«Ich bin schnell erwachsen geworden»
03.05.2022 Bezirk Liestal, Lampenberg, Kultur, PorträtNächstes Jahr will Michèle Bircher ein eigenes Album herausbringen
Der ehemalige «The Voice Kids»- Star Michèle Bircher aus Lampenberg meldet sich mit neuem Namen und neuem Song zurück. «Elle», wie sie sich heute nennt, trifft sich mit unserer Autorin im Restaurant Mooi in ...
Nächstes Jahr will Michèle Bircher ein eigenes Album herausbringen
Der ehemalige «The Voice Kids»- Star Michèle Bircher aus Lampenberg meldet sich mit neuem Namen und neuem Song zurück. «Elle», wie sie sich heute nennt, trifft sich mit unserer Autorin im Restaurant Mooi in Liestal.
Iris Bösiger
Bereits als Kleinkind musste sie weinen, sobald man die Musik ausgeschaltet hat, sagt sie. Und gesungen habe sie, bevor sie habe sprechen können. Die Begeisterung für die Musik wurde der jungen Michèle Bircher zweifelsohne in die Wiege gelegt.
Im zarten Alter von 12 Jahren meldete sie ihr Vater bei der Castingshow «The Voice Kids» in Deutschland an. Damit erfüllte sich ein grosser Traum von Michèle, die ab Staffel 1 von «Deutschland sucht den Superstar» alle Castingshows gebannt mitverfolgt hatte. Dank ihres grossen Talents und ihrer sehr sympathischen Art verliess sie «The Voice Kids» als Siegerin und konnte über ein Jahr durch die Schweiz und Deutschland touren.
«Ich bin schnell erwachsen geworden», sagt sie. Das stetige Reisen und die langen Wartezeiten hätten sie in Geduld geschult. Ihrer freundlichen und offenen Art kann man entnehmen, dass sie viel Zeit mit Erwachsenen verbracht hat. Einen Unterbruch in ihrer Kindheit und Jugend habe es dennoch nicht gegeben, glaubt sie. Ihr sei nichts genommen, eher geschenkt worden, denn auch während ihrer restlichen Schuljahre habe sie im Schulzimmer von grossen Bühnen und von einem Leben als Sängerin geträumt.
Neue Staffel, neuer Sieger
Ihren Erfolg bei «The Voice Kids» sieht sie sehr pragmatisch. Ihr sei immer klar gewesen, dass dieser vorbei sein werde, sobald eine neue Staffel und ein neuer Sieger nachrückten. Dankbar ist sie allemal für diese Erfahrung und die tollen Menschen, die sie dabei kennenlernte.
Zu Hause im Luftschutzkeller durfte «Elle», wie sie sich seit Neuestem nennt, ihr eigenes Tonstudio aufbauen und wartete darauf, dass ihre Ausbildung abgeschlossen ist, um endlich ihren Traum zu verfolgen. 2017 schafft sie es mit ihrem Song «Two Faces» in die Vorauswahl zum «Eurovision Song Contest». Rückblickend zeigt sie sich jedoch wenig zufrieden mit ihrer Performance. Dies hänge damit zusammen, dass sie nur wenige Wochen zuvor wegen eines Schilddrüsentumors operiert werden musste. Die junge Frau ist knapp 16 Jahre alt, als sie um ihr Leben bangt. Lange war nicht klar, ob der Tumor gut- oder bösartig ist. Sie erlebt die drei Monate bis zu der Operation als schlimmste Zeit ihres Lebens und leidet unter Albträumen.
Dann das grosse Aufatmen: Der Tumor war mehrheitlich gutartig und konnte entfernt werden. Durch alljährliche Kontrollen wird seither sichergestellt, dass er nicht wieder zurückkehrt. Ihre Stimme war nicht zu 100 Prozent da, als sie für die Vorauswahl des ESC vorsingen musste. Erzählt hat sie damals niemandem von der Operation. Sie habe sich keinen Vorteil damit verschaffen wollen.
2019 nahm sie am SRF-Casting «Stadt Land Talent» teil und erreichte den zweiten Platz. Durch diesen Auftritt wurde Phil Dankner auf sie aufmerksam und bot ihr an, das Management zu übernehmen. Nach sechs Jahren Betreuung durch den Vater war die Zeit reif für eine Veränderung; sie nahm das Angebot an.
Eigene Geschichten erzählen
Durch dessen Hilfe und das gute Ohr von Hitproduzent Pele Loriano erhielt «Elle» ein Lied von einem schwedischen Songwriter-Duo zugeschickt. Sie kann sich auf Anhieb damit identifizieren. Der Song «Déja-vu» beschreibt die On-off-Beziehung mit ihrem Ex-Freund und man spürt, dass ihr viel an diesem Song liegt. Die poppige Ballade mit einigem Hitpotenzial ist am 8. April auf allen gängigen Plattformen erschienen. Dazu gibt es ein sinnliches Video auf Youtube, produziert von Kim Culetto, der bereits frühere Videos von «Elle» realisiert hat.
Für die Zukunft wünscht sie sich vor allem eines: Eigene Songs und die richtigen Leute finden, die mit ihr diese Songs so umsetzen können, wie sie sich das vorstellt. «Elle» möchte 2023 ein Album veröffentlichen und wieder auf Tour gehen. Nach Jahren, in denen sie vorwiegend Cover-Songs gesungen hat, ist ihr Bedürfnis nach Eigenem und Individuellem gross und Michèle fühlt, dass die Zeit jetzt reif dafür ist. «Ich habe etwas zu sagen und möchte meine persönlichen Geschichten erzählen. Ich möchte als Künstlerin wahrgenommen werden.»
Wer die junge Sängerin mit grosser Stimme bereits im Vorfeld «live» miterleben möchte, hat dank des Programms «Young Artists», organisiert von «Das Zelt», die Chance dazu. Am 18. Juni ist die Crew in Luzern und am 17. September in Basel zu sehen.