Peter Gröflin tritt 2024 nicht mehr zu den Wahlen an
Der Gemeindepräsident von Gelterkinden kandidiert nicht für die neue Legislatur: Peter Gröflin verzichtet aus gesundheitlichen Gründen. Die Herausforderungen und der Umgang damit – in der Exekutive und in der Bevölkerung – haben ...
Peter Gröflin tritt 2024 nicht mehr zu den Wahlen an
Der Gemeindepräsident von Gelterkinden kandidiert nicht für die neue Legislatur: Peter Gröflin verzichtet aus gesundheitlichen Gründen. Die Herausforderungen und der Umgang damit – in der Exekutive und in der Bevölkerung – haben zu stark an ihm gezehrt.
Severin Furter
Herr Gröflin, Sie haben sich entschlossen, bei den Wahlen im März nicht mehr anzutreten. Warum?
Peter Gröfl in: Dieser Entschluss ist in den vergangenen Monaten gereift. Ich musste anhand verschiedener Anzeichen gesundheitlicher Art feststellen, dass die sehr intensive Zeit der vergangenen Jahre an mir genagt hat. Auch habe ich besorgte Rückmeldungen aus meinem Umfeld erhalten. Das hat schliesslich zu diesem Entscheid geführt, nicht mehr anzutreten – es ist ein Vernunftsentscheid.
Die Herausforderungen rund um die schwierige Finanzlage der Gemeinde führen Sie als einen der Gründe an. Wie hat Sie das belastet?
Es war vom ersten Tag im Amt klar, dass die finanzielle Lage von Gelterkinden den Gemeinderat stark beanspruchen wird. Wir hatten ein tiefrotes Budget vor Augen. Von diesem Moment an herrschte eine gewisse Hektik im Gremium – die Finanzen waren das dominierende Thema. Es folgten die Rückweisung des Budgets an der «Gmäini» und schwierige Monate danach.
Sie schreiben in Ihrer Mitteilung von «mehr oder weniger sachlich geführten Auseinandersetzungen». Fühlen Sie sich von der Bevölkerung im Stich gelassen, oder gibt es im Gemeinderat interne Streitgkeiten?
Es sind beide Komponenten. Im Gelterkinder Gemeinderat gibt es zu viele Geschäfte, die stark abhängig vom politischen Denken und dem Parteibüchlein der einzelnen Mitglieder diskutiert werden. Der lösungsorientierte Ansatz rückt in den Hintergrund. Das ist in anderen Gemeinden teilweise anders. Zusätzlich gab es Kommentare in den Sozialen Medien und Leserbriefe aus der Bevölkerung, die den Eindruck erwecken, der Gemeinderat überlege sich bei seinen Entscheiden nichts. Widerstand ist normal in einem politischen Amt, aber die Art und Weise, wie Kritik geübt und gelebt wird – das ist belastend.
Sie haben das Gemeinderatsamt angetreten, um es sicherlich acht Jahre ausüben zu wollen. Sind sie enttäuscht, dass Sie dies nicht erreichen konnten?
Ja, eine gewisse Enttäuschung ist sicherlich vorhanden. Ich habe mich bewusst zur Wahl gestellt – nach einer Übergangszeit dann auch für das Präsidium. Ich bin mir bewusst gewesen, dass damit mehr auf mich zukommt, als wenn ich «nur» Gemeinderat wäre. Dass ich nach dreieinhalb Jahren Amtszeit nun an diesem Punkt angelangt bin, ist schon auch enttäuschend.
Sie waren der «Retter in der Not», als sich 2021 niemand sonst fürs Gemeindepräsidium zur Verfügung gestellt hatte. Bereuen Sie rückblickend den Entscheid, das Präsidium angenommen zu haben?
Diese Gedanken habe ich mir schon ein paar Mal gemacht: Bereue ich es, war es ein Fehler? Ich bin jedoch zum Schluss gekommen, dass dies nichts bringt. Ich weiss nicht, wie es anders gekommen wäre.
Ihr Amtsantritt fiel in die Pandemie. Wie hat Sie das beeinflusst?
Die Pandemie hat den Einstieg in das Amt sicherlich zusätzlich erschwert. Insbesondere im Bereich der kommunikativen Zusammenarbeit – im Gremium, aber auch mit der Bevölkerung – waren wir stark eingeschränkt. Zudem fielen auch Schulungen des Kantons für neu gewählte Gemeinderäte aus. Die Pandemie war für das eigentliche Sachgeschäft und den Gemeinderatsalltag sicherlich erschwerend.
Sie werden noch bis im kommenden Juni im Amt sein. Welche Ziele verfolgen Sie dabei?
Ich werde meinen vollen Beitrag leisten, um jene Geschäfte, die zurzeit anstehen und behandelt werden, zu einem Abschluss oder zumindest zu einem soliden Zwischenstand zu bringen. Es ist illusorisch zu meinen, dass das Leben in einer Gemeinde in Legislaturen abgehandelt wird. Es ist ein stetiger Prozess mit fortlaufenden Aufgaben – nur die personellen Kräfte werden ausgetauscht.
Zur Person
sf. Peter Gröflin hat sein Gemeinderatsamt im Juli 2020 angetreten. Nur ein halbes Jahr später wurde er zum Gemeindepräsidenten gewählt. Der 61-Jährige betreut neben dem Präsidium das Departement Tiefbau. Gröflin ist Mitglied der EVP.
Auch Pascal Catin verzichtet
sf. Neben Peter Gröflin tritt ein weiteres Gemeinderatsmitglied von Gelterkinden bei den Gesamterneuerungswahlen im März 2024 nicht mehr an: Pascal Catin verzichtet auf eine Wiederwahl, wie er gegenüber der «Volksstimme» bestätigt. Er hat seine Ratskollegen diese Woche über seinen Rückzug informiert. Als Grund führt er berufliche Veränderungen an, die sich mit einem Gemeinderatsmandat nicht mehr vereinbaren lassen. Catin wurde im April 2022 als Mitglied des Bürgerlichen Zusammenschlusses Gelterkinden (BZG) in den Gemeinderat gewählt und ist Präsident der FDP-Sektion Gelterkinden und Umgebung. Im Gemeinderat ist er für die Departemente Finanzen, Personal, Administration, IT und Entsorgung zuständig.