Die Beiz im alten Heustock
28.04.2023 Bezirk Sissach, Ormalingen, GastronomieEinzigartiges Wirtshaus im Oberbaselbiet
Seit bald zwei Jahren betreiben Matthias Völlmin und Gertrud Jenni das Heustockbistro in Ormalingen. Das Beizlein besticht durch seine rustikale Atmosphäre im denkmalgeschützten Haus, durch das bodenständige kulinarische Angebot und vor allem ...
Einzigartiges Wirtshaus im Oberbaselbiet
Seit bald zwei Jahren betreiben Matthias Völlmin und Gertrud Jenni das Heustockbistro in Ormalingen. Das Beizlein besticht durch seine rustikale Atmosphäre im denkmalgeschützten Haus, durch das bodenständige kulinarische Angebot und vor allem durch die aufmerksame Bedienung.
Otto Graf
Ormalingen hat zwar keinen Bahnhof, aber eine Bahnhofuhr. Diese steht vor dem Heustockbistro im ehemaligen Bauernhaus an der Hauptstrasse 70 und zeigt nicht nur die Zeit an. Sie hat zudem die Funktion eines Wirtshausschilds. Ist das Zifferblatt beleuchtet, ist das Lokal geöffnet. Steht auf einer Tafel zudem «Geöffnet ab 17.00 Uhr», weiss der Gast Genaueres. Offen hat das Bistro jeweils in den geraden Kalenderwochen von Montag bis Freitag ab 17 bis 24 Uhr.
Es ist schon ein spezielles Beizli, das Matthias Völlmin und seine Partnerin Gertrud Jenni – beide im Pensionsalter, aber voller Tatendrang – betreiben. Das Gemütliche und das Ungezwungene stehen im Vordergrund. «Wir müssen nicht, wir dürfen. Das Finanzielle ist sekundär», betont Völlmin und erzählt den Werdegang des Lokals. Vor über zehn Jahren erstand der ehemalige Bürgerratspräsident von Ormalingen das laut Bauinventar des Kantons Baselland geschützte «Schuenishuus», in dem nach Überlieferung einst ein Schuhmacher sein Handwerk ausübte und nebenbei – wie es damals üblich war– noch einen kleinen Bauernbetrieb mit ein paar Kühen, Geissen und Schweinen führte.
Schon beim Kauf schwirrte im Hinterkopf des Besitzers die Idee herum, mehr aus den zum Teil brach liegenden Räumlichkeiten und dem Garten hinter dem Haus zu machen. Etwas «Gesellschaftliches» stand ganz klar im Vordergrund. Wichtig: Es musste alles gesetzeskonform sein. Alles unter den gleichen Hut zu bringen, erwies sich bald als kniffliges Unterfangen, zumal sich die verschiedenen Amtsstellen, namentlich die Denkmalpflege und das Bauinspektorat, nicht immer einig waren. Fenster hat das Bistro nicht, braucht es auch nicht. Einzig die ursprünglichen schmalen Schlitze zum Belüften des Heus bringen etwas Tageslicht in die Gaststube und verleihen dieser eine besondere Note. Normale Fenster hätte die Denkmalpflege nicht toleriert.
Schliesslich gab der Kanton grünes Licht und erlaubte Matthias Völlmin, in der landwirtschaftlich nicht mehr genutzten Scheune und im Stall einen Gastrobetrieb zu führen. Eine der Voraussetzungen war das Wirtepatent, das Gertrud Jenni erlangt hat. Ausserdem mussten vor dem Haus sieben Autoparkplätze markiert werden.
Man duzt sich
Am 31. Mai 2021, nach Aufhebung der Corona-Massnahmen, war es dann so weit: Das Wirtepaar konnte zum «Atrinket» einladen und erstmals Gäste bewirten. Das Heustockbistro befindet sich, wie der Name sagt, auf dem Heustock über dem ehemaligen Stall. Dank der sanften Renovierung des aus dem Jahr 1556 stammenden Gebäudes ist der rustikale Charakter erhalten geblieben. So betritt der Gast das Lokal durch das Scheunentor und steigt dann anstelle der früheren Leiter bequem über eine Treppe empor zur Gaststube im untersten Teil des Heustocks. Wo einst das Futter für die Nutztiere lagerte, ist jetzt ein schmuckes Beizli eingerichtet. Requisiten aus früheren Zeiten und Bilder an den Wänden erinnern an die landwirtschaftliche Vergangenheit des Hauses und dessen Bewohner.
Wer zum ersten Mal über die Schwelle zum Beizlein tritt und die Wirtsleute (noch) nicht kennt, darf sich gerne mit dem Vornamen vorstellen. Denn im «Heustock» hat das förmliche Sie keinen Platz – man duzt sich.
Jedermann ist willkommen. Mitglieder von Vereinen aus Ormalingen und umliegenden Gemeinden fühlen sich im «Heustock» wohl. Auch Gemeindebehörden treffen sich nach Sitzungen gerne dort zum ungezwungenen Erfahrungs- und Gedankenaustausch über die Gemeindegrenzen hinaus. «Sehr schön waren etliche Geburtstags- und Familienfeste, die wir durchführen durften», berichtet das Wirtepaar.
Gertrud und Matthias – man duzt sich ja – wollen den Gästen auch etwas bieten, wie der Blick auf die Speisekarte zeigt: Einfache und zum Stil des Lokals passende Gerichte sind es, wie etwa ein Wurstsalat, ein Flammkuchen, eine Käseschnitte, ein Speckbrättli oder – je nach Saison – ein Fondue. Alles wird frisch zubereitet und gebacken, auch das Brot. «Kartoffelsalat und -gratin sowie weitere Speisen kommen bei uns nicht aus dem Fertiggerichtbeutel auf den Tisch», versichern die Wirtsleute. Letztere sind Quereinsteiger, denen es nicht um das schnelle Geld geht. Deshalb ist der «Heustock» nur jede zweite Woche geöffnet. «Wir sind beide in einem gewissen Alter und wollen uns nicht einem Dauerstress aussetzen. Aber wenn wir offen haben, dann bedienen wir unsere Gäste mit Herzblut.»
So erstaunt es nicht, dass sich die Besucherinnen und Besucher bei Gertrud und Matthias wohlfühlen. Neben dem kulinarischen Angebot, wozu auch die Weinkarte gehört, kümmern sich beide persönlich um ihre Kundschaft. Das kommt bei den Gästen an und macht schliesslich das Erfolgsgeheimnis des Heustockbistros aus.
www.heustockbistro.ch. Es ist es empfehlenswert, unter Telefon 079 744 86 96 einen Platz oder einen Tisch zu reservieren.