Kein Solarstrom vom Schangi-Huus
27.01.2022 Baselbiet, Wittinsburg, Gemeinden, Bauprojekte, Bezirk Sissach
Otto Graf
Das «Schangi-Huus» erhält keine Photovoltaikanlage. Dies entschied vorgestern die Gemeindeversammlung knapp und folgte somit den Empfehlungen der Baukommission – gegen den Willen des Gemeinderats, der ein Ja beantragt hatte. 22 Stimmberechtigte ...
Otto Graf
Das «Schangi-Huus» erhält keine Photovoltaikanlage. Dies entschied vorgestern die Gemeindeversammlung knapp und folgte somit den Empfehlungen der Baukommission – gegen den Willen des Gemeinderats, der ein Ja beantragt hatte. 22 Stimmberechtigte folgten dem gemeinderätlichen Antrag, 24 waren dagegen. Der Abstimmung ging eine rege und fair geführte Debatte voraus. Gemeindepräsidentin Caroline Zürcher unterstrich einleitend das gute Einvernehmen zwischen dem Gemeinderat und der Baukommission. Es bestehe kein Konflikt, aber alle Behörden und Mitglieder hätten eine eigene Meinung.
Das Schangi-Huus, ein zwölf Wohnungen umfassendes Gebäude an der Oberdorfstrasse, ist seit August vergangenen Jahres im Bau. Die Gemeinde erstand vor 20 Jahren das rund 20 Aren umfassende Areal mit einem leer stehenden Bauernhaus und schafft nun auf dem Areal Wohnraum. Die Idee, das Objekt mit einer Photovoltaikanlage zu versehen, stamme, wie die Präsidentin erklärte, von einem Einwohner. In der Folge hat der Gemeinderat die Baukommission beauftragt, abzuklären, ob eine solche Anlage auf dem Schangi-Huus realisierbar ist.
Kommissionspräsident Rolf Zumbrunn erklärte, man habe sowohl eine Aufdach- als auch eine Indachvariante geprüft. Grundsätzlich sei die Exposition des Hauses geeignet für eine etwa 180 Quadratmeter messende Modulfläche auf der Südseite des Daches. Die Jahresproduktion dürfte bei etwa 38 000 Kilowattstunden liegen. Laut Offerten liegen die Kosten einer Aufdachanlage bei 71 000 Franken, diejenigen einer Indachanlage bei 95 000 Franken. Da die Versorgung des Hauses mit Warmwasser und mit Heizenergie durch den Anschluss an den Wärmeverbund bereits geregelt ist, läge der Eigenverbrauch des Solarstroms nur bei etwa 25 bis 30 Prozent. Zudem, so Zumbrunn, müsste mit jeder Mietpartei ein ZEV-Vertrag (Zusammenschluss zum Eigenverbrauch) abgeschlossen werden, was recht aufwendig sei und Kosten verursache.
Neue Varianten diskutiert
Angesichts dieser Fakten lasse sich eine PV-Anlage auf dem Schangi-Huus nicht wirtschaftlich betreiben, selbst wenn die Elektra Baselland die überschüssige Energie für 10 Rappen je Kilowattstunde übernimmt. Seitens des Gemeinderats betonte Markus Hügli, die Behörde stehe voll hinter der aktuellen Energiepolitik. Das Erzeugen von Solarstrom verringere die Abhängigkeit von fossilen Ressourcen und trage dazu bei, den CO2-Ausstoss zu reduzieren. Das Preis-Leistungs-Verhältnis einer PV-Anlage sei vertretbar, zumal die Strompreise in Zukunft ansteigen dürften. Der Gemeinderat habe sich deshalb für eine Aufdachanlage entschieden.
In der Diskussion hielten sich die befürwortenden und die ablehnenden Stimmen etwa die Waage. Daneben wurden mehrere Varianten ins Spiel gebracht, wie etwa der Verzicht auf den ZEV sowie auf die Eigennutzung und die gesamte Produktion an die EBL zu verkaufen, den Strom zu speichern oder das Dach zwecks Stromerzeugung zu vermieten. Es wurde auch bemängelt, die Module könnten einen störenden Blendeffekt bewirken. Ausserdem sei in der Planungsphase und in den Verhandlungen mit den Anwohnenden bezüglich Dienstbarkeiten und Näherbaurechten nie von einer PV-Anlage die Rede gewesen.
Nach den Abstimmungen über mehrere Nebenanträge beschlossen die Anwesenden, auf den Einbau einer PV-Anlage zu verzichten. Die Präsidentin verwies darauf, dass gegen einen Negativbeschluss der Gemeindeversammlung das Referendum gemäss Gemeindegesetz nicht zulässig ist. Sie stellte aber in Aussicht, dass in Wittinsburg, etwa bei der Turnhalle, weitere Vorhaben anstünden, den Solarstrom zu nutzen. Schliesslich bestätigten die Stimmberechtigten die neun Mitglieder der Baukommission «Schangi-Areal».