«Tanzen berührt die Seele»
15.08.2023 Bezirk Sissach, GelterkindenDie bewegten Nachmittage sind äusserst beliebt
Jeweils am zweiten Donnerstagnachmittag im Monat wird vom Verein Tanzfreunde Gelterkinden im Gemeindesaal ein Seniorentanznachmittag durchgeführt. Der Event lockt nicht wenige tanzfreudige Menschen im fortgeschrittenen Alter ins ...
Die bewegten Nachmittage sind äusserst beliebt
Jeweils am zweiten Donnerstagnachmittag im Monat wird vom Verein Tanzfreunde Gelterkinden im Gemeindesaal ein Seniorentanznachmittag durchgeführt. Der Event lockt nicht wenige tanzfreudige Menschen im fortgeschrittenen Alter ins Gemeindehaus.
Sander van Riemsdijk
Eine leidenschaftliche Tanz-Gemeinschaft von Paaren im fortgeschrittenen Alter bewegte sich am vergangenen Donnerstagnachmittag über den sauberen Tanzboden des Gemeindesaals Gelterkinden. Das zweiköpfige Orchester The Granadas mit seinem vielseitigen Live-Musik-Repertoire sorgte dabei für die richtige musikalische Stimmung. Der Spass tanzte offensichtlich mit den Seniorinnen und Senioren mit. Vor vier Jahren hat die 74-jährige Rosmarie Handschin den Verein Tanzfreunde Gelterkinden mitgegründet und diesen Seniorentanznachmittag für das Oberbaselbiet aus der Taufe gehoben. Jeweils am zweiten Donnerstagnachmittag des Monats können Tanzbegeisterte – das Alter der Zielgruppe bewegt sich zwischen 60 und 90 – mit Live-Musik ihrem Hobby frönen, alleine oder als Paar.
«Das Interesse am Seniorentanznachmittag ist sehr gross», sagt Rosmarie Handschin, während sie am Saaleingang den Eintritt für den Nachmittag à 10 Franken einzieht. «Nur konnten an diesem Nachmittag weniger Tanzfans vorbeikommen, weil gleichzeitig in Riehen ein ähnlicher Tanzevent stattfindet», fügt sie an. Seniorentanznachmittage gebe es nicht viele, sich zu konkurrenzieren sei nicht der Sinn der Sache. Ebenso spielte das Wetter nicht mit. Für einen Tanznachmittag in einem geschlossenen Raum war es zu warm. «Dazu ist auch noch Ferienzeit», ergänzt ein Besucher.
Nichtdestotrotz füllte sich der Saal sukzessive und das Musikduo legte sich mit einer Begrüssungspolka richtig ins Zeug. Es dauerte nicht lange, da zeigten sich die ersten Tanzpaare auf dem Parkett. Vielleicht erwartete man von den «in die Jahre Gekommenen» wenig Beteiligung, der körperlichen Fitness wegen. Allerdings schwangen die Menschen ihre Tanzbeine und hatten sichtlich Freude an der gemeinsamen Aktivität. Dabei sassen Grundschritte und Schrittkombinationen wie einstudiert.
Der Musik nachreisen
Viele Tanzliebhabende kommen aus den Kantonen Solothurn und Aargau, einige sogar aus dem Kanton Luzern, wie Rosmarie Handschin erzählt. Damit möchte sie die Beliebtheit des Oberbaselbieter Seniorennachmittags steigern. «Ein Paar kommt sogar aus der Nähe von Bern und ist wegen der Musik hier», ergänzt Handschin stolz. Ja, sie reisen «The Granadas» nach, wo immer diese auch auftreten, bestätigten die beiden Tanzfreudigen.
Tanzen werden sie bestimmt auch noch: Mit wechselnden Partnern? «Nein, das kommt für uns gar nicht infrage», sagt die Dame. Andere sind aus medizinischen Gründen da. «Mein Arzt hat mir das Tanzen empfohlen, weil es gegen meine Parkinson-Krankheit hilft», sagt ein Herr aus Sissach. Es sei für ihn eine Art Therapie.
Unterdessen bieten die «Granadas» nach einer kurzen Verschnaufpause mit kulinarischer Stärkung zum nächsten Tanz auf. Die Tanzpartner und Tanzpartnerinnen werden gelegentlich gewechselt. Alleine tanzen muss niemand. Ein Herr aus dem Kanton Aargau «klebt» seit Anfang Nachmittag auffällig auf seinem Stuhl. Ob er etwa nicht gerne tanzt? «Doch, aber es muss nicht unbedingt sein. Ich höre auch gerne Musik», gibt er zur Antwort. Hört man da nicht auch fehlenden Mut heraus, eine Tanzpartnerin auszusuchen? Nur vorwärts! Vorläufig entschied er sich aber, das Geschehen in sicherem Abstand von seinem Stuhl aus zu beobachten.
Zwei Frauen aus Zunzgen und Bubendorf, die «keinen Seniorentanznachmittag auslassen», wie sie versichern, wirkten an ihrem kleinen Tisch an der Wand etwas ungeduldig: «Wir müssen manchmal lange warten, bis wir zum Tanz aufgefordert werden», sagen sie und haben dabei durchaus den «Stuhlwärmer» aus dem Aargau im Visier. Abrupt holen sie zum Rundumschlag aus. «Die Männer sind scheu und lassen einen zu lange sitzen.»
«Schmerzen vergessen»
Die Musik setzt wieder ein und das Tanzparkett füllt sich sichtbar schneller als am Anfang des Nachmittags. Auffallend ist, dass die Männer in der Minderheit sind. «Das ist immer und überall so», sagt Rosmarie Handschin und zuckt mit den Schultern. Warum dies so sei, könne sie sich nicht erklären.
Das Tanzen nimmt im Leben von Rosmarie Handschin, aufgewachsen in Gelterkinden, einen wichtigen Platz ein. Sie sei schon immer eine begeisterte Hobbytänzerin gewesen: «Tanzen berührt die Seele, während die Musik die Schmerzen vergessen lässt.» In Zeiten, wo das Knüpfen von sozialen Kontakten nicht einfach ist, bietet der Seniorentanznachmittag die ideale Gelegenheit, andere Menschen kennenzulernen. «Dann soll man aber auch hingehen», findet Rosmarie Handschin, während die Musik leiser und die Bewegungen auf der Tanzfläche langsamer werden.
Mit viel Bewegung und Freude lassen die Anwesenden auch diesen Tanznachmittag ausklingen. Ob sie auch am nächsten dabei sind?