Ein Stück Geschichte erhalten
26.11.2021 Baselbiet, Bezirk Sissach, Sissach
Brigitt Buser
Ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter – Spaziergänger nutzen die Parkanlage des Schlosses Ebenrain in Sissach gerne zur Naherholung. Schloss und Parkanlage stehen unter Schutz von Bund, Kanton und Gemeinde und erzählen eine gut 250-jährige ...
Brigitt Buser
Ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter – Spaziergänger nutzen die Parkanlage des Schlosses Ebenrain in Sissach gerne zur Naherholung. Schloss und Parkanlage stehen unter Schutz von Bund, Kanton und Gemeinde und erzählen eine gut 250-jährige Geschichte. Damit der Park mit seinen Gartenteilen aus unterschiedlichen Epochen der Bevölkerung erhalten bleibt, bedarf es nun einer Überarbeitung des bestehenden Parkpflegewerks aus den 1990er-Jahren. Diese Überarbeitung dürfte nicht ganz einfach werden, denn Gärten wie jener des Schlosses Ebenrain hatten oft verschiedene Eigentümer, die in unterschiedlichen Epochen die Parkgestaltung mit den jeweils entsprechenden Baustilen verändert haben. Im Fall des Ebenrains ist der ursprünglich barocke Garten an der Südund teilweise Ostseite dem romantischen Gartenstil gewichen. Nur die Lindenallee stammt aus der Barockzeit. Auch hat sich der Perimeter des Parks gerade auf der Südseite verkleinert. Nicht alle abgehenden Bäume wurden zwingend und am selben Standort ersetzt. Ebenso verschwanden im Ostgarten ein Pavillon mit Bogenbrücke und Wasserkaskaden. Eibenhecken nahmen nicht dem Gartenstil entsprechende Dimensionen an.
Was ist nun zu tun? Welche Epoche soll hervorgehoben, welche unbedingt erhalten werden? Wie gesund ist der Baumbestand? Soll es Fällungen geben? Werden diese ersetzt? Falls ja, womit? Fragen über Fragen.
«Die Lösung im Fall der Parkanlage Ebenrain ist die Überarbeitung des Parkpflegewerks», sagt Brigitte Frei-Heitz. «Dabei handelt es sich um eine Grundlage dafür, wie ein historischer Garten zukünftig gepflegt werden soll. Wichtigste Bedingung ist, dass die mehrere Jahrhunderte alte Anlage, wenn immer möglich, in der heutigen Form noch lange existieren kann», so die kantonale Denkmalpflegerin.
Epoche um 1900 als Leitzeit
In den meisten Fällen ist ein Parkpflegewerk aus drei Teilen zusammengesetzt. Der erste Teil umfasst die Aufarbeitung der Geschichte der Gartenanlage. In einem zweiten Teil folgt die Bestandsaufnahme des jetzigen Zustands mit Gehölzen, Wegen und Plätzen, der Weiheranlage sowie eine Einstufung der Schutzwerte. Beim Ebenrain sind beispielsweise sowohl der Standort der Lindenallee Richtung Süden als auch die Wegbreite und die Bäume selbst noch ursprünglich, also noch aus dem Jahr 1750. Das Material des Wegbelags stammt jedoch aus neuerer Zeit.
In einem dritten Teil sollen anhand eines Leitplans die mittel- und langfristigen Erhaltungsmassnahmen beschrieben werden. Als Leitzeit wird die Epoche um 1900 festgelegt, also der Zeitpunkt, als die letzten grösseren gartenkünstlerischen Eingriffe stattgefunden haben. Eine Wiederherstellung des Barockgartens wird nicht angestrebt, weil man damit all die schönen Gestaltungen aus späterer Zeit entfernen müsste und es keine detaillierten Pläne gibt, wie der Garten zur Barockzeit ausgesehen hat. Auch wäre die Pflege viel zu aufwendig und somit auch teuer.
Wiederherstellen und erhalten
Aus gartendenkmalpflegerischer Sicht versucht man also, mit dem neuen Parkpflegewerk die Gartenstile beider Epochen zu erhalten oder nur teilweise wieder so herzustellen, wie sie in der festgelegten Leitzeit einmal waren. «Doch was macht man mit einem stattlichen Mammutbaum, der später gepflanzt wurde? Soll er nach einem Abgang nachgepflanzt werden oder nicht? Wohin mit einem Pavillon, wenn genau am ursprünglichen Ort jetzt ein geteerter Fussweg verläuft?» Solche Fragen stellen sich nun, gibt Frei zu bedenken.
Zum Parkpflegewerk gehört aber nicht nur die Wiederherstellung, sondern auch die Erhaltung. Typisches Beispiel ist hier die Lindenallee, in der es früher oder später Abgänge bei den Bäumen geben wird. Eine Möglichkeit wäre hier, jetzt schon aus Samen der bestehenden Linden Bäume nachzuziehen, deren Mutterpflanze Jahrhunderte überlebt hat.