Gemeinsam Fremdkosten minimieren
17.02.2022 Baselbiet, Finanzen, LandwirtschaftElmar Gächter
Die gemeinschaftliche Nutzung von Maschinen und Geräten in der Landwirtschaft ist nichts Neues. Auch im Baselbiet gibt es mehrere Betriebe, die seit Jahrzehnten gemeinschaftlich unterwegs und von diesem System begeistert sind, sagt Stefan Weber vom ...
Elmar Gächter
Die gemeinschaftliche Nutzung von Maschinen und Geräten in der Landwirtschaft ist nichts Neues. Auch im Baselbiet gibt es mehrere Betriebe, die seit Jahrzehnten gemeinschaftlich unterwegs und von diesem System begeistert sind, sagt Stefan Weber vom Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung in Sissach bei einem Kurs zum Thema.
Der Anteil der Gemeinschaften – ob als einfache Gesellschaft, Verein oder Genossenschaft – mit rund 5 Prozent sei jedoch sehr gering. «Dabei liegen die Vorteile des Gemeinschaftlichen klar auf der Hand. Eine grössere Auslastung bringt tiefere Kosten und schont die Liquidität. Ich staune immer wieder, wie wenig es braucht, dass ein Betrieb in eine finanzielle Notlage gerät», hält der Mitarbeiter der landwirtschaftlichen Kreditkasse fest. Dabei fehle es nicht an Möglichkeiten, sich zum eigenen Vorteil mit anderen Betrieben zusammenzutun.
Stefan Weber spricht den Investitionskredit für einen gemeinsamen Maschinenkauf an. Bereits ab zwei Betrieben und einem Mindestkaufpreis von 60 000 Franken leiste der Kanton an die Hälfte der Investition ein zinsloses Darlehen mit einer Laufzeit von fünf bis maximal zehn Jahren. Grundlage dazu bilde der Vertrag zur Maschinengemeinschaft. «Eine Investition von 60 000 Franken ist nicht jedermanns Sache, es braucht dafür ein Dokument, das alles regelt», so Weber. Die Möglichkeit des Investitionskredits werde vor allem genutzt für den Kauf von Maschinen für das Ausbringen von Hofdünger, für Miststreuer und Ackerbaumaschinen.
Mit dem gemeinsamen Ankauf sei es jedoch nicht getan. Grundlage für Vermietungen biete in den meisten Fällen der ART-Tarif. «Dieser ist jedoch vielfach zu tief, weil keine der Maschinen die nötige Auslastung schafft», so Weber. Der Ebenrain hat deshalb aufgrund der Tarifliste der Agroscope und dem «Excel-Sheet Tractoscope» ein eigenes Abrechnungssystem entwickelt. Dieses Dokument ermögliche mit lediglich sieben Zahlen eine einfache Jahresrechnung, um für jede Maschine die Kosten für Geschäftsführung, Maschinenunterhalt, Reparaturen und Abschreibungen aufzuzeigen.
Laut Weber ist diese Lösung vor allem für Betriebe geeignet, die neu eine Maschinengemeinschaft bilden wollen. «Im Gegensatz zu einer Organisation, die seit Jahren eingespielt ist und ihr System sukzessive weiterentwickelt hat, ist dies bei einer jungen Gemeinschaft noch längst nicht der Fall.» Neben dem «Excel-Sheet» für das einfache Abrechnen bietet der Ebenrain auch eine etwas anspruchsvollere Variante an.
Als Beispiel eines überbetrieblichen Maschineneinsatzes erwähnt Urs Chrétien von Pro Natura Baselland die biodiversitätsschonende Hang-Mähmaschine. Bei dieser Aktion, von der Naturschutzorganisation und dem Ebenrain ins Leben gerufen, unterstützt der Kanton Kaufinteressenten mit einem Beitrag von 25 Prozent der Anschaffungskosten oder maximal 8000 Franken pro Gerät. Die Beteiligten verpflichten sich dabei, die Maschine während mindestens sechs Jahren auf ihren Betrieben einzusetzen. Ausserdem stellt der Eigentümer die Hang-Mähmaschine weiteren interessierten Landwirten der Umgebung zur Verfügung.
App als Austauschplattform
Während die meisten Reservationssysteme nach wie vor auf Telefonbasis laufen, hat der Dachverband Maschinenring Schweiz – zusammen mit dem jurassischen und waadtländischen Bauernverband – ein Programm entwickelt, das als App «FarmX» eine Austauschplattform für landwirtschaftliche Maschinen anbietet. Es erleichtert laut Thomas Cadonau die gemeinsame Nutzung von Maschinen und Geräten.
Es sei nicht nur ein Reservationssystem, mit dem Maschinen sowohl an Genossenschaftsmitglieder als auch Externe zu unterschiedlichen Konditionen vermietet werden können, sondern beinhalte auch ein Abrechnungssystem für Maschinengenossenschaften, wie der Mitarbeiter von «Maschinenring Schweiz» festhielt. Laut Cadonau konnten dank dieser App die Administrativkosten bei verschiedenen ihrer Kunden bis zu 50 Prozent gesenkt werden. Hauptnachteil der App sei, dass jeder Betrieb, der Maschinen vermiete, auch seine eigenen Einsätze vorausplanen müsse. Die App kostet maximal 40 Franken pro Jahr und Maschine. Inbegriffen seien auch die technischen Updates. Eine Provision, wie sie andere Anbieter kennen, werde nicht fällig.
Stefan Weber hat als Organisator des Kurses mehr als zehn Teilnehmende erwartet. Er schreibt dies vor allem dem Aspekt zu, dass das Thema heikel sei. «Für viele Landwirte ist das eine heilige Kuh, die man nicht gerne teilt. Einige von ihnen sind sich zu wenig bewusst, dass sich mit der gemeinschaftlichen Nutzung von Maschinen und Geräten einiges an Geld einsparen lässt.» Vielleicht hänge das auch damit zusammen, dass die Maschinen auch einen Sozialaspekt beinhalten. «Man gibt sie nicht jedem einfach so.»
Richtig versichert bei gemeinschaftlichem Eigentum
emg. Urs Zwahlen von der «Emmental Versicherung» empfiehlt:
• Versicherungsverhältnisse für Gemeinschaften wenn möglich separat regeln
• Eigene Sachversicherung für Inventar jedes Betriebs
• Separate Police für Objekte im Gemeinschaftsbesitz
• Korrekte Versicherungssumme für alle zu versichernden Geräte (Vollwert/Neuwert)
• Umfassende Grunddeckung inklusive Kosten
• Allenfalls weitere Gefahren
• Zusatzdeckung «Ertragsausfall und Mehrkosten» mitversichern
• Jeder Betrieb macht eine eigene Betriebshaftpflicht-Versicherung
• Separate Police für Maschinengemeinschaft abschliessen
• Auf einen Versicherer setzen, der im Haftpflichtbereich gut qualifiziert ist
• Immer die höchstmögliche Versicherungs-/Garantiesumme wählen
• Zusatzdeckungen für Nebenbetriebe einschliessen