Befreiung aus den alten Rollenmustern
31.08.2023 Bezirk Sissach, Kultur, SissachIm «Cheesmeyer» wird fleissig geprobt
Die letzten Proben für das Freilichttheaterstück «Geld und Geist» laufen im «Cheesmeyer» auf Hochtouren. Morgen ist Premiere und Regisseur Kaspar Geiger und Produktionsleiter Andreas Müller zeigen sich zuversichtlich.
Melanie ...
Im «Cheesmeyer» wird fleissig geprobt
Die letzten Proben für das Freilichttheaterstück «Geld und Geist» laufen im «Cheesmeyer» auf Hochtouren. Morgen ist Premiere und Regisseur Kaspar Geiger und Produktionsleiter Andreas Müller zeigen sich zuversichtlich.
Melanie Frei
Der Himmel öffnete auch am Dienstag seine Schleusen und liess die aufgebaute Bühne hinter dem «Cheesmeyer» nicht trocken. Das Wetter liess aber nicht etwa alles stillstehen: Für das Freilichttheater «Geld und Geist» der Theatercompany «Texte und Töne», das am Freitag Premiere hat, wurde fleissig geprobt.
«Wir fügen endlich alles zusammen», sagt Andreas Daniel Müller, Produktionsleiter und gleichzeitig Schauspieler im Stück, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Jeremias Gotthelf. Der Ad-hoc-Chor unter der Leitung von Susanne Würmli-Kollhopp und das Saxofon-Ensemble Silverhorns hatten sich bis jetzt einzeln auf das Theaterstück vorbereitet. Das Zusammenfügen aller beteiligten Parteien sei deshalb eine grosse Herausforderung. «Es braucht Koordination und eine gute Zusammenarbeit», fügt Müller hinzu.
Die Proben seien, trotz schlechter Witterung, jedoch äusserst gut verlaufen, so der Produktionsleiter. Die Stimmung unter den Schauspielerinnen und Schauspielern sei kollegial, der Chor und auch das 23-köpfige Saxofon-Ensemble haben den Ablauf des Stücks verinnerlicht. Das gute Vorankommen der Probe war Beweis für die Worte Müllers. Spannend war zu beobachten, dass sich während der Proben noch Anpassungen jeglicher Art anbringen liessen und Flexibilität und hohe Professionalität von allen Parteien zu spüren war.
Umbruchsstimmung
Das Stück «Geld und Geist» geht auf die altbäuerlichen Familienbeziehungen ein. Ein Vater, der seine Tochter zwangsverheiraten will, und Personen, die sich von Macht und Geld leiten lassen und gierig handeln. Doch auch moderne Konflikte werden aufgegriffen: Besonders die althergebrachten Geschlechterrollen werden hinterfragt und die beengenden Muster, in denen Männer und Frauen eingesperrt sind, kritisiert. Gegen die stereotypen Rollenbilder zu Zeiten von Gotthelf kämpfen die handelnden Personen an. Dabei sind es vor allem die Jungen, die sich für eine bessere Zukunft einsetzen.
Regisseur Kaspar Geiger wusste während der Probe mit Expertise die Geschehnisse zu leiten: «Der Chor muss etwas lauter singen» oder «So kommt das Gesagte besser zur Geltung», sind nur wenige der vielen hilfreichen Anweisungen, die der Theaterleiter einbrachte.
Die Bühne steht, der Text sitzt und die Schauspielenden sind in ihren Kostümen gekleidet: Ist denn alles bereit für die Premiere? «Ja», antwortet Andreas Müller und lächelt. «Das Wetter ist auf unserer Seite und die guten Proben sprechen für sich. Nun freuen wir uns auf spannende Spätsommernächte», fügt er an. «Einige Probedurchläufe stehen noch an, bis wir am Freitag endlich vor Publikum spielen können.»
Für das erste der beiden Vorstellungswochenenden seien nur noch wenige Tickets übrig. Wie werden die Familienkonflikte gelöst? Und wird die Weltsicht und Rollenverteilung stur beibehalten? «Es ist eine böse Welt», hat Jeremias Gotthelf einst gesagt. Germanist Phillip Theisohn sagt dazu: «Wir sollten uns nie sicher sein, auf der richtigen Seite zu stehen.» Eine passende Aussage für die Umbruchsstimmung und den Drang nach Veränderung, der im Stück behandelt wird.
Tickets gibt es auf eventfrog.ch, im «Cheesmeyer» und in allen Filialen der Post.