«Wolle kann süchtig machen»
22.12.2022 Gesellschaft, Porträt, HölsteinLalita Wild führt in Hölstein und Olten eine «Nadelwärkstatt»
Für sie ist Stricken eine Leidenschaft, ebenso wichtig ist Lalita Wild jedoch auch, ihre Kundinnen zu beraten und mit ihnen über Gott und die Welt zu sprechen.
Elmar Gächter
«Die Kundinnen ...
Lalita Wild führt in Hölstein und Olten eine «Nadelwärkstatt»
Für sie ist Stricken eine Leidenschaft, ebenso wichtig ist Lalita Wild jedoch auch, ihre Kundinnen zu beraten und mit ihnen über Gott und die Welt zu sprechen.
Elmar Gächter
«Die Kundinnen machen den Laden», so lautet ein Spruch auf der Website der «Nadelwärkstatt». Selbstverständlich, könnte man dazu sagen, denn die Kundinnen sind es ja, die am Ende entscheiden, was nachgefragt ist. Doch für Lalita Wild geht der Sinn ihrer Aussage noch viel weiter. Es ist ihre Kundschaft, die das kleine Lokal in Hölstein direkt bei der Haltestelle der Waldenburgerbahn regelmässig zu einem Ort der kreativen Tätigkeit und des Gedankenaustausches verwandelt. Neben Hunderten von Woll- und Garnknäueln in den buntesten Farben und besten Materialien finden sich in den Schaufenstern sorgsam gestrickte Jacken, Schals, Mützen oder Socken aus den Händen von Frauen, die hier ihre liebevoll handgemachten Produkte präsentieren.
Lalita Wild bezeichnet Stricken als ihre Leidenschaft. Mindestens so wichtig ist es ihr, ihre Kundinnen persönlich zu beraten und nebenbei mit ihnen über Gott und die Welt zu parlieren. «Klar kommen meine Kundinnen zu mir, um Wolle zu kaufen, sie anzufassen und zu spüren. Aber manchmal ist die Wolle für sie auch nur der Einstieg zu einem Gespräch», sagt die gelernte Erwachsenenbildnerin. Ihre «Nadelwärkstatt», wie ihre beiden Lokale in Hölstein und Olten heissen, ist auch ein sozialer Treffpunkt. Die Stricktreffen vergleicht sie mit einem Stammtisch, wo man zusammensitzt, diskutiert und selbstverständlich auch strickt und häkelt, «mit open end», wie Lalita Wild betont.
Stricken spricht auch wieder jüngere Leute an, ist sie überzeugt. So habe kürzlich eine 18-jährige Frau sie mit ihrem Können stark beeindruckt, auch erinnert sie sich an eine 13-jährige Schülerin, die bei ihr zu häkeln angefangen hat. Ob das Stricken in den vergangenen Jahren zu- oder abgenommen habe, könne sie zu wenig beurteilen, da sie noch nicht lange in diesem Business tätig sei. Gefühlsmässig habe das Interesse nach Corona wieder etwas nachgelassen.
«Wolle ist so selbstsicher, du kannst nicht ohne sie leben», heisst einer ihrer weiteren Sprüche auf der Website. «Ja, Wolle kann süchtig machen», hält Lalita Wild mit Überzeugung fest. «Wenn eine Strickerin in den Laden kommt, ist sie von Wolle so fasziniert, dass sie nicht anders kann, als Wolle zu kaufen.» Kein Wunder, bietet die «Nadelwärkstatt» doch Produkte aus der ganzen Welt an. Zunehmend gefragt ist auch handgefärbte Wolle, unter anderem von einer Frau aus der Region.
Wichtig ist Wild die Qualität ihrer Wolle. Sie führe nur hochwertige Ware, keine synthetischen wie beispielsweise Acryl. Sie bezeichnet das Stricken als etwas typisch Schweizerisches. «Ich unterrichte Deutsch für erwachsene Anderssprachige. Wenn ich ihnen vom Stricken erzähle, können sie es zunächst fast nicht glauben, dass es dies gibt.»
Socken nach wie vor beliebt
Lalita Wild strickt meistens Schals, sie ist aber auch eine Tüftlerin. «Vor allem liebe ich die verschiedenen Materialien.» Am meisten würden ihre Kundinnen nach wie vor Socken stricken. Auch dies könne Spass machen, denn man brauche vorher nicht gross zu rechnen, sondern könne einfach beginnen. Am liebsten strickt sie zusammen mit ihren Kundinnen nach der «Top-Down-Methode». Im Gegensatz zum traditionellen Stricken wird dabei in einem Zug von oben nach unten gestrickt. «Man kennt diese Technik schon seit Längerem, die modernen Werkzeuge wie die Rundnadeln macht sie allerdings viel einfacher», so Lalita Wild.
Ein Geldsegen sind ihre beiden Lokale nicht. Sie habe sich, seit sie vor drei Jahren in dieses Geschäft eingestiegen ist, nur wenig Lohn auszahlen können. Umso mehr freut es sie, dass sie auf Frauen zählen darf, die sie ohne Entgelt in ihren Läden unterstützen. «Klar wäre es schön, wenn ich von der ‹Nadelwärkstatt› leben könnte und ich habe mich schon ein paar Mal gefragt, weshalb ich dies mache. Es ist die soziale Seite, die mir so viel gibt. Es sind bereits so viele Freundschaften entstanden, die mich motivieren, weiterzumachen», hält sie fest.
Zur Person
emg. Lalita Wild, 50, lebt mit ihren drei schulpflichtigen Kindern in Hölstein. Sie ist in ihren ersten neun Jahren als Tochter eines Schweizers und einer Thailänderin in Ecuador aufgewachsen und wurde 1981 mit ihrer Familie in der Schweiz ansässig. Sie ist Erwachsenenbildnerin und gibt heute Deutschkurse für ausländische Erwachsene sowie Spanisch für Deutschsprachige. Ihre «Nadelwärkstatt» in Olten hat sie vor rund drei Jahren übernommen, jene in Hölstein im Oktober 2021. Ihr «Lädeli» mit Stricktreff in Hölstein ist jeweils donnerstags von 14 bis 18 Uhr und freitags von 10 bis 14 Uhr offen, jenes in Olten jeweils dienstags, donnerstags und samstags von 10 bis 16 Uhr.