Militär-Orientierungstag soll obligatorisch werden – für Männer und für Frauen
Landrat Silvio Fareri («Mitte», Pratteln) hat Mitte Mai im Kantonsparlament ein Postulat eingereicht. Darin regt er an, das kantonale Amt für Militär und ...
Militär-Orientierungstag soll obligatorisch werden – für Männer und für Frauen
Landrat Silvio Fareri («Mitte», Pratteln) hat Mitte Mai im Kantonsparlament ein Postulat eingereicht. Darin regt er an, das kantonale Amt für Militär und Bevölkerungsschutz soll einen obligatorischen Orientierungstag zum Militär und Zivilschutz für Frauen und Männer einführen.
Thomas Immoos
Herr Fareri, in einem Postulat regen Sie an, den für Frauen bisher freiwilligen Orientierungstag für Armee und Zivilschutz obligatorisch zu machen. Warum haben Sie diesen Vorstoss gerade jetzt eingereicht?
Silvio Fareri: Es gibt zwei Gründe. Zum einen zeigen die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, dass jedes Land jederzeit verteidigungsbereit sein muss. Zum anderen ist bekannt, dass das Militär, aber auch der Zivilschutz, in der Schweiz unter Nachwuchsmangel leidet. Es geht also darum, jungen Menschen, Frauen wie Männern, den Dienst in Militär und Zivilschutz näherzubringen und sie dafür zu gewinnen.
Könnte dieses Ziel nicht auch durch Werbeaktionen an Schulen, Lehrstellen, Gewerbeschulen erreicht werden?
Das geschieht auch bereits. Die Armee ist regelmässig an verschiedenen Anlässen präsent, so zum Beispiel auch schon bei der Berufsschau Baselland. Indem der Orientierungstag für alle obligatorisch wird, können auch alle infrage kommenden jungen Schweizerinnen und Schweizer erreicht werden. Und auch solche, die sich vorher keine Gedanken darüber gemacht haben, welche Bedeutung der Militärdienst hat oder welche Chancen eine Kaderlaufbahn für die berufliche Zukunft bietet.
Müsste dieser Vorstoss eigentlich nicht im Bundesparlament gestellt werden, ist doch die Armee eine Bundesaufgabe?
In der Tat sind die Ausbildung der Soldatinnen und Soldaten und die Organisation der Armee Aufgaben des Bundes. Hingegen stehen die Kantone in der Pflicht, kantonale Orientierungstage zu Armee und Zivilschutz durchzuführen. Hier setze ich mit meinem Vorstoss an.
Muss es denn ein obligatorischer Orientierungstag sein?
Zurzeit ist der Orientierungstag für Frauen freiwillig. Das hat den Nachteil, dass sich junge Frauen, die daran teilnehmen wollen, einen Tag frei nehmen müssen. Verständlicherweise sind viele dazu nicht bereit. Mit dem Obligatorium wären Schulen und Arbeitgeber verpflichtet, die Leute am Orientierungstag teilnehmen zu lassen. Arbeitgeber würden im Rahmen der Erwerbsersatzordnung entschädigt.
Warum haben Sie Ihren Vorstoss in der Form des unverbindlichen Postulats statt in der verpflichtenden Form einer Motion formuliert?
Es geht mir in erster Linie darum, das Anliegen auf die politische Agenda zu bringen. Deshalb soll der Regierungsrat zuerst prüfen und berichten, was er zu tun gedenkt oder welche Möglichkeiten für das Obligatorium bestehen. Allenfalls werde ich später mit einer Motion nachziehen. Denn es ist unbestritten, dass sowohl die Armee als auch die Zivilschutzorganisationen in den Gemeinden personell in einer prekären Situation sind. Beide – Armee wie Zivilschutz – brauchen mehr Leute. Wenn der Orientierungstag dieser Organisationen für alle obligatorisch würde, könnten nach meiner Einschätzung mehr junge Frauen dafür gewonnen werden.