Sport verbindet – und trennt
29.11.2022 Gesellschaft, Sport, SissachUeli Mäders zweite Gesprächsrunde ist der Kraft des Sports gewidmet
Die umstrittenste Fussball-WM aller Zeiten in Katar hier – der verbindende Vereinssport im Dorf da: Zu seiner Gesprächsserie «Für eine friedliche Zukunft» hat der Soziologe und Hobbysportler Ueli Mäder verschiedene ...
Ueli Mäders zweite Gesprächsrunde ist der Kraft des Sports gewidmet
Die umstrittenste Fussball-WM aller Zeiten in Katar hier – der verbindende Vereinssport im Dorf da: Zu seiner Gesprächsserie «Für eine friedliche Zukunft» hat der Soziologe und Hobbysportler Ueli Mäder verschiedene Wegbegleiter zu einem öffentlichen Austausch über Sport ins Sissacher «Cheesmeyer» eingeladen.
Jürg Gohl
Im Gegensatz zur ersten Auflage seiner allmonatlichen Gesprächsreihe «Für eine friedliche Zukunft» sitzen neben dem Initianten und Moderator Ueli Mäder gleich fünf Podiumsteilnehmer und eine -teilnehmerin. Mit ihnen möchte sich der in Sissach aufgewachsene frühere Soziologieprofessor, selber ein leidenschaftlicher Sportler, dem Phänomen Sport nähern.
Auf dem Podium sitzen zuerst drei frühere Wegbegleiter: der ehemalige Eishockeyaner Moritz Kamber aus dem legendären Kamber-Clan, Peter Tschudin, genannt «Bär», der zugleich bei den Handballern, Fussballern und den Eishockeyanern mitspielte, sowie Walter Mundschin, in jungen Jahren Fussball-Nationalspieler sowie sechsfacher Meister und zweifacher Cupsieger mit dem FC Basel.
Erzkonservative Gastgeber
Dazu diskutieren Daniel Woker, als früherer Schweizer Botschafter unter anderem in Katar tätig, der Schriftsteller und Sportliebhaber Wolfgang Bortlik sowie seine Tochter Johanna Aeschbach mit. Sie ist unter anderem Trainerin im Frauenfussball und vertritt in der Runde die Frauen und vor allem die jüngere Generation. Hinzuzählen lässt sich eigentlich auch noch das Publikum, das Mäder wie gewohnt immer wieder einbezieht. Lukas Rickli umrahmt mit thematisch passenden Kompositionen von Erik Satie am Flügel den Abend musikalisch.
Die Runde will in den 90 Minuten plus Nachspielzeit der verbindenden Kraft des Sports, die im Titel neckisch mit einem Fragezeichen versehen ist, auf den Grund gehen. Mäder widmet aber die erste Halbzeit (um im Bild zu bleiben) der Aktualität, der Fussball-Weltmeisterschaft in Katar. Da kann Daniel Woker als früherer Botschafter natürlich aus dem Vollen schöpfen. Er schildert das Gastgeberland als «erzkonservativ» und als «jung und unsicher», das meine, mit seinem Geld alles kaufen zu können. Walter Mundschin mahnt aber, dass wir vor einem halben Jahrhundert in gesellschaftlichen Fragen (Stichwort Frauenstimmrecht) nicht viel weiter waren. Und Peter Tschudin, der beruflich oft in dieser Weltgegend unterwegs ist, sagt, dass wir dort die Kultur mit Protesten nicht ändern können.
Integrative Kraft
Einigkeit herrscht hingegen darüber, wie viel der Breitensport zur Integration beiträgt. Moritz Kamber erinnert sich, wie er «damals» über den Sport mit italienischen Gastarbeiterfamilien in Kontakt kam – und umgekehrt. Johanna Aeschbach windet hier vor allem dem Fussball ein Kränzchen, weil dort alle mitkicken können und vier Tücher, welche die Torpfosten markieren, für ein «Mätschli» reichen. «Und ein prächtiges Beispiel für Integration kickt aktuell für die Schweiz in Katar», ergänzt Walter Mundschin und kehrt damit zum ersten Thema zurück.
Die integrierende Kraft des Sports, die sich nicht nur auf die Frage der geografischen Herkunft beschränkt, bestätigt sich auch nach dem Podium: Statt vor den Fernseher und zum nächsten Spiel zu eilen, setzen sich die alten Herren an einen Tisch, wärmen frühere Heldentaten auf und setzen sich auch kritisch mit dem Vergangenen auseinander.
Das dritte Gespräch der Reihe «Für eine friedliche Zukunft» findet am 15. Dezember um 19 Uhr im Kulturhaus Cheesmeyer zum Thema «Ukraine» statt.