Raja Breig
Wenn sie in den Feuerwehrautos, überdimensionalen Tassen und pinken Cabriolets des Karussells ihre Runden drehen können, vergessen Kinder Kummer und Sorgen. Besonders nach der Marktflaute im vergangenen Jahr sind nicht nur die kleinen ...
Raja Breig
Wenn sie in den Feuerwehrautos, überdimensionalen Tassen und pinken Cabriolets des Karussells ihre Runden drehen können, vergessen Kinder Kummer und Sorgen. Besonders nach der Marktflaute im vergangenen Jahr sind nicht nur die kleinen Oberbaselbieterinnen und Oberbaselbieter froh, dass im Dorfkern wieder etwas läuft: Der Sissacher Herbstmarkt ist ein Muss für Alt und Jung.
Alphornbläser geben auf offener Strasse Ständchen, Landwirte verkaufen Mistgabeln, Gartenhandschuhe und ganze Traktoren, Jugendliche messen am «Boxer»-Automaten ihre Kräfte, Warenhändlerinnen bieten Regenschirme, Magenbrot, Smartphone-Hüllen oder Stricksachen an, wiederum andere versuchen, am Flohmarkt ihre Gebrauchtwaren loszuwerden. Eine Sache ist klar: Langweilig wurde am gestrigen Sissacher Herbstmarkt so schnell niemandem, und auch vom kühlen Novemberwetter liess sich kaum jemand abschrecken.
Von der Messe zum Markt
Den altbekannten Autoscooter («Butschautelibahn») braucht man auch dieses Jahr nicht lange zu suchen. Der Karussellbetrieb Dienger aus Bern, der auf dem Herbstmarkt sowohl Autoscooter als auch Kinderkarussell betreibt, war zuletzt an der Basler Herbstmesse anzutreffen. Das Jahr 2020 meinte es zuvor nicht gut mit den Schweizer Schaustellerfamilien: Lediglich der «Chilbi-Park Zuchu» in Zuchwil sei ab und zu geöffnet gewesen, sagt Jason Stange von der Dienger-Familie. Abgesehen davon habe das vergangene Jahr nicht viel Arbeit für den Betrieb geboten.
Auf die Frage, ob die Firma dadurch in verheerende finanzielle Engpässe geraten sei, antwortet Stange kurz und knapp: «Jetzt sind wir jedenfalls hier.» Der 16-Jährige, dessen Grosseltern die Firma betreiben, ist heilfroh, dass Märkte und Messen momentan wieder stattfinden können: «Ich liebe die Marktund Messeplätze. Ich bin immer dabei. Für heute habe ich sogar schulfrei genommen», so Jason Stange.
Frei bis zum Wochenende
Nicht ganz so schlimm war die Absage des letztjährigen Herbstmarkts für die Sissacher Primarschülerinnen und Primarschüler. Dennoch seien sie «sehr traurig» gewesen, als auskam, dass der Markt Corona zum Opfer falle, wie einige Sechstklässler meinten. Der Herbstmarkt ist in Sissach eine Art Heiligtum: Schülerinnen und Schüler der Primar- und Sekundarstufe bekommen anlässlich des Marktes sogar den ganzen Tag schulfrei.
Einigen von ihnen ist ein einziger freier Tag allerdings noch nicht genug: «Von mir aus können wir gleich bis zum Wochenende frei haben», findet ein Sechstklässler. Er und seine Gruppe hätten pünktlich zum Marktbeginn um neun Uhr auf der Matte gestanden, manche sogar schon früher. Die ganze Klasse sei in Gruppen auf dem Marktgelände verteilt. Am besten gefällt den 11- und 12-jährigen Knaben der Autoscooter und der «Boxer»- Automat. Dort könne man sich so richtig austoben.