«Wir sind wirklich angekommen»
13.01.2022 Baselbiet, Läufelfingen, Gastronomie, Gesellschaft, Bezirk Sissach
Raja Breig
Vor rund drei Jahren verliess Brigitte Kunz aus Läufelfingen mit ihrem Mann Sacha, ihrer Mutter sowie den Kindern Kevin, Noemi und Timo die Schweiz, um sich mit einem Imbisswagen als Grundlage an der Nordsee ein neues Leben aufzubauen. Bekannt ...
Raja Breig
Vor rund drei Jahren verliess Brigitte Kunz aus Läufelfingen mit ihrem Mann Sacha, ihrer Mutter sowie den Kindern Kevin, Noemi und Timo die Schweiz, um sich mit einem Imbisswagen als Grundlage an der Nordsee ein neues Leben aufzubauen. Bekannt geworden ist die Familie durch die SRF-Sendung «Auf und davon», deren Team sie während des Umzugs und der Einfindungsphase in Dorum begleitet hat. Vergangenes Jahr waren die Baselbieter zudem in einer Folge «Auf und davon – ein Jahr danach» zu sehen (die «Volksstimme» berichtete).
Beim diesjährigen Heimurlaub trafen sich Brigitte, Sacha und Kevin Kunz, die nun seit drei Jahren jeweils von März bis Oktober am Kutterhafen Dorum-Neufeld Currywurst mit Pommes verkaufen, für ein Update mit der «Volksstimme». «Wir sind mittlerweile wirklich angekommen und fühlen uns in Norddeutschland zu Hause», sagt Brigitte Kunz. Inzwischen hätten sie sich gar eine Stammkundschaft aufbauen können. «Die Norddeutschen sind nicht die Einfachsten, aber wenn man sie für sich gewonnen hat, sind sie freundlich», fügt Sacha Kunz an.
Regen und Zwangsschliessung
Der Saisonstart erwies sich als schwierig: Das sonst so gewinnbringende Ostergeschäft blieb durch die coronabedingte Zwangsschliessung im Frühling aus, und auch die niedrigen Temperaturen machten den Baselbietern zu schaffen. Nichtsdestotrotz zeigt sich Sacha Kunz zuversichtlich: «Die Saison war zufriedenstellend; wir haben mehr als acht Tonnen Pommes verkauft.» Corona habe das Geschäft auch positiv beeinflusst: Zahlreiche Reiselustige aus der Schweiz und Deutschland hätten im Sommer auf Fernreisen verzichtet und stattdessen der Nordsee einen Besuch abgestattet. Viele von ihnen seien nicht etwa durch Zufall auf den Küsten-Imbiss gestossen: «Seit die Sendung letztes Jahr im Welschland ausgestrahlt wurde, besuchen uns auch französischsprachige Menschen», erzählt Sacha Kunz. Es habe Tage gegeben, an denen sämtliche Tische nur mit Schweizerinnen und Schweizern besetzt gewesen seien. Seit «Auf und davon» erkenne man ihn häufig auf der Strasse – sogar die Tramchauffeure am Barfüsserplatz.
Neben dem grossen Imbisswagen am Kutterhafen haben sich Kunz’ inzwischen ein zweites Standbein aufgebaut: Sohn Kevin hat einen weiteren, etwas kleineren Wagen, der auf einem nahe gelegenen Campingplatz steht, übernommen – und das, obwohl er ursprünglich gar nicht nach Norddeutschland mitkommen wollte. Im Corona-Lockdown habe sich der 22-Jährige ohne seine Familie jedoch alleine gefühlt und sei ihr schliesslich gefolgt. Auch beim Angebot hat sich seit der Ankunft der Läufelfinger im Ferienort Dorum so einiges geändert. Das Raclette mussten sie mangels Nachfrage zwar wieder von der Speisekarte streichen, ab kommender Saison soll dafür «Nackensteak im Brötli» ins Angebot aufgenommen werden.
Weihnachten und Neujahr verbrachte die Familie – anders als im vergangenen Jahr – in der Schweiz. Die erschwerten Einreisebedingungen zwangen Kunz’ 2020, über die Festtage in ihrer Wahlheimat zu bleiben. Nach einer anstrengenden Saison beginnen die Läufelfinger nun mit einigen Wochen Ferien, bevor sie den Winter mit Catering-Einsätzen und gelegentlichen Glühweinverkäufen im kleinen Imbisswagen verbringen werden. Der grosse Wagen ist derzeit ausser Betrieb und steht auf einem Campingplatz.
Länger als ein paar Wochen wird die Familie in naher Zukunft wohl nicht im Baselbiet verweilen. Eine definitive Rückkehr in die Schweiz kommt für sie nicht infrage – «obwohl das Käsesortiment in Deutschland zu wünschen übrig lässt», wie Brigitte Kunz mit einem Lachen anmerkt. Im kommenden Jahr steht der Familie wieder ein Umzug bevor: Im Nachbardorf Midlum hat sie vor Kurzem ein Haus gekauft, das sie per 1. April bewohnen wird.