«Persönlicher Kontakt war mir besonders wichtig»AUSGEFRAGT | JESSICA BAUMGARTNER, VEREIN ERLEBNISRAUM TAFELJURA, MAISPRACH
06.05.2022 Baselbiet, Vereine, Gemeinden, Gesellschaft, NaturAusgefragt: Jessica Baumgartner, Verein Erlebnisraum Tafeljura, Maisprach
Zwölf Jahre hat die Maispracherin Jessica Baumgartner die Geschäftsstelle des Vereins Erlebnisraum Tafeljura geleitet. Nun tritt sie morgen Samstag an der Generalversammlung des Vereins ...
Ausgefragt: Jessica Baumgartner, Verein Erlebnisraum Tafeljura, Maisprach
Zwölf Jahre hat die Maispracherin Jessica Baumgartner die Geschäftsstelle des Vereins Erlebnisraum Tafeljura geleitet. Nun tritt sie morgen Samstag an der Generalversammlung des Vereins zurück.
Elmar Gächter
Frau Baumgartner, wir treffen uns auf der Buuseregg zu diesem Interview, weshalb gerade hier?
Jessica Baumgartner: Wir haben hier einen wunderbaren Blick ins Baselbiet gegen die Jurakette, und sofern es die Klarsicht ermöglicht, sehe ich morgens bei der Durchfahrt mit dem Postauto Eiger, Mönch und Jungfrau. Und wenn ich nach der Arbeit in Basel hier über diesen kleinen Pass fahre, bin ich weit weg von der Stadt.
So kann man davon ausgehen, dass Ihnen die Landschaft, die viel bedeuten?
Die Natur begleitet mich von Kindesbeinen an. Meine Mutter hat in mir das Interesse für Pflanzen geweckt, und anlässlich meiner regelmässigen Besuche bei den Grosseltern auf ihrem bäuerlichen Nebenerwerbsbetrieb war ich schon früh mit dem Pflücken von Kirschen vertraut. Später habe ich neben meiner Arbeit im Naturhistorischen Museum, wo ich in der Bildung und Vermittlung tätig bin, mein Wissen über naturkundliche Themen an diversen Kursen erweitert. Zudem bin ich an meinem Wohnort Maisprach seit vielen Jahren im Vorstand des Vogelschutz-, Heimatschutz- und Verschönerungsvereins tätig, wo ich unter anderem die Jugendnaturgruppe aufgebaut und geleitet habe.
Es war für Sie vor 12 Jahren also naheliegend, die Leitung der Geschäftsstelle des Vereins Erlebnisraum Tafeljura zu übernehmen?
Was mich an diesem Verein stets besonders interessiert hat, ist die Verbindung von Natur und Kultur. Der Verein ist nicht allein eine Naturschutzorganisation, sondern widmet sich auch dem Kreislauf Ökologie und Ökonomie, und er unterstützt das Ziel, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt.
Wie hat sich der Verein in den vergangenen Jahren entwickelt?
Der Bekanntheitsgrad hat sich markant gesteigert, vor allem bei den Gemeinden, aber auch bei den kantonalen Amtsstellen. Dies hat zum Beispiel dazu geführt, dass der Verein eingeladen worden ist, den Prozess der Landschaftskonzeption zu begleiten. Dies zeigt mir, dass wir als wichtiger Player wahrgenommen werden. Das gilt auch für zielverwandte Organisationen wie Naturschutz- oder Heimatschutzverein oder auch ausserkantonale Institutionen, wo unsere Meinung gefragt ist.
Wie schätzen Sie dessen Stellenwert in der Bevölkerung ein?
Aus Rückmeldungen von Marktanlässen erhalten wir viel Lob für unsere Arbeit. Viele Feedbacks beinhalten positive Worte über unsere thematische Breite wie auch über unseren Einsatz. Etwas weniger Support erhalten wir aus Kreisen der Landwirtschaft, die gewisse Themen anders sehen als wir. Aber auch da versuchen wir, die Kontakte zu pflegen. Dies ist ganz besonders wichtig im Hinblick auf die Schaffung eines Naturparks. Die Idee des Naturparks kommt ja aus der Bevölkerung, aus den Gemeinden und ist nicht von oben angeordnet. Deshalb ist es wichtig, dass möglichst alle betroffenen Kreise ihre Meinung kundtun und sagen, was sie sich vorstellen.
