen. Sein Studium hat er als Ökonom abgeschlossen. Seit 2021 ist der SP-Politiker Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt, wo er das Departement für Wirtschaft, Soziales und Umwelt leitet.