«Wir schaffen Platz für Neues»
26.08.2022 Bezirk Sissach, RünenbergJürg Gohl
Der Velokurs ist beispielgebend: Im Mai üben 45 behelmte Kinder in Warnwesten, betreut von Mitgliedern des Veloclubs Gelterkinden, das Fahrradfahren. Organisiert wurde der beliebte Anlass zum inzwischen 31. Mal von der Elternbildung Oberes Baselbiet. Doch damit ...
Jürg Gohl
Der Velokurs ist beispielgebend: Im Mai üben 45 behelmte Kinder in Warnwesten, betreut von Mitgliedern des Veloclubs Gelterkinden, das Fahrradfahren. Organisiert wurde der beliebte Anlass zum inzwischen 31. Mal von der Elternbildung Oberes Baselbiet. Doch damit ist nun Schluss. An seiner Generalversammlung, der just auf den Abend des ersten Schultags nach den Sommerferien fiel, beschloss der 44 Jahre alte Verein, sich aufzulösen. Die zuvor stattliche Website ist leergeräumt, ein neues Programm existiert nicht.
Bereits im Juni hat der Vorstand der Elternbildung Oberes Baselbiet den vielen Gönnern, zu denen neben Gemeinden etwa auch Frauenvereine zählen, in einem Dankesbrief mitgeteilt, dass der Verein «nach monatelanger, leider erfolgloser Suche nach neuen Vorstandsmitgliedern» kein neues Kursprogramm anbieten könne. Der Vorstand entschied deshalb, geschlossen zurückzutreten.
Notlösung ist keine Option
Wohl löste diese Ankündigung viele Reaktionen und einen letzten Rettungsversuch aus. «Viele Eltern bedauerten uns gegenüber den Entscheid», sagt Daniela Tribelhorn aus Rünenberg, die sich seit 20 Jahren in der Elternbildung engagiert und seit sieben Jahren den Oberbaselbieter Verein präsidiert. «Diese Leute konnten selber aber nicht einspringen, weil sie bereits sehr belastet sind.» Nach zahlreichen Gesprächen stellte sich heraus, dass die meisten Personen nicht dem gesuchten Anforderungsprofil entsprachen, weil sie bereits mit anderer Freiwilligenarbeit beschäftigt sind. «Zudem», ergänzt Daniela Tribelhorn, «suchten wir eher Jüngere, die sich auch im Alltag mit Erziehungsfragen auseinandersetzen.»
Eine einzige Frau, die sich meldete, entsprach diesem Anforderungsprofil. Zu wenig, um einen ganzen Vorstand zu ersetzen. So war an der Generalversammlung der Entschluss, den Verein aufzulösen, schnell gefasst, zumal der Vorstand an seiner letzten Versammlung mehr oder minder unter sich blieb. Er war auch nicht bereit, in eine Notlösung einzuwilligen. «Entweder geht es auf dem gleich hohen Niveau weiter, oder wir lassen es ganz bleiben», sagt die Präsidentin. So sei diese letzte Versammlung ein «churzer Chutt» gewesen.
Jammern mag sie nicht. Es sei ein Zeichen der Zeit, dass sich heute nur noch wenige Leute für längerfristige Projekte und Chargen einspannen lassen. In ihren Augen liegt das weniger am Desinteresse als vielmehr an den Zeitreserven und dem vielfältigen Angebot. Immerhin habe im Jahr vor Corona die stattliche Zahl von 800 Personen, vorab Kinder und Jugendliche, an Kursen teilgenommen. Daraus schliesst Daniela Tribelhorn, dass bald ein neuer Anbieter in die Bresche springen dürfte. Seit Dezember 2018 koordiniert im Baselbiet die kantonale Dienststelle für Berufsbildung die Elternbildung. So wird die Einrichtung im Oberbaselbiet nicht verschwinden.
Daniela Tribelhorn blickt gerne auf ihre Zeit im Vorstand des Vereins zurück, der übrigens, abgesehen von einem Revisor, stets aus Frauen bestand. Sie habe in einem begeisterungsfähigen, initiativen Team mitarbeiten, zahlreiche Kontakte knüpfen und viel Wohlwollen erfahren können. «Doch jetzt», sagt sie, «müssen wir Platz schaffen, damit Neues entstehen kann.»