Hommage an den deutschen Schriftsteller, Drehbuchautor und Dichter

vs. Was hat der Schriftsteller Erich Kästner (1899–1974) mit einer friedlichen Zukunft zu tun? Das ergründen im «Cheesmeyer» der Germanist Henning Kurz und die Schauspielerin Martina Rick-Buser unter der Gesprächsleitung von Ueli Mäder. Begleitet wird der Abend von Kästner-Songs der Anselm-König-Band.

Erich Kästner wurde – 18-jährig zum Wehrdienst aufgeboten – im Ersten Weltkrieg zum Pazifisten. Sein Jugendbuch «Emil und die Detektive» erschien 1931, «Das fliegende Klassenzimmer» im Jahr 1933. Im selben Jahr schaute er zu, wie sein Roman «Fabian. Die Geschichte eines Moralisten» (1931) und weitere Schriften von ihm verbrannt wurden. Kästner kritisierte den aufkommenden Faschismus und engagierte sich für eine bessere Welt.

Kästners «Lyrische Hausapotheke» kam 1936 notgedrungen in der Schweiz heraus. «Sie empfiehlt eine melancholische Skepsis und bewahrt mit Gedichten zu jeder Gefühlslage vor zynischem Pessimismus und verzweifeltem Optimismus», sagt Henning Kurz. Er leitet die Volkshochschule Grenzach-Wyhlen und hält ab und zu Vorträge zu Kästner. Ebenso zu Sozialpsychologe Erich Fromm, der die Gesprächsreihe «Für eine friedliche Zukunft» inspiriert.

Fromm und Kästner sind für Kurz «eine praktische Alltags-Psychologie». Und Fromms «Kunst des Liebens» (1956) war für ihn «wie eine Einstiegsdroge». Mit der Botschaft: Liebe selbst, statt darauf erpicht zu sein, bewundert zu werden. Später kam noch «Haben oder Sein» (1976) dazu: Habgier schliesst Frieden aus. So seien denn beide Emils anregende Lebensautoren, ohne wohlfeile Rezepte. «Sie sehen Menschen als soziale und zwiespältige Wesen.»

Kästners «skeptische Melancholie und wertvolle Gebrauchslyrik» imponieren Kurz besonders. Kästner kritisierte auch den Militarismus seiner Zeit. Und misstrauisch kommentierte er «Die Entwicklung der Menschheit». Wir seien und blieben, meinte er, «immer noch die alten Affen».

Kästner und Fromm blicken laut Kurz mutig in die Tiefe. «Sie geben sich mit keinen voreiligen Patenten und Weltsichten zufrieden.» Kurz wünscht ihnen, «neu entdeckt zu werden». Ihre zeitlosen Grundideen stünden in der Tradition humaner Aufklärung. Eine friedliche Zukunft erfordere Liebe und Vernunft.

Wie aktuell Kästner ist, daran erinnerte Martina Rick-Buser bereits im Mai 2022, drei Monate nach dem Einfall russischer Truppen in die Ukraine. Mit dem Ensemble «Les Arts Scéniques» inszenierte sie Kästner-Texte an mehreren Basler Aufführungen. Sein Tagebuch «Notabene 45» (1961) aus dem Zweiten Weltkrieg berührt die Schauspielerin, die familiär eng mit Sissach verbunden ist. Kästners Notizen seien persönlich und dennoch sachlich. «Sie machen erlebbar, wie sich so etwas anfühlt.» Und empathisches Mit-Fühlen trage eher dazu bei, Leid zu vermindern, als rationales Argumentieren oder Appellieren.

Kästner hält dafür, Gefühle und auch Trauer lebendig zuzulassen. «Lasst euch die Kindheit nicht austreiben», sagte er in seiner «Ansprache zum Schulbeginn» (in: «Kleine Freiheiten», 1952): «Schaut, die meisten Menschen legen ihre Kindheit ab wie einen alten Hut … Aber müsste man nicht in seinem Leben wie in einem Hause treppauf und treppab gehen können? Was soll die schönste erste Etage ohne den Keller mit den duftenden Obstsorten und ohne das Erdgeschoss mit der knarrenden Haustür und der scheppernden Klingel. Nun – die meisten leben so! Sie stehen auf der obersten Stufe, ohne Treppe und ohne Haus, und machen sich wichtig. Früher waren sie Kinder, dann wurden sie Erwachsene, aber was sind sie nun? Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch! Wer weiss, ob ihr mich verstanden habt. Die einfachen Dinge sind so schwer begreiflich zu machen.»

Kästner-Abend, Donnerstag, 20. April, 19.00 bis 20.30 Uhr, «Cheesmeyer», Hauptstrasse 55, Sissach.

Gespräch über Erich Kästner

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