Variantenreiche Werke
30.11.2021 Baselbiet, Kultur, Bezirk Sissach, Sissach
Thomas Lüthi
Sie kommt aus Polen, ist 41 Jahre alt und gehört zu den Gründungsmitgliedern des «Asasello»-Streichquartetts aus Köln – die Bratschistin Justyna Sliwa. Im beschaulichen Saal der Oberen Fabrik in Sissach spielte sie zum ersten Mal. «Es war ...
Thomas Lüthi
Sie kommt aus Polen, ist 41 Jahre alt und gehört zu den Gründungsmitgliedern des «Asasello»-Streichquartetts aus Köln – die Bratschistin Justyna Sliwa. Im beschaulichen Saal der Oberen Fabrik in Sissach spielte sie zum ersten Mal. «Es war super angenehm», beschrieb sie die Atmosphäre nach dem Konzert, es sei ein grossartiges Publikum gewesen.
Eine herausragende Rolle spielte die Bratschistin beim Streichquartett Nr. 13 b-Moll Op. 138 von Dmitri Schostakowitsch (1906 – 1975). Dieses eigenwillige und teils schroffe Stück des russischen Komponisten besteht aus einem einzigen Satz. Dieser beginnt mit einer ruhigen Klagemelodie der Viola, geht dann in ein schnelles Tempo über, in dem die Klänge bis zum Klopfen auf den Geigenkörper ausgeweitet werden, und wird dann wieder langsamer.
In diesem Werk von 1969 drücke sich eine gewisse Müdigkeit des Komponisten aus, sagte Justyna Sliwa: Schostakowitsch wurde vom Stalinregime in der damaligen Sowjetunion drangsaliert und lebte in ständiger Angst.
Ensemble auf höchstem Level
Das «Asasello»-Quartett hat sich seit seiner Gründung in Basel im Jahr 2000 mit teils wechselnder Besetzung einen hervorragenden Namen mit einem klassisch-romantischen Repertoire und der neuen Musik gemacht. Das Ensemble mit Justyna Sliwa (Viola), Rostislav Kozhevnikov (Violine), Barbara Streil (Violine) und Teemu Myöhänen (Violoncello) hat sich ausschliesslich den Streichquartetten verschrieben und bisher zahlreiche Preise und Auszeichnungen bekommen.
«Wir spielten bisher weit über 1000 Konzerte», sagt Justyna Sliwa. Dies vor allem in Europa, Auftritte hatten die vier herausragenden Künstlerinnen und Künstler aber auch in Israel, den Maghreb-Staaten und Kanada. Im vergangenen Juni spielten sie im Stadtcasino Basel. Hinzu kommen zahlreiche Aufnahmen und eigene Produktionen.
Zahlreich sind die Werke von Ludwig van Beethoven (1770 – 1827), die das Repertoire des «Asasello»-Quartetts umfasst. In Sissach spielten sie das Streichquartett Nr. 16 F-Dur Op. 135, das Beethoven weniger als ein Jahr vor seinem Tod komponierte, geplagt von Krankheiten und privaten Problemen. Für das Stück mit seinen überraschenden Brüchen und Wechseln hatte Beethoven offenbar nur drei Sätze geplant, sich aber von seinem Verleger zu einem vierten verleiten lassen. Der Titel dieses Satzes lautet darum: «Der schwer gefasste Entschluss» mit der Frage «Muss es sein?» und der Antwort «Es muss sein». Beethoven hat daraus ein tiefgründiges und humorvolles musikalisches Frage-Antwort-Spiel umgesetzt in den Tempi Grave und Allegro.
Zum Konzertprogramm gehörte auch das Streichquartett Nr. 2 a-Moll Op. 13 von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847), das der 18-jährige Komponist kurz nach Beethovens Tod schrieb. Dieses bedeutende Frühwerk des Komponisten hat viele Bezüge zu Themen und Werken Beethovens, der von Mendelssohn verehrt wurde. Die Musikerinnen und Musiker spielten dieses teils sanfte, dann wieder kraftvolle und fröhlich-liedhafte Streichquartett in künstlerisch höchster Vollendung.
Erfreuliche Bilanz trotz Corona
«Klanglichter»-Intendantin Paola De Piante Vicin zeigte sich erfreut, dass trotz der Pandemie ein erfolgreiches «Klanglichter»-Jahr zu Ende gegangen ist. Für 2022 hat sie wiederum ein attraktives Programm mit erstmals fünf statt vier Konzerten zusammengestellt. Das erste wird am Samstag, 12. Februar, gespielt.