Kompost: Gezielter Einsatz ist entscheidend
04.11.2021 Baselbiet, Landwirtschaft, Bezirk Sissach, SissachElmar Gächter
Die zehn Kompostierungsanlagen sowie die drei Vergärungsanlagen im Kanton Baselland haben im vergangenen Jahr knapp 60 000 Tonnen Grünabfall verarbeitet. Zwei Drittel davon – Abfälle aus Grüngutsammlungen von Gemeinden, Gewerbe und ...
Elmar Gächter
Die zehn Kompostierungsanlagen sowie die drei Vergärungsanlagen im Kanton Baselland haben im vergangenen Jahr knapp 60 000 Tonnen Grünabfall verarbeitet. Zwei Drittel davon – Abfälle aus Grüngutsammlungen von Gemeinden, Gewerbe und Landwirtschaft – gehen in die Vergärung, der Rest wird zu Kompost verarbeitet.
Laut Nadine Konz vom kantonalen Amt für Umwelt und Energie verlassen vom Output in der Grösse von rund 65 000 Kubikmetern pro Jahr rund zwei Drittel die Produktionsstätten in Richtung Landwirtschaft. Im Gegensatz zum Kompost für Gartenbau und Private, der in der Regel ausgereift und veredelt ist, handelt es sich bei jenem für die Landwirtschaft eher um Rohkompost. Anlagen, die mehr als 1000 Tonnen Grünabfälle pro Jahr verwerten, brauchen eine abfallrechtliche Betriebsbewilligung und sie werden jährlich behördenseits kontrolliert.
Vorschriften gibt es auch für die Landwirtschaftsbetriebe beim Einsatz des Komposts. Die Zufuhr ist limitiert und muss als Düngerhilfsstoff in die jährliche landwirtschaftliche Düngerund Nährstoffbilanz aufgenommen werden.
Am Erfahrungsaustausch zum Thema Kompost für die Landwirtschaft trafen sich vergangene Woche verschiedene Anlagebetreiber sowie eine grössere Anzahl von Landwirten zu einem Erfahrungsaustausch. Ziel war es, das Verständnis für die Möglichkeiten zur Herstellung von hochwertigem Kompost als auch den Einsatz in der Landwirtschaft zu fördern. Neben dem vertieften Wissen zur Herstellung und Anwendung galt es, das Verständnis und die Zusammenarbeit zwischen Herstellern und Landwirten zu verstärken.
Gezielter Einsatz notwendig
Während Nadine Konz vom kantonalen Amt für Umwelt und Energie sich vor allem den Rahmenbedingungen des Kompostierens widmete, sprach Franco Weibel vom Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung zum Einsatz von Kompost in der Praxis. «Der Spruch, ‹was viel hilft, nützt viel›, gilt aus meiner Sicht nicht beim Kompost. Man muss schon wissen, was man damit machen will. Landwirtschaftliche Böden sind keine Entsorgungsflächen, und nutzen kann nur ein gezielter Einsatz», so sein grundsätzliches Credo. Kompost sei kein Allerheilmittel, sondern eine von verschiedenen Komponenten, um die Bodenfruchtbarkeit gezielt zu verbessern. Vor einem Einsatz gelte es unter anderem, die Bodenprofile zu ermitteln und eine Nährstoffanalyse zu erstellen. Und nicht zuletzt müsse man auch den Landwirt kennen und dessen Ziele zur Bodenverbesserung.
«Kompost ist eine sehr wirksame Möglichkeit unter diversen weiteren, um den Boden zu verbessern», hielt Franco Weibel fest. Als ebenso wichtig erachtet er die Drainage und Bodenlockerung auf der richtigen Tiefe gemäss Bodenprofil, die umgehende Stabilisierung der Lockerungsmassnahmen, die optimierte mechanische Bearbeitung oder das angepasste Mulchen. Ganz entscheidend sei es, dass die mineralischen Bodenkomponenten wie Ton, Sand, Schluff mit sogenannten Humus-Brücken verbunden und biologisch belebt werden. Die wichtigste Energiequelle für diesen Prozess stamme aus den Wurzelausscheidungen. Nur so könne der Boden stabilisiert und widerstandsfähig gegen Belastungen gemacht werden.
Mit der physikalischen und biologischen Verbesserung steige auch die Verfügbarmachung der Nährstoffe und Wasserhaltefähigkeit und damit die Fruchtbarkeit der Böden für den Pflanzenbau. «Der Humusgehalt ist ein guter Indikator, aber nicht alleinentscheidend», so die Aussage des Leiters des Fachbereiches Spezialkulturen beim Ebenrain Zentrum.
Qualität ist entscheidend
Als grosses Thema entpuppte sich bei der Diskussion die Qualität des Komposts und dabei insbesondere dessen Verschmutzung mit Plastik. «Die Erinnerung, dass man vor 15 oder 20 Jahren beim Ausbringen von Kompost nach dem ersten Regen ein Plastikfeld vorgefunden hat, prägt und macht es schwierig, vom damaligen Bild wegzukommen», blickt Weibel zurück. In der Zwischenzeit hätten die Kompostieranlagen technische Fortschritte gemacht, auch wenn es nach wie vor schwierig sei, die ultraleichten Plastikteile insbesondere von Verpackungen herauszufiltern. Umso zentraler sei ein gutes Zusammenspiel von Bevölkerung und Gemeinden, damit Fremdstoffe, wie Plastik aus Verpackungen, gar nicht erst mit dem Grünabfall entsorgt würden und in die Kompostieranlagen gelangen könnten.
Um den gewünschten Nutzen des Komposts zu erreichen, solle stets nur Qualitätskompost ohne Plastikteile und Unkrautsamen verwendet werden. Dabei empfehle es sich, mit dem Hersteller vorher zu reden und ihn wenn möglich zu besuchen. Auch kam zum Ausdruck, dass hochwertiger Kompost seinen Preis hat.