Cheminéeholz vom Waldboden
24.11.2022 Baselbiet, NaturBewilligungen zum Holzlesen sind gefragt
Brennholz ist gefragt, das Angebot verhältnismässig knapp. Als Folge gehen bei Waldbesitzern mehr Anfragen für Bewilligungen zum Holzlesen ein. Damit darf im Wald im grossen Stil Totholz zum Heizen gesammelt werden.
Brigitt ...
Bewilligungen zum Holzlesen sind gefragt
Brennholz ist gefragt, das Angebot verhältnismässig knapp. Als Folge gehen bei Waldbesitzern mehr Anfragen für Bewilligungen zum Holzlesen ein. Damit darf im Wald im grossen Stil Totholz zum Heizen gesammelt werden.
Brigitt Buser
Die drohende Strommangellage hat die Nachfrage nach Brennholz ansteigen lassen. So sehr, dass die Verkäufer, seien es Bürgergemeinden oder Brennholzhändler, teils keine Neukunden annehmen, da kein Holz mehr lieferbar ist. Oder aber die Holzmenge pro Kunde wird kontingentiert.
Not macht erfinderisch: Geht man im Wald spazieren, findet man auf dem Boden massenhaft Äste, die sich zum Verbrennen eignen. Warum also nicht Totholz aufsammeln und zu Hause verfeuern? Die Überlegung hat einen Haken: Gemäss Artikel 699 des Zivilgesetzbuchs darf dieses Holz nur «im ortsüblichen Rahmen», das bedeutet lediglich für ein Picknickfeuer, gesammelt werden. Dies, weil auch totes Material wichtig für viele Lebewesen des Waldes ist, denen es Nahrung oder Schutz bietet.
Wer Waldholz ungefragt im grossen Stil zusammenträgt und es mit dem Leiterwagen, dem Auto oder einem Lieferwagen nach Hause schafft, riskiere eine Busse, erklärt Kantonsförster Ueli Meier auf Anfrage der «Volksstimme». Ausser man ist im Besitz einer Bewilligung zum Holzlesen, die Waldbesitzer – Bürgergemeinden oder Private – erteilen können. Diese Bewilligungspraxis sollte aufgehoben werden, doch zeige die aktuelle Situation, dass es durchaus sinnvoll ist, vorläufig daran festzuhalten, so Meier. In einzelnen Forstbetrieben hätten in diesem Sommer die Anfragen betreffend solcher Bewilligungen deutlich zugenommen. Keine nennenswerte Zunahme des Bedarfs an Leseholz haben im Sommer die Forstreviere Sissach, Farnsberg, Homburg und Oberes Diegtertal registriert, wie eine Umfrage der «Volksstimme» ergeben hat. In all diesen Forstrevieren sind Bewilligungen zum Holzlesen bekannt und sie würden, falls genügend Leseholz vorhanden ist, auch gerne ausgestellt. Im Forstrevier Farnsberg und Sissach ist diese Bewilligung sogar unentgeltlich.
Anders die Situation in Liestal: Dort wurde erstmals 2021 eine deutliche Zunahme von Bewilligungen zum Holzlesen registriert. Gegenüber den beiden Vorjahren (4 und 6) wurden damals 13 Bewilligungen ausgestellt. Dieses Jahr sind es bisher 17, wobei weitere hinzukommen könnten, wie Nicolas Leu, Leiter Holzproduktion, Infrastruktur und Schutzwald bei der Bürgergemeinde Liestal, auf Anfrage sagt. Die verhältnismässig hohe Zahl im Jahr 2021 führt Leu auf einen Holzschlag in der Nähe von Schrebergärten zurück; ein einmaliger Effekt. Es ist davon auszugehen, dass die starke Zunahme im laufenden Jahr mit der drohenden Energieknappheit zusammenhängt.
Bewilligung kostenpflichtig
Die Lesebewilligung ist oft kostenpflichtig. Der Forstbetrieb der Bürgergemeinde Liestal beispielsweise verlangt dafür pauschal 50 Franken. Im Gegenzug erhält der Antragsteller die Berechtigung fürs Sammeln sowie Informationen darüber, wo und wie viel gesammelt werden darf. Zugleich gilt sie als Erlaubnis zum Befahren der Waldwege.
Es darf nur das Holz gesammelt werden, das transportiert werden kann, ohne dass es zuvor zersägt oder gehackt werden muss. Auch dürfen weder Kleinbäume gefällt noch Äste abgebrochen werden. Dies würde ohnehin wenig Sinn ergeben, da es vor dem Verbrennen getrocknet werden müsste. Auch dürfen aufgeschichtete Asthaufen nicht angetastet werden. Diese werden vom Forst oder von Natur- und Vogelschutzvereinen als Unterschlupf für Kleintiere errichtet.
Ebenfalls tabu sind Spälten von aufgeschichteten Stapeln. Die gehören dem Waldbesitzer oder einem Käufer. Wer beim Freveln an Holzstapeln erwischt wird, muss ebenfalls mit einer Busse rechnen. Dies wurde laut Ueli Meier im Bezirk Sissach bisher aber noch nicht beobachtet. Als Gründe dafür führt er die Fahrverbote im Wald an sowie die zahlreichen Erholung Suchenden, die für eine Art soziale Kontrolle sorgten. Auch seien die an den Waldwegen lagernden Stere teilweise mit GPS-Trackern ausgestattet, die schon bei geringer Bewegung reagieren.