Otto Graf

Der Waldausgang des Bürgerrats Gelterkinden stand im Zeichen der Wachtablösung im Forstrevier Farnsberg. Denn Revierförster Andreas Freivogel quittiert seinen Dienst Ende Jahr nach 35-jährigem Wirken im Wald und leitete heuer zum letzten Mal die forstwirtschaftliche Wanderung.

Bürgerrat und Waldchef Ernst Flückiger konnte im Namen des Bürgerrats zu diesem doch etwas speziellen Anlass eine ganze Anzahl Gäste begrüssen. Neben den Vertretungen aus dem Gemeinderat, des Forstpersonals, der Kommissionen und ehemaligen Behördemitgliedern waren auch der künftige Revierförster Andreas Vogt sowie der zuständige Kreisforstingenieur Andreas Etter zugegen. Wer also «Andreas» in den Wald rief, durfte gleich mit einem dreifachen Echo rechnen.

Vor 70 Jahren, zitierte Flückiger aus alten Protokollen, habe man am Waldausgang als kleinem Gruppenanlass in erster Linie darüber diskutiert, was im Wald zu machen ist. Heute sind diese Arbeiten weitgehend im jeweiligen Waldentwicklungsplan geregelt. Der fachliche Aspekt habe deshalb nicht mehr den gleichen Stellenwert wie früher. Dafür sei die gesellschaftliche Bedeutung nun höher.

Grosser Anteil Zwangsnutzungen
Bezogen auf den Waldbestand von 462 Hektaren im Gemeindebann von Gelterkinden, beläuft sich der Hiebsatz – die Menge des Holzes, das jährlich geschlagen werden darf, um den Wald nicht zu übernutzen – auf rund 2000 Kubikmeter. Etwa die Hälfte davon entfällt, wie Andreas Freivogel beim ersten Zwischenhalt in der «Buholde» aufzeigte, auf Zwangsnutzungen infolge Trockenheit, Insektenbefall (Borkenkäfer), Windfall und Blitzschlag und aus weiteren Gründen.

«Normale» Durchforstungen, wie sie früher gang und gäbe waren, seien wegen des hohen Anteils der Zwangsnutzungen kaum mehr möglich. Die finanzielle Situation, so Freivogel, habe sich wegen der arbeitsintensiven Einsätze und der gesunkenen Holzpreise zulasten der Forstbetriebe verschlechtert. Immerhin gehe die Preisentwicklung bei vielen Sortimenten jetzt wieder nach oben. Und auf Brennholz bestehe ein richtiger Run.

In der «Buholde» – der Flurname verweist auf ein einstiges Buchengehölz –, berichtete der Referent weiter, sei vor über 200 Jahren die Leiche einer ermordeten Frau verscharrt worden. Es sollte nicht der einzige Mordfall bleiben, mit der die Gemeinde Gelterkinden konfrontiert wurde: Vor 120 Jahren kamen im Gebiet Dübach in Rothenfluh beim Graben einer Brunnstube durch die Gemeinde Gelterkinden, die dort Wasserrechte erworben hatte, die Gebeine eines Mannes zum Vorschein, der angeblich 40 Jahre zuvor nach Amerika ausgewandert war. Die kriminaltechnischen Abklärungen ergaben dann, dass der Mann von seiner Frau getötet und im Dübachtal «entsorgt» worden war.

Grosse Artenvielfalt
Etwas weiter oben, unweit der Stierenstallhütte, bezeichnete der Förster ein bestocktes Areal als «die schönste Waldfläche von Gelterkinden». Tatsächlich ist hier die Artenvielfalt besonders hoch. Was nicht durch Naturverjüngung aufkam, wurde vom Forstpersonal eingepflanzt, etwa die Thuja, die Douglasie oder die ebenfalls aus Nordamerika stammende Roteiche. Und, mit Blick auf den wüchsigen Boden, meinte der Fachmann, dass die grösste Tanne in der Region nach dem Abgang der legendären Weisstanne in Rothenfluh dereinst in Gelterkinden stehen könnte. Doch der Begriff «grösste Tanne» ist relativ und umfasst Kriterien wie Länge, Stammdurchmesser und Holzinhalt.

Seit seiner Gründung im Jahr 2007 habe der Zweckverband Forstrevier Farnsberg stets schwarze Zahlen geschrieben, rechnete der Betriebsleiter vor. Am 1. Oktober tritt der aus Holderbank stammende Andreas Koch in einem vorerst 50-Prozent-Pensum seinen neuen Job an. Koch, der sich den Anwesenden gleich selbst vorstellte, wohnt in Langenbruck, wo er zudem als selbstständiger Forstunternehmer tätig ist.

Mordsgeschichten vom Wald

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