«Hatte nie Probleme, mich zu behaupten»
09.12.2022 Bezirk Liestal, Itingen, PorträtNicole Hofer ist die erste Kreiskommandantin des Baselbiets
Nicole Hofer aus Itingen hat ihr bisheriges Berufsleben praktisch ausschliesslich militärischen Belangen gewidmet: zuerst als Berufsoffizierin und nun als erste Kreiskommandantin in ihrem Heimatkanton. Sie schätzt dabei vor allem ...
Nicole Hofer ist die erste Kreiskommandantin des Baselbiets
Nicole Hofer aus Itingen hat ihr bisheriges Berufsleben praktisch ausschliesslich militärischen Belangen gewidmet: zuerst als Berufsoffizierin und nun als erste Kreiskommandantin in ihrem Heimatkanton. Sie schätzt dabei vor allem den Dienst an der Öffentlichkeit.
Elmar Gächter
Nicole Hofer ist die erste Kreiskommandantin in der Deutschschweiz: «Für mich ist dies nicht so relevant. Wichtig sind für mich die Funktion an sich und vor allem die Aufgaben, die damit verbunden sind», sagt sie zu dieser besonderen Tatsache. Mit ihrem Grad als Hauptmann ist sie seit Anfang September die oberste Ansprechperson im Kanton für alle militärischen Belange, die der Bund an den Kanton übertragen hat.
Als Abteilungsleiterin im Amt für Militär- und Bevölkerungsschutz (AMB) ist sie zusammen mit ihrem Team verantwortlich für die administrativen Tätigkeiten der Militärdienstpflichtigen, vom Ausstellen von Dienstbüchlein bis zur Beurteilung von Gesuchen für Dienstverschiebungen. Daneben nimmt sie repräsentative Aufgaben wahr bei der Entlassung von Armeeangehörigen, Beförderungen oder Truppenbesuchen. «Wichtig ist mir vor allem der Kontakt zu den Dienstpflichtigen, unseren Kunden und Kundinnen, und dabei eine Brücke zu schlagen zwischen deren persönlichen Bedürfnissen und den Vorgaben der Armee», so Nicole Hofer. Die Vereinbarkeit der Wehrpflicht und dem zivilen Leben der Armeeangehörigen bezeichnet sie als die grösste Herausforderung als Kreiskommandantin.
Ihr breites Interesse für Politik, Kultur und Wissenschaft führte die in Itingen aufgewachsene und auch heute dort wohnende 33-Jährige zum Studium an die Universität Basel in Englisch und Nordischer Philologie. Sie hätte sich vorstellen können, in der Diplomatie tätig zu sein. «Noch während meiner Masterarbeit habe ich vom Programm für Sprachspezialisten für die Armee erfahren. Diese militärische Ausbildung als Kommunikationsexpertin, die für Übersetzungen, Befragungen oder repräsentative Zwecke eingesetzt wird, hat mich sehr stark interessiert.» Nach der entsprechenden Rekrutenschule liess sie sich umteilen und verdiente ihren Offiziersgrad in einer Richtstrahleinheit ab. Sie bezeichnet diese Zeit in der Führungsunterstützung als spannend, herausfordernd und abwechslungsreich und vor allem ausschlaggebend für ihren Eintritt in das Instruktionskorps der Schweizer Armee.
«Macht mich stolz»
Als Berufsoffizierin studierte sie während zweier Semester an der Militärakademie der ETH Zürich, kommandierte verschiedene Einheiten und war insbesondere in der Ausbildung und Planung des militärischen Kaders tätig. Nach acht Jahren Instruktionsdienst nahm sie in diesem Frühjahr die Gelegenheit wahr, sich für die Funktion als Abteilungsleiterin beim AMB zu bewerben. Anfang September trat sie das Amt als Kreiskommandantin an, das bis zu diesem Zeitpunkt Michael Feller innehatte. «Seit 2014 arbeite ich irgendwo in der Schweiz im Dienst der Allgemeinheit. Dass ich nun eine entsprechende Funktion in diesem Kanton übernehmen konnte, wo ich aufgewachsen bin, macht mich stolz», sagt Hofer.
Sie habe für ihren neuen Job Aspekte wie Führungserfahrung oder planerische und organisatorische Erfahrungen mitnehmen können, die in der Armee gefördert worden seien. Es habe ihr auch die Basis geben können, möglichst sachlich und objektiv zu entscheiden und das Verständnis für die Bedürfnisse der Wehrpflichtigen gefördert. Auf die Frage, wie sie als Frau die Zeit in der Armee erlebt, meint sie: «Ich hatte nie Probleme, mich in dieser Männerwelt zu behaupten.»
Während für die Frage, ob jemand Militärdienst leisten muss oder nicht, das Rekrutierungszentrum des Bundes zuständig ist, gehen bei der Abteilung von Nicole Hofer jährlich rund 5500 Gesuche um Dienstverschiebung ein. «Dies zeigt auf, dass es relativ schwierig ist, das Privatleben mit dem Militärdienst in Einklang zu bringen, vor allem während der Ausbildung der Dienstpflichtigen. Hier gilt es, nach klaren Grundlagen zu entscheiden und je nachdem die Gesuche abzulehnen», sagt Nicole Hofer. Wichtig sei dabei der Austausch mit den Truppenkommandanten, der vielfach eine Lösung zugunsten der Wehrpflichtigen ermögliche.
Selten in Uniform
Nicole Hofer ist beruflich eher selten in ihrer militärischen Uniform anzutreffen. Diese trägt sie nach wie vor beim Dienst als Milizoffizierin sowie als Kreiskommandantin bei offiziellen Anlässen wie der Entlassung von Wehrpflichtigen aus dem Militärdienst, Beförderungen sowie zusammen mit dem Regierungsrat bei Truppenbesuchen der sogenannten «Göttibataillone», den Truppenformationen, die dem Kanton Baselland zugewiesen sind. Einen engen Kontakt hält Nicole Hofer mit der Aufsichtsbehörde in Bern, insbesondere mit dem «Personellen der Armee», ebenso mit dem Waffenplatz Liestal bezüglich Mitarbeit bei Orientierungstagen für künftige Armeeangehörige.
Als Ausgleich zu ihrem anspruchsvollen Beruf will Nicole Hofer auch körperlich gefordert werden, sei dies beim Bouldern in der Halle oder an den Felsen des Oberbaselbiets. «Bergsteigen im Gebirge ist eher weniger mein Ding, es gibt aber auch bei uns viele interessante und anspruchsvolle Kletterpartien.» Zudem spielt sie Gitarre, «aber ausschliesslich für mich», wie sie betont.