Digitaler Zwilling des Strassenraums
12.07.2022 Bezirk Waldenburg, Verkehr, HölsteinElmar Gächter
Für Rudolf Koller und seinen Kollegen Joseph Meier ist es eine Premiere, denn erstmals statten die beiden Aargauer Hölstein einen Besuch ab. Ausgerüstet mit Panorama-, Front- und Rückkameras und einem 360-Grad-Laserscanner auf ihrem Spezialfahrzeug ...
Elmar Gächter
Für Rudolf Koller und seinen Kollegen Joseph Meier ist es eine Premiere, denn erstmals statten die beiden Aargauer Hölstein einen Besuch ab. Ausgerüstet mit Panorama-, Front- und Rückkameras und einem 360-Grad-Laserscanner auf ihrem Spezialfahrzeug befahren sie in diesen Tagen das kommunale Strassennetz, um der Gemeinde hochauflösende dreidimensionale Bilder des Strassenraums zur Verfügung zu stellen.
«Wir machen auf unserer Tour mit der zulässigen örtlichen Geschwindigkeit alle drei Meter ein Bild und liefern die Daten täglich an unsere Zentrale in Baden», hält Koller fest, der als Operateur für die Firma Novitas tätig ist.
Projekte visualisieren
Nach Abschluss der Datenerfassung und -auswertung werden die 3D-Strassenbilder im Geoportal der Jermann Ingenieure + Geometer AG aufgeschaltet (www.geoportal.ch/ktbl). Im Gegensatz zu Google Maps stehen bei diesem Produkt Funktionen zur Verfügung, um Distanz-, Flächen- und Lotmessungen durchzuführen, wie die zuständige Projektleiterin Seraina Silberschmidt festhält. Mit der Historisierung können zudem unterschiedliche Zeitstände verglichen werden, was insbesondere beim Werterhalt der Anlagen wichtig ist. Darüber hinaus können geplante Infrastrukturprojekte visualisiert werden.
Als eigentlicher digitaler Zwilling des Strassenraums liefern die Bilder aktuelle Aufnahmen von Signalisationen, Markierungen, Vegetation, Beleuchtungen, Schächten und vielem mehr. Diese Technik spare Zeit und erhöhe die Effizienz: «Man ist virtuell innerhalb von Sekunden an einem beliebigen Ort», so Seraina Silberschmidt.
Ein ganz wesentlicher Part stellen die Aufnahmen für die Beurteilung des Strassenzustandes dar, wie Oberflächenschäden, Ebenheit in Längsund Querrichtung, Griffigkeit oder Tragfähigkeit des Strassenoberbaus. Der Zustand der Baselbieter Kantonsstrassen wird seit mehreren Jahren digital gemäss den Richtlinien des Schweizerischen Verbandes der Strassen- und Verkehrsfachleute (VSS) erfasst. Thomas Hauenstein vom kantonalen Tiefbauamt spricht die Vorteile an, die das moderne Erfassungs- und Auswertungssystem mit sich bringt. «Früher mussten wir die rund 425 Kilometer Kantonsstrassen ablaufen und die nötigen Angaben mithilfe eines Erfassungsbogens und Handnotizen erheben, heute fährt man mit 80 km/h die Strecke ab und hat dann seine Daten.»
Einsparung bei Personalkosten
Auch für Hölstein ist diese Art der Erfassung ihres Strassenraums nicht neu. Laut Christine Bürgin, Leiterin des Bauwesens von Hölstein, werden die Gemeindestrassen seit 2018 digital erfasst, in der Regel für neue oder sanierte Abschnitte oder alle vier Jahre, wie heuer, für das gesamte Strassennetz. Sie hebt die Vorzüge dieser Datenerfassung hervor: «Jeder Bildpunkt ist mit Koordinaten hinterlegt, was exakte Flächen-, Höhenund Distanzmessungen erlaubt. Uns dienen diese Aufnahmen vor allem beim Unterhalt und bei Strassensanierungen.»
Die digitale Erfassung des genauen Zustands der Strassen und die Details ihrer Gestaltung bis zur Bordsteinhöhe bilden eine gefragte Alternative zu persönlichen Begehungen. So machen sich die rund 3000 Franken, die Hölstein im Durchschnitt jährlich für die 3D-Strassenbilder ausgibt, auch in Form von eingesparten Personalkosten bezahlt. Vom Datenschützer gibt es klare Vorgaben für die Verwendung der Strassenbilder. Die mit der Erfassung beauftragte Firma darf die Daten nur anonymisiert weitergeben, das heisst, Personen und Fahrzeugkennzeichen müssen unkenntlich gemacht werden. Zudem dürfen die Aufnahmen nur verwaltungsintern für Aufgaben im Rahmen eines gesetzlichen Auftrags verwendet werden.