Was war Ihnen bei Ihrer Tätigkeit stets besonders wichtig?
Vor allem der persönliche Kontakt, sei dies bei Marktauftritten, Wanderungen oder Betriebsbesichtigungen und nicht zuletzt bei den Arbeitseinsätzen. Es ging für mich nie darum, «nur» zu organisieren, sondern vor Ort zu sein, die Leute zu begrüssen und sie kennenzulernen. Ein gutes Netzwerk ist für mich etwas vom Wichtigsten, vor allem auch bei Kooperationen mit verwandten Organisationen.
Auf welche Highlights blicken Sie ganz besonders gerne zurück?
Kurz nach meiner Wahl durfte ich 2010 unseren grossen und erfolgreichen Auftritt an der OLMA mitgestalten, als das Baselbiet Gastkanton in St. Gallen war. Gerne erinnere ich mich auch an das Hochstammförderprojekt, bei dem ich Projektaufgaben und gegen Ende auch die Leitung übernehmen durfte. Stets wichtig waren mir auch die kooperativen Projekte wie das Feldscheunenprojekt oder das Projekt Wieselnetz, das wir eng mit der Stiftung Wieselnetz Schweiz in 14 Gemeinden unseres Einzugsgebiets realisieren konnten. Gerade Letzteres ist ein typisches Beispiel dafür, wie wichtig ein gutes Netzwerk ist.
Gab es auch Projekte, die weniger erfolgreich waren?
Da kommt mir das Thema regionale Produkte in den Sinn, bei dem es ja nicht allein um Lebensmittel geht. Wir wollten den regionalen Steinbruch in Wittinsburg in Betrieb nehmen, was uns nicht gelungen ist. Dies ist zwar schade, aber wir haben es immerhin probiert und letzlich muss man dies dann auch akzeptieren.
Welches Resümee ziehen Sie aus Ihren 12 Jahren als Geschäftsführerin des Vereins Erlebnisraum Tafeljura?
Es war eine spannende Zeit, vieles ist gut gelaufen. Ich durfte das Oberbaselbiet von seinen schönsten Seiten kennenlernen. Ich denke, dass ich dazu beitragen konnte, den Bekanntheitsgrad unseres Vereins zu steigern und ihn für den nächsten grossen Schritt zu einem Naturpark vorzubereiten. Der Naturpark wird mir auch nach Abschluss meiner Tätigkeit als Geschäftsführerin wichtig sein. Wäre ich jünger, hätte ich da noch gerne an vorderer Front mitgearbeitet. Da dies jedoch ein grosses Projekt ist mit einem langen Prozess, ist es wichtig, dass jemand übernimmt, der es auch durchziehen kann.
Zur Person
emg. Jessica Baumgartner, 66, ist in Riehen aufgewachsen, hat in Basel das Gymnasium besucht und sich zur Primarlehrerin ausbilden lassen. Sie hat an der Sprachheilschule in Riehen mit sprachbehinderten und gehörlosen Kindern gearbeitet und musikalische Grundkurse in Basel, Maisprach und Buus unterrichtet. Sie ist im Teilpensum noch bis Ende Juni im Naturhistorischen Museum Basel, Bereich Bildung und Vermittlung tätig. Seit ihrem Umzug 1986 nach Maisprach setzt sie sich im örtlichen Verein Vernetzte Vielfalt Maisprach für ökologische und kulturelle Belange ein. 2010 hat Jessica Baumgartner die Geschäftsleitung des Vereins Erlebnisraum Tafeljura übernommen, der 2003 gegründet worden ist. An der Generalversammlung von morgen Samstag gibt sie ihr Amt weiter an Barbara Saladin.