Fasnächtler fordert Bürgerliche
14.10.2021 Bezirk Sissach, GelterkindenRico Tirri kandidiert für den Gemeinderat und erzwingt Urnenwahl
Der Entscheid über die Nachfolge des Gelterkinder Gemeinderats Stefan Ruesch fällt an der Urne. Am letzten Tag der Eingabefrist für die stille Wahl hat sich mit Rico Tirri ein zweiter Kandidat gemeldet. So kommt es am 28. ...
Rico Tirri kandidiert für den Gemeinderat und erzwingt Urnenwahl
Der Entscheid über die Nachfolge des Gelterkinder Gemeinderats Stefan Ruesch fällt an der Urne. Am letzten Tag der Eingabefrist für die stille Wahl hat sich mit Rico Tirri ein zweiter Kandidat gemeldet. So kommt es am 28. November zur Kampfwahl zwischen dem Parteilosen und BZG-Kandidatin Sonia Gubitoso.
Christian Horisberger
Sozusagen in letzter Minute sorgte Federico – Rico – Tirri dafür, dass die Lücke im Gelterkinder Gemeinderat nicht in aller Stille geschlossen wird, sondern die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger am 28. November auswählen können: zwischen der Kandidatin des Bürgerlichen Zusammenschlusses (BZG), Sonia Gubitoso, Inhaberin eines Modegeschäfts in Gelterkinden, und ihm, Rico Tirri, parteilos, Ur-Gelterkinder, Teamleiter in der Notfallstation einer Privatklinik, zweifacher Vater und Präsident der lokalen Fasnachtsgesellschaft.
Am Montag reichte Tirri seine Kandidatur ein und orientierte gleichzeitig die Ortsparteien und seine Konkurrentin, die ihre Kandidatur eine Woche zuvor publik gemacht hatte. Gestern gab die Gemeinde auf ihrer Website bekannt, dass die stille Wahl nicht zustande kommt und stattdessen die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger Ende November zur Urne gerufen werden.
«Bevölkerung kann auswählen»
Sonia Gubitoso zeigt sich nicht sonderlich überrascht, dass es zu einer Kampfwahl kommt: «Als ich mich entschied zu kandidieren, war mir bewusst, dass es dazu kommen kann», erklärt sie auf Anfrage. «Ich freue mich auf den Wahlgang und dass die Bevölkerung die gewünschte Person auswählen kann.»
Tirri war zuletzt als Kritiker des Gemeinderats in Erscheinung getreten. Gegenüber der «Volksstimme» hatte er sich in seiner Funktion als Präsident des Fasnachtskomitees sehr enttäuscht darüber gezeigt, dass die Fasnächtler für die Strassenreinigung nach ihren Umzügen künftig selber aufkommen sollen. Ein Kulturgut werde damit ausgelöscht, sagte er, denn die zur Debatte stehenden 10 000 Franken können sie als Organisation niemals aufbringen.
«Mit der Fasnacht hat meine Kandidatur überhaupt nichts zu tun», versichert Tirri jedoch. Er habe sich schon seit längerer Zeit mit dem Gedanken getragen, im Gemeinderat mitzuwirken. Als früheres Mitglied der Gemeindekommission habe er Einblicke in die Exekutivarbeit gewonnen und diese für spannend befunden. Ausserdem habe die SP während der vergangenen 10 Jahre bei Vakanzen zweimal bei ihm angeklopft. Interesse, aber keine Zeit: Beide Male vertröstete er die SP auf einen späteren, den für ihn richtigen Zeitpunkt. Den hält Tirri jetzt für gekommen. Er verspüre Lust aufs Mitgestalten, und er sei von vielen Freunden und Bekannten auch dazu animiert worden, einen Anlauf zu wagen.
Seine Kandidatur will er nicht als Angriff auf Sonia Gubitoso verstanden wissen. «Ich kenne sie seit 30 Jahren gut, schätze sie und halte sie für fähig für das Amt.» Er traue es sich aber ebenso zu und möchte daran mitwirken, die Gemeindefinanzen wieder ins Lot zu bringen.
Tirri sympathisiert mit der SP und ordnet sich selber dem linken politischen Spektrum zu, ist aber nicht Mitglied. Daher trete er als Parteiloser an. «Ich fände es aber cool, wenn mich die SP unterstützen würde.» Darüber, ob er aktiv auf die Partei zugehen wird, um deren Support zu gewinnen, wollte sich der 53-Jährige gestern noch nicht äussern.
Offenes Rennen
Obwohl er ohne Hausmacht ins Rennen geht, schätzt Tirri seine Wahlchancen auf 50 Prozent. Gubitoso habe den BZG im Rücken, er vertraue auf seine starke Verankerung im Dorf: Heute leistet er als Präsident der Gelterkinder Fasnacht (noch, er hat seinen Rücktritt angekündigt) und als Juniorentrainer des Fussballklubs Vereinsarbeit, früher wirkte er im Marabu-Vorstand und im Männerchor aktiv mit.
BZG-Kandidatin Gubitoso sieht sich durchaus auch als Stimme der Vereine: «Bürgerliche Werte und eine Vereinstätigkeit stehen nicht im Widerspruch zueinander», erklärt sie und verweist darauf, dass sie langjährige Finanzchefin der Gelterkinder Fasnacht gewesen sei. «Es geht hier um das Wohl einer funktionierenden Gemeinde. Und eine funktionierende Gemeinde ist auch für die Vereine wichtig.» Sie wolle sich mit ihren Fähigkeiten und Kompetenzen für das Wohl des Dorfs einsetzen, mit dem sie sich seit 30 Jahren verbunden fühle. Hier hat sie einst in der Gemeindeverwaltung eine kaufmännische Lehre absolviert und lebt sie seit 10 Jahren mit ihrem Mann.