Wegmacher mit Leib und Seele
30.06.2022 Gemeinden, Reigoldswil, PorträtAlbert Krähenbühl war 42 Jahre lang für die Gemeinde tätig
Ganz leicht gefallen ist Albert Krähenbühl der altershalbe Rücktritt nicht, denn er hätte sich keinen schöneren Job vorstellen können. Trotzdem hat der 65-Jährige nach 42 Jahren als Wegmacher der Gemeinde Reigoldswil den ...
Albert Krähenbühl war 42 Jahre lang für die Gemeinde tätig
Ganz leicht gefallen ist Albert Krähenbühl der altershalbe Rücktritt nicht, denn er hätte sich keinen schöneren Job vorstellen können. Trotzdem hat der 65-Jährige nach 42 Jahren als Wegmacher der Gemeinde Reigoldswil den Schritt gewagt.
Elmar Gächter
Es ist Fotoshooting für das Porträt in der «Volksstimme». Der Hauptprotagonist steht am Dorfbrunnen mit dem schönen Blumenschmuck, dem er sich künftig höchstpersönlich widmen wird. Kaum eine Person auf dem belebten Dorfplatz geht vorüber, ohne ihn mit einem freundlichen Gruss zu beehren. Ja, man kennt ihn hier, den Albert Krähenbühl, seit Kurzem pensionierter Gemeinde-Wegmacher. 42 Jahre lang war er mit seiner orangen Arbeitskleidung ein vertrauter Anblick in und um Reigoldswil.
«Was Albert in dieser langen Zeit für den Gemeindebetrieb, für die Einwohnerinnen und Einwohner und für unzählige Besucherinnen und Besucher unseres Dorfs geleistet hat, ist kaum zu beschreiben.» Diese Worte von Gemeindepräsident Fritz Sutter im amtlichen Anzeiger beschreiben eine Person, die sich auch wegen seiner freundlichen und respektvollen Art einer grossen Wertschätzung in der Bevölkerung erfreut.
Dass sich der in Reigoldswil aufgewachsene Albert Krähenbühl bereits mit jungen 23 Jahren für den Gemeindedienst beworben hat, kam nicht von ungefähr. Als gelernter Maurer nahm er sich beim ehemaligen Arbeitgeber immer wieder Tage frei, um seinem Vater beim Aufbau der Marktstände oder beim Ausheben von Erdgräbern mitzuhelfen. «Die Arbeit hat mir sehr gut gefallen, und so habe ich mich um die Nachfolge meines Vaters beworben, als er nach 30 Dienstjahren als Wegmacher in Reigoldswil pensioniert wurde», blickt Krähenbühl zurück. Die Gemeindeoberen fanden ihn bei der ersten Bewerbung zu jung, um nur ein paar Monate später auf ihn zuzukommen und ihm bei einer weiteren Vakanz eine Stelle anzubieten. «Trotz meiner ersten Enttäuschung habe ich zugesagt und meine Entscheidung nie bereut.»
Ruhig und besonnen
Albert Krähenbühl ist ein Allrounder, wie ihn sich ein Arbeitgeber nicht besser wünschen kann. Er war es von zu Hause aus gewohnt anzupacken: Seine Eltern führten im Nebenerwerb einen landwirtschaftlichen Betrieb. Etwas anderes als eine handwerkliche Tätigkeit hätte er sich auch nicht vorstellen können. Und so war sein Alltag im Gemeindedienst, vor allem in den ersten Jahren, von harter körperlicher Arbeit geprägt, ob beim Reparieren von defekten Wasserleitungen oder – und ganz besonders – beim Ausheben von Erdgräbern auf dem Friedhof. «Mein Vater brauchte dafür einen Tag, ich als Jungspund hingegen auf dem inzwischen neuen Friedhof zwei Tage, dies ärgert mich noch heute», so Krähenbühl, wohlwissend, dass er am neuen Grabungsort ein wesentlich härteres Bodenmaterial zu bearbeiten hatte.
Wie der 65-Jährige erzählt, gab es zu Beginn der 1980er-Jahre noch strenge Winter, in denen von Anfang Januar bis in den Februar hinein Schnee geräumt und die Strassen gesalzen und gesplittet werden mussten. Frühmorgens um Viertel nach drei Uhr war Tagwache. «Das Aufstehen machte mir nie Mühe, ich war stets fünf Minuten vor dem Weckerläuten wach.» Da er als Wegmacher angestellt war, setzte er besonderen Wert auf den Unterhalt der Strassen und Wege. So musste er die gemeinderätliche Obrigkeit, die ihn zwischendurch mit Sanierungsarbeiten an den gemeindeeigenen Wohnungen betraut hatte, bremsen, «weil ich ja primär dafür eingestellt wurde, um das Strassennetz zu unterhalten», betont er.
Und nicht zuletzt war der inzwischen Pensionierte während vieler Jahre Marktchef beim Frühlings- und Herbstmarkt in seinem Dorf. Einfach gestaltete sich diese Aufgabe nicht, denn die Marktfahrenden seien ein spezielles Völkchen. Bis jede und jeder den gewünschten Standplatz gefunden habe, brauche es manche Diskussionen. Da konnte sogar Albert Krähenbühl, ein ruhiger und besonnener Mensch, den man nie ausrufen hört, etwas bestimmter werden.
«Eine schöne und gute Zeit»
Ausdauerndes Engagement zeigt Krähenbühl auch in seiner Freizeit. Seit 40 Jahren singt er im «Jodlerclub Hohwacht». Seit seine Lebensgefährtin vor drei Jahren plötzlich verstorben ist, ist er noch enger Verbunden mit der Familie Weber im Unterbiel, deren drei singende Töchter er fast als Grosskinder bezeichnet. Zudem ist er im Vorstand des Verschönerungsvereins und weiterhin Mitglied der kommunalen Umweltschutzkommission.
Als Highlights bleiben Krähenbühl die jährlichen Ausflüge mit der ganzen Belegschaft in Erinnerung. Vermissen wird er seine Kollegen, zu denen im gemeinsamen Werkhof auch die Forstequipe gehörte, sowie die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat. «Es war eine schöne und gute Zeit», hält er als Resümee seiner 42 Jahre Tätigkeit für die Öffentlichkeit fest. Für diese wird er weiterhin als Marktchef tätig sein und die Blumenrabatten der Gemeinde betreuen. «Das Angebot eines Gärtners, zeitweise in dessen Betrieb mitzuarbeiten, lasse ich im Moment noch liegen. Ich will zuerst in meinem eigenen Garten zum Rechten sehen», so Albert Krähenbühl.