«Keine Angebotserweiterung trotz Teilneubau»
22.09.2023 Baselbiet, GesundheitBottmingen | Tag der offenen Tür zum 50-Jahre-Jubiläum des Bruderholzspitals
Am Samstag feiert das Kantonsspital Baselland das 50-jährige Bestehen des Bruderholzspitals mit einem Tag der offenen Tür. Der KSBL-Chief Operating Officer (COO) und stellvertretende CEO, ...
Bottmingen | Tag der offenen Tür zum 50-Jahre-Jubiläum des Bruderholzspitals
Am Samstag feiert das Kantonsspital Baselland das 50-jährige Bestehen des Bruderholzspitals mit einem Tag der offenen Tür. Der KSBL-Chief Operating Officer (COO) und stellvertretende CEO, Michael Tschopp, blickt vor dem Feiertag auf die Zukunft des Spitals und erklärt, wie weit die Planungen für den Erweiterungsbau fortgeschritten sind.
Tobias Gfeller
Herr Tschopp, das Bruderholzspital wird 50 Jahre alt. Es steht quasi auf der Kantonsgrenze zu Basel Stadt. Rückblickend betrachtet: War der Bau an diesem Standort ein Fehler oder genau richtig?
Michael Tschopp: Von einem Fehler kann keine Rede sein. Wenn man in der Spitalgeschichte unserer Region zurückblickt, stösst man bereits in den 1950er-Jahren auf Pläne für den Bau des Bruderholzspitals. Damals wurde vom Kanton das Bauland gesichert. Im Spitalabkommen von Basel-Stadt und Basel-Landschaft aus dem Jahr 1966 wurde explizit verlangt, dass das Baselbiet für mehr «eigene» Spitalbetten sorgen müsse, da die Spitäler in der Stadt dauernd überfüllt waren. Seit seiner Eröffnung ist das Bruderholzspital fester Bestandteil der regionalen Spitallandschaft. In den vergangenen Jahren wurden schweizweit die Kapazitäten reduziert, so auch auf dem Bruderholz, zuletzt fokussiert im Rahmen der Strategieumsetzung. Mit den heutigen respektive für den Teilneubau berechneten Kapazitäten ist das Spital auch für die Zukunft gut aufgestellt. Der Entscheid für diesen Standort wurde aufgrund der grosszügigen Landreserven gefällt, was uns im Hinblick auf die Weiterentwicklung des Areals auch heute noch zugutekommt.
Das Bruderholzspital ist baulich in die Jahre gekommen. In welchem Zustand, auch hinsichtlich der medizinischen und pflegerischen Leistungen, befindet sich das Spital wirklich? Da gibt es ja ganz unterschiedliche Meinungen und Aussagen dazu.
Wie die unterschiedlichen Meinungen und Aussagen gibt es auch nicht den einen Zustand der Gebäude, da in den vergangenen Jahren viele Zonen komplett saniert und umgebaut wurden. Richtig ist, dass der Bettenturm hoch sanierungsbedürftig ist. Deshalb werden auch der Teilneubau und der Rückbau des heutigen Bettenturms geplant. Der Flachbau bleibt bestehen und wird nach der Erstellung des Teilneubaus weiter saniert.
Das Kantonsspital plant beim Bruderholzspital im Rahmen der Strategie «Fokus», die der Regierungsrat für das KSBL beschlossen hatte, einen Teilerweiterungsbau. Was ist der Stand der Dinge bei der Planung?
Im Frühjahr 2023 haben wir einen zweistufigen Gesamtleistungswettbewerb ausgeschrieben, mit dem ein Planungsteam gesucht wird, das ein entwicklungsfähiges Projekt ausarbeiten möchte. Die interessierten Teams haben Zeit bis Anfang Dezember 2023, ihre Projekte einzureichen, aus denen die Jury drei Projekte für die zweite Phase auswählen wird. Das Siegerprojekt wird voraussichtlich 2025 gekürt.
Anlässlich der Vorstellung des Geschäftsberichts 2022 sagte der CEO des KSBL, Norbert Schnitzler, dass Rücklagen für den Neubau gemacht werden. Ist der Teilerweiterungsbau aus finanzieller Sicht für das KSBL tatsächlich stemmbar?
Vor dem aktuellen Hintergrund plant man ein solches Projekt natürlich nicht sorgenfrei. Auf der einen Seite stehen wir vor Teuerung, Inflation und der Situation nicht kostendeckender Tarife, auf der anderen Seite müssen wir diesen Teilneubau für die Erfüllung der vom Regierungsrat beschlossenen Strategie zwingend realisieren können.
Welche Rolle geben Sie als Führung des KSBL dem Bruderholzspital für die Zukunft in Sachen Gesundheitsversorgung in der Region Nordwestschweiz?
Das Bruderholzspital bleibt als zweiter Akutstandort des KSBL ein wichtiger Bestandteil der regionalen Gesundheitsversorgung. Aufgrund der demografischen Entwicklung werden in den nächsten 10 bis 20 Jahren zunehmend Kapazitäten für die Behandlung von älteren und multimorbiden Menschen notwendig sein. Die Schwerpunkte des Standorts mit dem Zentrum Altersmedizin und Rehabilitation und dem Zentrum Bewegungsapparat in Kombination mit einer 24/7-Notfallstation, einer starken Medizin und Chirurgie und einer Intensivstation sind optimal auf die Versorgung der Baselbieter Bevölkerung ausgerichtet.
Was soll das Bruderholzspital bieten, wenn der Teilerweiterungsbau abgeschlossen ist? Wie sieht das Bruderholzspital 2050 aus?
Mit dem Teilneubau erfolgt keine Angebotserweiterung. Die heutigen Angebote werden lediglich räumlich verschoben und gleichzeitig stationäre und ambulante Infrastrukturen noch stärker getrennt. Die mit der Strategie «Fokus» eingeleitete Transformation und Fokussierung der medizinischen Angebote wurde mit der Bildung von organ- und krankheitsbasierten Zentren Ende 2022 weitgehend abgeschlossen. Mit dem Teilneubau wird auch das Zielbild der Masterplanung für den Standort Bruderholz erreicht sein.
Sie laden am kommenden Samstag im Rahmen des Jubiläums zum Tag der offenen Tür ein. Worauf können sich die Besucherinnen und Besucher freuen?
Die Gäste erwartet ein sehr vielseitiges Programm mit spannenden Einblicken in den Spitalalltag. Alle Kliniken des KSBL sind vor Ort präsent und lassen die Gäste hinter die Kulissen blicken. Wir bieten ein vielfältiges Vortragsprogramm, Gesundheits-Checks, einen «First Aid Corner», Führungen, eine Kinderwerkstatt, und für diesen Tag wird sogar die Rega ihre Basis auf die Wiese beim Spital verlegen. Mit einer historischen Bildergalerie und Filmbeiträgen über «Bruderholzspital – damals und heute» feiern wir das 50-Jahre-Jubiläum. Und selbstverständlich geniessen unsere Gäste auch im Food Court ein vielfältiges kulinarisches Programm.
Das Interview wurde schriftlich geführt.
Der Tag der offenen Tür im Bruderholzspital findet morgen Samstag, 23. September, von 10 bis 16 Uhr statt. Programmdetails unter www.ksbl.ch