Zwischenspiel mit Zwischenton
29.03.2022 Bezirk Sissach, Gelterkinden, Kultur«Orchester Gelterkinden» mit zusätzlichem Konzert
Das «Orchester Gelterkinden» hat sein Jahr mit einem zusätzlichen Symphoniekonzert eröffnet. Wenn sich auch andere Kulturschaffende noch zurückhalten, unterstreicht das verkleinerte Orchester, unter anderem mit Mozart-Adaptionen und ...
«Orchester Gelterkinden» mit zusätzlichem Konzert
Das «Orchester Gelterkinden» hat sein Jahr mit einem zusätzlichen Symphoniekonzert eröffnet. Wenn sich auch andere Kulturschaffende noch zurückhalten, unterstreicht das verkleinerte Orchester, unter anderem mit Mozart-Adaptionen und einer Haydn-Symphonie, seinen Ehrgeiz und seine Klasse.
Jürg Gohl
Auch mit inzwischen 106 Jahren auf dem Buckel zeigt sich das «Orchester Gelterkinden» in blendender Verfassung. Wohl hat die Corona-Pandemie dazu geführt, dass das einzige Amateur-Symphonieorchester weit und breit beim Proben lange ziemlich improvisieren und sogar sein Winterkonzert 2020 ausfallen lassen musste. Doch während sich andere in der Kultur behutsam an den Alltag herantasten, baut das «Orchester Gelterkinden» kurzerhand ein Zusatzkonzert in sein Jahresprogramm ein. So wurde vor den gewohnten Konzerten im Juni und im Dezember am vergangenen Wochenende ein Symphoniekonzert dargeboten. Anlass dazu habe, wie es Präsident Gerhard Schafroth durch die Blume verrät, gegeben, dass im Sommer gemeinsam mit dem Musikverein Filmmusik thematisiert werde und sich das Orchester vorher doch noch mit anspruchsvollerer Klassik befassen wolle.
So trat es am Wochenende zuerst in der Kirche in Kilchberg und danach in der katholischen Kirche in Gelterkinden auf, im Gepäck hauptsächlich Noten zu Mozart-Adaptionen und zu Haydns Symphonie «Die Uhr». 50 Musikerinnen und Musiker umfasst das Orchester, rund die Hälfte davon stand bei diesem eingeschobenen Konzert im Einsatz.
Mozart am Mississippi
Symphonisch wurde es zwar erst im zweiten Teil. Im ersten lieferten sich die Bläser und die Streicher sozusagen ein Duell. Das Bläser-Quintett bot eine Humoreske von Alexander von Zemlinsky sowie die auf Blasinstrumente umgeschriebene Ouvertüre zu Mozarts «Zauberflöte» und schliesslich eine von Terence Greaves verjazzte Interpretation von Mozarts «Alla turka» – ein Mozart-Marsch in Mambo-Manier am Mississippi quasi.
Als Kontrast schoben die Streicher ein gediegenes Adagio (von Samuel Barber) dazwischen, das nebenbei auch allen verständlich machte, weshalb die Kilchberger Kirche für Aufnahmen klassischer Kunst hoch im Kurs steht. Nach der Pause kam es zur engagiert dirigierten Symphonie, zum Zusammenschluss. Dabei war das Ticken von Haydns Uhr vor allem im lieblichen zweiten Satz zu spüren.
Die beiden bevorstehenden Doppelauftritte des Amateurorchesters werden erneut von Osvaldo Antonio Ovejero dirigiert. Danach endet nach drei Jahren die Zeit des 62-jährigen Argentiniers im Oberbaselbiet, der vergangenes Jahr für sein Orchester eigens eine «Baselbieter Symphonie» komponiert und zur Aufführung gebracht hat. Irgendwie war das beim Auftritt in Kilchberg zu spüren.
Das ambitionierte Orchester sucht per 2023 einen neuen Chef, weil es den Eindruck hat, unter dem Nachfolger von Gunhard Mattes zu wenig Fortschritte erzielt zu haben. Präsident und Violinist Gerhard Schafroth stellt gegenüber der «Volksstimme» fest, dass das Interesse, im Orchester mitzuwirken, eher zu- als abnimmt, wenn es sich an schwierigere Aufgaben heranwagt.