Die gleichen Massnahmen gegen zwei Krisen
24.11.2022 Baselbiet, NaturDie Natur wird Klimawandel und Artenschwund überstehen – mit oder ohne Menschen
Alle Massnahmen, die den Garten fit machen für den Klimawandel, leisten in den meisten Fällen auch einen willkommenen Beitrag für mehr Artenvielfalt.
Heinz Döbeli
In den ...
Die Natur wird Klimawandel und Artenschwund überstehen – mit oder ohne Menschen
Alle Massnahmen, die den Garten fit machen für den Klimawandel, leisten in den meisten Fällen auch einen willkommenen Beitrag für mehr Artenvielfalt.
Heinz Döbeli
In den vorangegangenen sechs Artikeln dieser Serie wurden Beispiele geschildert, wie man Gärten fit machen kann für die zu erwartenden höheren Temperaturen und die Trockenheit im Sommer. Jetzt soll in einem kurzen Rückblick gezeigt werden, dass die gleichen Massnahmen auch einen Beitrag gegen den Artenschwund leisten.
1. Wer einen Rasen in eine Blumenwiese umwandelt, fördert die Artenvielfalt. Wer das nicht glaubt, macht am besten folgendes Experiment: Man setze sich bei sonnigem Wetter eine halbe Stunde lang auf einen Rasen und beobachte, wie viele Pflanzen- und Tierarten dort anzutreffen sind. Anschliessend beobachtet man gleich lang eine Blumenwiese. Das Ergebnis wird überzeugend sein.
2. Wer an Hauswänden, Stützmauern oder Gartenzäunen einen Bewuchs zulässt, siedelt damit auch viele Tiere an. Die Angst, dass dadurch mehr Spinnen, Mücken, Fliegen und andere Krabbler ins Haus kommen, ist unbegründet, denn diese Tiere halten sich lieber in den Pflanzen auf.
3. Im Gegensatz zu Sonnenschirmen ist man unter grossen Bäumen selten alleine. Je grösser die Krone, desto mehr Tiere tummeln sich darin.
4. Tote Bäume oder Asthaufen bieten vielen Kleintieren einen Lebensraum. Natur- und Vogelschutzvereine veranstalten ab und zu Exkursionen, an denen das reiche Leben in Asthaufen vorgeführt wird. Wer solche Veranstaltungen besucht, kann staunen wie ein Kind ob der Fülle an Leben.
5. Wer in seinem Garten Pflanzen ansiedelt, die den vermehrt zu erwartenden Klimaextremen standhalten, macht nicht nur sich eine Freude, sondern auch vielen Tieren.
6. Gärtnern mit eigenen Samen tönt nach viel Arbeit. Aber der Lohn sind Blumen und Nutzpflanzen, die an den Garten und möglicherweise auch an das sich wandelnde Klima angepasst sind. Das bietet auch Tieren eine stabile Lebensgrundlage.
Fazit: Ein klimaresistenter Garten fördert die Artenvielfalt und das eigene Wohlbefinden. Der Artenschwund ist so bedrohlich wie der Klimawandel.
Unterschätzte Krise
Die Feststellung der Klimatologen, dass der Anstieg des Kohlendioxidgehalts in der Atmosphäre zu einem wärmeren Klima und als Konsequenz zu mehr Wetterextremen führt, bezweifeln nur noch ganz wenige. Dass wir aber auch eine Biodiversitätskrise haben, ist vielen noch nicht bewusst. Unter Biodiversität versteht man die Vielfalt an Arten, an Sorten und an genetischen Varianten sowie die Vielfalt der Lebensräume.
Vor Jahren las ich am Eingang des Aletschwaldes an einer Tafel: «Wie viel Mensch verträgt der Wald?» Die Tafel orientierte die Wanderer, wie sie sich verhalten sollen, damit das empfindliche Ökosystem dieses Gebirgswaldes nicht geschädigt wird. Was Klimawandel und Artenschwund betrifft, könnte man die Frage allgemeiner stellen: Wie viel Mensch verträgt die Natur? Oder: Wie viel von der menschlichen Gier verträgt die Erde?
Kommende Artikel werden erklären, wie Gärtner und Gärtnerinnen zu mehr Biodiversität beitragen können und warum diese für die Menschheit wichtig ist.
Bereits erschienen: «Umwandlung des Zierrasens in eine hitzetolerante Blumenwiese» (23. August); «Vertikale Begrünung sorgt für Kühlung» (8. September); «Ein Blätterdach im Garten sorgt für angenehme Kühle» (15. September); «Buntes Weiterleben von abgestorbenen Bäumen» (11. Oktober); «Es gibt Nutzpflanzen, denen ein Spätfrost nicht schadet» (27. Oktober); «Weitsichtig gärtnern mit eigenen Samen» (10. November).