Heinz Spinnler
Dieser Vorfall ereignete sich am Mittwoch, 25. Oktober 1911, morgens um 8 Uhr. In Läufelfingen war ein leerer Güterwagen «entlaufen», der auf dem starken Gefälle des Bahntrassees in rasende Fahrt kam. Die ganze Sache lief aber relativ glimpflich ...
Heinz Spinnler
Dieser Vorfall ereignete sich am Mittwoch, 25. Oktober 1911, morgens um 8 Uhr. In Läufelfingen war ein leerer Güterwagen «entlaufen», der auf dem starken Gefälle des Bahntrassees in rasende Fahrt kam. Die ganze Sache lief aber relativ glimpflich ab.
Auf der Station Sommerau stand zu diesem Zeitpunkt ein Personenzug. Um den Güterwagen nicht auf den stehenden Personenzug auffahren zu lassen, wurde er auf das bei der Station vorhandene Nebengleis geleitet und es wurde versucht, den Wagen durch einige in der Eile dorthin gelegte Bahnschwellen aufzuhalten. Der Güterwagen sprang jedoch über das Hindernis hinweg, entgleiste und fuhr direkt auf das Stationsgebäude zu. Dabei rammte er die vordere Wand des Büroraums bis zur Tür, wobei auch ein Pfosten des Türrahmens weggerissen wurde. Der Wagen kam vor dem Wartsaal zu stehen, nachdem er auch die sogenannten Glockenbuden demoliert hatte.
Die gerade anwesenden Milchfuhrleute und Nachbarn konnten durch Stützen des Mauerwerks das Gebäude vor dem Einsturz bewahren. Wie ein Wunder wurden beim Unfall keine Menschen verletzt. Der Material- und Gebäudeschaden war hingegen nicht unbedeutend.
1911 war auf der Bahnstrecke Sommerau–Läufelfingen kein gutes Jahr, es war geprägt von zahlreichen Unfällen auf Bahnübergängen. Bei zwei Unfällen auf dem bewachten Bahnübergang bei der Station Sommerau kamen zwei Menschen ums Leben. Grund dafür war, dass die Barrieren sehr oft geschlossen waren. Sie wurden häufig für längere Zeit absichtlich geschlossen gehalten, da sie vom Personal der etwas entfernteren Station bedient werden mussten, was mühsam war. Zum Überqueren der Gleise wurden die geschlossenen Barrieren dann oft von den wartenden Personen hochgehoben, was natürlich sehr gefährlich war. Ob der Forderung nach Barrierenwärtern vor Ort nachgekommen wurde, bleibt hier offen.
Quelle: «Volksstimme» Nr. 71, 1911