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18.03.2022 Baselbiet, Natur, RegionDaniel Zwygart
Die Universitätsstadt Basel hatte schon 1622 eine der weltweit ersten Listen mit den vor Ort vorkommenden Pflanzenarten. Botanisch interessierte Personen haben über die Jahrhunderte immer wieder Pflanzen gesammelt und ihre Standorte festgehalten. Die ...
Daniel Zwygart
Die Universitätsstadt Basel hatte schon 1622 eine der weltweit ersten Listen mit den vor Ort vorkommenden Pflanzenarten. Botanisch interessierte Personen haben über die Jahrhunderte immer wieder Pflanzen gesammelt und ihre Standorte festgehalten. Die Herbarien des Botanischen Instituts hüten dazu einen reichen Schatz. Die letzte Publikation einer ausführlichen Pflanzenliste unserer Region stammt von Roland Lüthi für das Oberbaselbiet im Jahr 2018.
Der Verein Flora beider Basel hat vergangenes Jahr in Zusammenarbeit mit den Herbarien Basel ein Projekt für alles Blühende und Grüne in beiden Basel ins Leben gerufen. Mit von der Partie sind der Basellandschaftliche Naturund Vogelschutzverband, Pro Natura Basel und Baselland, die Universität Basel, die Basler Botanische Gesellschaft und «Wald beider Basel». Ihr gemeinsames Ziel: eine aktuelle Übersicht über die Artenvielfalt der hiesigen Flora mithilfe der Zivilbevölkerung erstellen.
Breite Bevölkerung einspannen
Der Verein hat einen Vorstand, in dem die beteiligten Partner vertreten sind. Gemeinsam haben die Organisationen mithilfe diverser Sponsoren eine Geschäftsstelle als Kontakt- und Organisationsdrehpunkt geschaffen. Ramon Müller ist diplomierter Biologe und arbeitete unter anderem beim schweizerischen Daten- und Informationszentrum «info Flora» mit. Sein 20-Prozent-Pensum füllt er bei «Flora beider Basel» mit der Organisation von Infoanlässen, Betreuung von freiwilligen Mitarbeitenden und der Medienarbeit.
Auf unsere Frage, warum dieses Projekt trotz der nicht wenigen schon vorhandenen floristischen Grundlagen in unserer Region angegangen werde, führt er viele Argumente ins Feld. Zum einen verändere sich die Flora in Basel speziell schnell, weil von allen Seiten und mit allerlei Transportmitteln neue Pflanzen eingeführt würden. Die Klima- und Landschaftsveränderungen haben zudem einen fortlaufenden Einfluss auf die Pflanzenpopulationen.
Man möchte mit diesem Projekt die breite Bevölkerung in diese Dokumentation einspannen. Das ergebe eine Win-win-Situation: Das freiwillige Engagement bewirke eine persönliche Bereicherung und auch eine Weiterbildung der Mitmachenden, und die Wissenschaft und der praktische Naturschutz erhalten andererseits laufend aktualisierte Daten. Beispielsweise sei kürzlich eine seltene Doldenblütlerart in der Nähe einer Strasse mit schon bewilligten Strassenumbauarbeiten entdeckt worden. Dank der Fundmeldung kann nun in Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen das Weiterleben der Population angestrebt werden.
Die Ergebnisse des ersten Jahres
Im ersten Jahr des Projekts haben 58 Freiwillige rund 10 000 Meldungen gemacht. Darunter sind 580 Meldungen zu bedrohten Arten. So wurde beispielsweise ein neuer Standort der seltenen Griffel-Rose (Rosa stylosa) gefunden und das Vorkommen des vom Aussterben bedrohten Steinquendel Ehrenpreis (Veronica acinifolia) bestätigt. Ebenfalls wurde zum ersten Mal in der Deutschschweiz das Nadelkraut (Crassula helmsii) entdeckt – und gerade ausgerissen. Denn diese gebietsfremde Art, die in Ziergärten oder in Aquarien angepflanzt wird (und in Gärtnereien notabene noch käuflich ist), entpuppt sich in freier Natur als sehr invasive Art, die andere Sumpfpflanzen äusserst effektiv verdrängen kann.
Am Projekt beteiligen können sich alle an Pflanzen interessierten Menschen mit einer Basiskenntnis der Pflanzenarten. Es sollen Laien und Profis mitmachen können, auch solche, die nicht in den beiden Basel wohnen. Es gibt verschiedene digitale Erfassungsmethoden, vom einfachen Foto bis zum Ausfüllen einer Online-Liste – die Freiwilligen können das ihnen vertraute Niveau wählen.
Immer wieder werden freiwillige Informations- und Weiterbildungsveranstaltungen des Vereins angeboten. So findet kommenden Dienstagabend von 18.30 bis 20.00 Uhr die Saisonstartveranstaltung 2022 am Botanischen Institut beim Spalentor oder online statt, zu der auch (noch) Nicht-Mitglieder eingeladen sind.
florabeiderbasel.ch