Ein bisschen verhexte Wiesen
01.04.2022 Bezirk Waldenburg, Bretzwil, NaturKühe sollten nicht zu lange am gleichen Ort grasen
Dass auf dem «Häxeblätz» bei Bretzwil der Boden stark mit Arsen und Thallium belastet ist, ist seit einiger Zeit bekannt. Jetzt zeigen Untersuchungen, dass es auch auf zwei Wiesen erhöhte Werte gibt. Eine grössere Gefahr geht davon ...
Kühe sollten nicht zu lange am gleichen Ort grasen
Dass auf dem «Häxeblätz» bei Bretzwil der Boden stark mit Arsen und Thallium belastet ist, ist seit einiger Zeit bekannt. Jetzt zeigen Untersuchungen, dass es auch auf zwei Wiesen erhöhte Werte gibt. Eine grössere Gefahr geht davon aber nicht aus.
David Thommen
Der «Häxeblätz» an der Südflanke des 894 Meter hohen Hügels Brang bei Bretzwil war im Sommer 2020 in vielen Medien der Schweiz ein Thema: Die «Volksstimme» hatte zuvor, gestützt auf eine Untersuchung des kantonalen Amts für Umweltschutz und Energie (AUE), berichtet, dass an diesem Ort stark erhöhte Werte des Metalls Thallium und des Halbmetalls Arsen gemessen worden sind. Dies ist die Erklärung dafür, weshalb es auf dem rundum bewaldeten «Häxeblätz» seit Jahrhunderten kaum nennenswerten Bewuchs durch Bäume oder Sträucher – dafür immerhin mit seltenen Blumen – gibt. In alten Zeiten hatte man geglaubt, der kahle Ort sei verhext, wie das der Flurname besagt.
Mittlerweile hat der Kanton in Bretzwil weitere Messungen vorgenommen. Publiziert sind die Resultate im aktuellen Mitteilungsblatt der Gemeinde Bretzwil. Bestätigt wird, dass die höchsten Arsen-Werte auf der ausgedehnten «Häxeblätz»-Fläche bis um den Faktor 200 über dem mittleren Gehalt von «normalen» Baselbieter Böden liegt, beim Thallium ist die «Belastung mit einem Faktor bis 2500 über der Hintergrundbelastung noch deutlich massiver». Darüber hinaus sind auch erhöhte Gehalte von Cadmium, Quecksilber, Blei und Zink gefunden worden. Unverändert wird davon ausgegangen, dass die Schadstoffe natürlicherweise dort vorkommen.
Mähen nur bei trockenem Boden
Angrenzend an den «Häxeblätz» nehmen die Belastungen rasch ab, wie die neuen Bodenanalysen des AUE nun zeigen. Einzig im Landwirtschaftsland in den Fluren «Herrlichkeitshübel» und «Unterbrang» weisen die erwähnten Schadstoffe noch deutlich erhöhte Werte auf. Zu vermuten sei, dass es im angrenzenden Nunningen, also auf Solothurner Boden, ebenfalls solche Belastungen gebe, so die Baselbieter Behörde.
Das Amt geht davon aus, dass von den beiden belasteten Landwirtschaftsflächen in Bretzwil keine nennenswerte Gefahr ausgeht. Arsen und Thallium werde von Gras oder Getreide erfahrungsgemäss nur in geringen Spuren aus dem Boden aufgenommen. Indessen nähmen Nutztiere mit dem Futter auch Bodenpartikel auf. Daher rät das Amt, Wiesen nur bei abgetrocknetem Boden zu mähen, damit möglichst wenig Erde an den Pflanzen haften bleibt. Überdies solle die Weidezeit für die Tiere auf den betroffenen Parzellen begrenzt werden. Und bei Bauvorhaben sei darauf zu achten, dass der belastete Boden wiederum direkt vor Ort verwendet wird.
Entwarnung gibt das kantonale Amt für Umweltschutz und Energie für das Trinkwasser in Bretzwil: Bei allen Wasserproben seien die für Arsen festgelegten Höchstgehalte nicht überschritten worden, auch beim Thallium gebe es keine Auffälligkeiten. Die höchsten Konzentrationen der beiden Schadstoffe hätten sich im Wasser des Rennenbachs gefunden. Handlungsempfehlungen dazu gibt das AUE im Bretzwiler Mitteilungsblatt nicht ab. Für den «Häxeblätz», einem nicht zuletzt wegen der zahlreichen in den Bäumen aufgehängten Hexenpuppen beliebter Rastplatz mit Grillstelle, wurde in einer früheren Mitteilung empfohlen, Kleinkinder nicht auf nacktem Boden spielen zu lassen.
Bedeutende Bodenbelastungen mit Arsen und Thallium sind im Kanton Baselland eher selten. In einem älteren Gutachten eines Geologen ist von «eng begrenzten Vorkommen» die Rede. Bekannt sind das stark belastete Gebiet Erzmatt in Buus sowie Flächen im Laufental. Vor allem in Liesberg wurden ausserordentlich hohe Arsenbelastungen gemessen.