AUSGEFRAGT | DANIEL LÖFFEL, VORSTAND VEREIN NIKODEMUS RUMÄNIENHILFE, SISSACH
14.01.2022 Baselbiet, Gesellschaft, Bezirk Sissach, SissachLisa Zumbrunn
Herr Löffel, das Hilfswerk Nikodemus leistet seit Jahren Einsatzarbeit vor Ort in Rumänien. Wie hat sich Ihre Tätigkeit durch die Pandemie verändert?
Daniel Löffel: Grundsätzlich wäre alles möglich, doch auf persönliche Einsätze ...
Lisa Zumbrunn
Herr Löffel, das Hilfswerk Nikodemus leistet seit Jahren Einsatzarbeit vor Ort in Rumänien. Wie hat sich Ihre Tätigkeit durch die Pandemie verändert?
Daniel Löffel: Grundsätzlich wäre alles möglich, doch auf persönliche Einsätze vor Ort haben wir im vergangenen Jahr verzichtet. Im Herbst setzte Rumänien die Schweiz auf die «rote Liste». Eine Einreise war somit erschwert. Auch der Weg via Ungarn wäre sehr kompliziert gewesen. Mit den unterschiedlichen Reisebestimmungen wurde dies zu einem ziemlichen Wirrwarr. Wir entschieden uns deshalb, die Reise zu stoppen, solange die Bedingungen so kompliziert sind.
Welche Alternativen waren für den Verein möglich?
Durch langjährige Kontakte mit Vertrauenspersonen in Rumänien hatten wir die Möglichkeit, mehrere Arbeiten trotzdem auszuführen. Josif und Lilia Motrescu, die aus Rumänien stammen, übernahmen direkt unsere Arbeit. Das Schöne: Sie kamen von selbst auf uns zu und machten die Arbeit schon fast besser als wir (lacht).
Somit verzichteten die Vereinsmitglieder aus der Schweiz in diesem Jahr auf einen Einsatz in Rumänien?
Für uns war es natürlich schwierig, nicht in unser geliebtes Land zu gehen. Doch zum momentanen Zeitpunkt ist es nicht sinnvoll, quer durch Europa zu reisen und die Leute vor Ort und uns selbst zu gefährden. Für diesen Entscheid braucht es ein wenig Mut. Wir werden wieder nach Rumänien reisen, wenn die Umstände einfacher sind.
Wissen Sie, wie sich die aktuelle Situation in Rumänien präsentiert?
Die Verhältnisse in Rumänien sind ebenso krass wie in der Schweiz. Dort möchte ich aber nicht in einem Spital sein, ob wegen einer Coronavirus-Erkrankung oder einer anderen Krankheit. Die Hygienebedingungen, die wir hier in der Schweiz haben, sind nicht zu vergleichen mit den rumänischen.
Wie hat Corona die Situation in Rumänien verändert?
Das Virus hat die Situation der Armut extremer gemacht. Leute konnten keine Lebensmittel kaufen und durften ihre Gärten nicht verlassen. Gerade die älteren Personen leiden immer noch unter einem Mangel an Esswaren. Dank unserer Weihnachtsaktion verteilten unsere rumänischen Kontaktpersonen direkt an die Armutsbetroffenen Lebensmittel, die lange haltbar sind.
Eine weitere Aktion, die vergangene Woche startete, ist die Kinder-Weihnachtspäckli-Aktion. Wie sieht diese genau aus?
Bis Ende Monat kann in den Claro-Läden in Sissach und Gelterkinden ein Päckli mit einheitlichem Inhalt (Anm. der Redaktion: Stifte, Gummi, Schreibblock, Schokolade und so weiter) für 7.50 Franken gekauft werden. Diese Päckli verteilen wir an Kinder in Rumänien. Dies ist wirklich eine tolle Aktion. Die Kinder freuen sich jeweils sehr.
Die Arbeit für das Hilfswerk bietet sicherlich prägende Momente. Welche Erlebnisse des vergangenen Jahres sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Wir eröffneten ein Rumänienhilfe-Café in der Nikodemus-Brockenstube. Jeweils am letzten Samstag des Monats ist dieses geöffnet. Ohne viel Werbung aufzuschalten, begannen wir mit dem Café einfach so. Mit dem Erlös sammelten wir Geld für einen Hilfsgütertransport, der rund 2500 Franken kostet. Nach dem ersten Kaffeesamstag hatten wir keine 100 Franken im Kässeli. Wir dachten: «Dies ist mal ein Anfang!» (lacht) Beim dritten Mal brachte uns eine Person 2500 Franken in bar vorbei und ermöglichte uns somit unter einmal die Finanzierung des Transports.
Somit ziehen Sie dennoch eine positive Bilanz?
Die Solidarität der Bevölkerung ist enorm. Zu sehen, wie uns die Leute von hier unterstützen, gehört definitiv zu den schönsten Momenten des Jahres 2021. Bis Ende Jahr sammelten wir über 5000 Franken durch dieses Café-Kässeli. Dies ist doch sagenhaft für eine Aktion, von der wir zu Beginn keine Ahnung hatten, ob sie funktioniert. Durch dieses Geld können wir nun schon wieder eine Lebensmittel-Spendenaktion im Frühjahr planen.
Zur Person
zli. Daniel Löffel ist Teil des vierköpfigen Vorstands des Hilfswerks Nikodemus Rumänienhilfe in Sissach. Der 63-Jährige leistet seit über 30 Jahren ehrenamtlich Einsatz für hilfsbedürftige Menschen im Land. Hilfsaktionen wie Lebensmittelverteilung, Instandhaltung einer Psychiatrie, die jährliche Kinderpäckli-Aktion und vieles mehr werden durch Spenden aus der Bevölkerung ermöglicht. Normalerweise pflegt er den direkten Kontakt zu den Menschen in Rumänien. Dadurch kennt er das Land und seine Leute besonders gut.