Die vielfältigen Aufgaben eines Bahnwärters
18.03.2022 Baselbiet, Läufelfingen, Verkehr, Bezirk SissachHeinz Spinnler
Karl Degen wurde am 20. Februar 1897 als zweitältester Sohn von Karl Degen-Müller (1875–1926) in Läufelfingen geboren, wo er auch seine ersten Lebensjahre verbrachte. Sein Vater war bei der damaligen Centralbahn in Läufelfingen angestellt und war ...
Heinz Spinnler
Karl Degen wurde am 20. Februar 1897 als zweitältester Sohn von Karl Degen-Müller (1875–1926) in Läufelfingen geboren, wo er auch seine ersten Lebensjahre verbrachte. Sein Vater war bei der damaligen Centralbahn in Läufelfingen angestellt und war später bei den SBB als Vorarbeiter tätig. Die Familie zog nach 1900 nach Sissach. Mittlerweile waren es mehr als 10 Kinder, die es zu versorgen galt. So kam es, dass der junge Karl in der Mineralquelle Eptingen Arbeit fand, um an den Unterhalt der Familie beizusteuern.
Arbeit bei der Bahn
Im Jahr 1920 fand er als Gleisarbeiter bei den SBB eine Anstellung, 1922 vermählte er sich mit Hulda Schaub aus Häfelfingen. In den darauffolgenden fünf Jahren entstammten der Ehe vier Kinder.
Mittlerweile war sein Onkel, Eduard Degen-Strub (1886–1950) ab 1919 als Stationsvorstand in Läufelfingen tätig. Er war ein Vertreter der dritten Generation Degen, die bei der Bahn tätig war. Das Angebot der Bundesbahnen, 1927 als Stationsarbeiter in Läufelfingen zu amten, nahm Karl Degen gerne an. Ebenso die Möglichkeit, seinen Wohnsitz in das Bahnwärterhaus am «Katzenbach», zwischen Buckten und Läufelfingen, zu verlegen.
Es war ideal für ihn und seine Familie, denn so war es ihnen möglich, etwas Landwirtschaft zu betreiben und auch Kleinvieh zu halten. Im Nachruf der «Volksstimme» 1975 heisst es über das Leben von Karl Degen-Schaub: «Damit ging gleichzeitig auch sein Wunsch, in der Freizeit Landwirtschaft zu betreiben und Tiere halten zu können, in Erfüllung. Es folgten harte Jahre der Arbeit, sowohl für Eltern als auch für die Kinder. Beharrlich wurde der harte, karge Boden entlang der Bahnlinie bis Läufelfingen bewirtschaftet, damit sich die Familie so weit als nur möglich selbst versorgen konnte. Dass Karl Degen jedoch nicht nur an sich selbst dachte, dass er auch zu geben verstand, geht schon daraus hervor, dass er zwei Pflegekinder bei sich aufnahm, ihnen seinen Namen verlieh, noch ehe seine eigenen Kinder ausgeflogen waren.»
Vielfältige Aufgaben
Neben regelmässigen Kontrollgängen auf dem Bahntrassee gehörte auch das jährliche Mähen und Heuen der Bahnborde zu den Aufgaben von Karl Degen. Auf der Station in Läufelfingen waren die Aufgaben sehr vielseitig. Das Bereitstellen und Abfertigen von Güterwagen, das Ausfüllen von Frachtbriefen und andere administrative Arbeiten gehörten ebenso dazu wie das Kontrollieren und Schmieren der Weichenanlagen. Täglich mussten Güterwagen für die Gipsunion abgefertigt werden, was mit Rangierarbeiten verbunden war. Die Liste der Aufgaben kann hier noch erweitert werden: Heizen des Stationsgebäudes im Winter, Kontrollieren der Signalanlagen und Lampen, Abfertigen von Warensendungen und Gepäck von Reisenden, Reinigungsarbeiten und so weiter.
Die Ziegen im «Katzenbach»
Eine besondere Leidenschaft von Karl Degen waren seine Ziegen; aber auch ein Schwein und hie und da wohl auch ein Rindvieh waren im kleinen Stall neben dem Wärterhaus untergebracht. Eine Begebenheit zu den Ziegen sei hier noch dokumentiert. Nelly Mohler- Degen aus Läufelfingen erinnert sich an ihre Jugendzeit im Wärterhaus Katzenbach. Einmal im Jahr mussten die Ziegen in Läufelfingen zur Kontrolle vorgeführt werden. Also band Nelly die Ziegen mit einem Seil zusammen und marschierte mit ihnen dem Bahntrassee entlang nach Läufelfingen und wieder zurück.
Nachdem Karl Degen 1962 in Rente ging, musste er sein geliebtes Zuhause im «Katzenbach» verlassen. Bis zu seinem Tod 1975 wohnte er in Buckten und konnte sich noch an seinen Grosskindern erfreuen.
Quellen: «Volksstimme» und Nachkommen von Karl Degen-Schaub.