Die Pandemie verlangt Kreativität
05.10.2021 Bezirk Sissach, Rümlingen, LandwirtschaftWachtelboom lässt auf sich warten
Vor neun Jahren begann Sibylle Schweingruber mit der Haltung von domestizierten Japan-Wachteln. Was über Jahre hinweg gut lief, leidet wie so vieles wegen der Pandemie. Dann heisst es: Nicht den Kopf hängen lassen, sondern vielmehr kreativ ...
Wachtelboom lässt auf sich warten
Vor neun Jahren begann Sibylle Schweingruber mit der Haltung von domestizierten Japan-Wachteln. Was über Jahre hinweg gut lief, leidet wie so vieles wegen der Pandemie. Dann heisst es: Nicht den Kopf hängen lassen, sondern vielmehr kreativ sein.
Brigitt Buser
Anfang September sind bei Sibylle Schweingruber auf dem Mettenberg in Rümlingen sorgfältig verpackt 400 befruchtete Eier der domestizierten Japan-Wachtel per Post angekommen. Bei Zimmertemperatur vorsichtig ausgepackt wanderten die hübsch gesprenkelten und neuerdings auch blauen Eier anderntags in den Brutapparat, wo nach 16 bis 17 Tagen bei 37,6 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 55 Prozent – am 15. Tag sogar 75 Prozent – die Küken schlüpfen.
Vergangene Woche war es nun so weit und Sibylle Schweingruber siedelte die Küken mit Unterstützung ihres Mannes Beat in den Aufzuchtstall um. Beim ersten Kasten sind aus 54 von 100 Eiern Jungtiere geschlüpft. «Das ist ein sehr gutes Resultat», so Schweingruber. Im Anschluss besprühte sie die restlichen Eier mit Wasser, verschloss den Kasten wieder und stellte ihn zurück in den Brutapparat. «Das Besprühen ist sehr wichtig, da sonst die Küken in den restlichen Eiern nicht mehr schlüpfen können», erklärt sie weiter.
Für die geschlüpften Tiere geht es in die Aufzuchtstation. Hier sorgt eine Brutlampe dafür, dass konstant 38 Grad herrschen. Kaum aus dem Transportkasten gehüpft, geht es auch schon auf die Suche nach Futter. Dieses besteht aus speziellem Wachtelfutter, das mit Mohn ergänzt wird. Wieder beim Brutapparat warten noch 167 Küken auf die Umsiedlung. Und dies in unterschiedlichen Farbschlägen.
Zum einen die «Isabelle», das sind die Küken mit gelbem Federkleid, die «Wildfarben» sind gelbschwarz gestreift, bei den einheitlich braunen heisst der Farbschlag Zimt. Bei den Wachteln, die blaue Eier legen, handelt es sich um «Celadon», eine Varietät der Japan-Wachtel. Einziger Unterschied ist hier, dass sie das aussergewöhnliche Celadon-Gen in sich tragen, wodurch sie hellblaue, dunkelblaue und türkisfarbene Eier legen. Für Sibylle Schweingruber ist das ein Riesenvorteil, ist an Ostern doch schon ein Teil der Eier gefärbt. Ausserdem ist noch der Farbschlag Tenebrosus zu erwähnen. Diese Tiere tragen ein dunkles, fast schwarzes Federkleid, und dies schon als Küken. Aus 400 Wachteleiern sind insgesamt 221 Wachteln geschlüpft. Und weitere dürften dazukommen.
Scharfe Eier sind beliebt
Anders als bei der Legehuhn- dürfen bei der Wachtelmast Hähne maximal neun Wochen leben. Dann werden sie geschlachtet und ihr Fleisch wird verkauft. Dies vor allem an Restaurants. Die Hühner dieser Brut kommen im Anschluss für die Eierproduktion in ein Freilandgehege mit Stall. Dazu kommt ein Hahn, der dafür sorgt, dass «Ruhe unter den Frauen» herrscht. Wachtelhühner legen bereits ab der sechsten bis achten Woche Eier – und sogar alle 18 Stunden. Der Verkauf dieser Eier lief während der Pandemie schleppend. Gründe dafür waren, dass die Restaurants über längere Zeit geschlossen waren und Sibylle Schweingruber die Eier nicht an Märkten verkaufen konnte, da diese ausgefallen sind. Glücklicherweise steht in Rümlingen ihr «Saisonmat» und bei Schweingrubers Hof auf dem Mettenberg ein Kühlschrank, wo ebenfalls Wachteleier erhältlich sind.
Vor Weihnachten werden nochmals 400 Eier ausgebrütet und gegen Ostern sei die Nachfrage nach Eiern wieder gross, wie Schweingruber hofft, und es verlassen zwischen 10 000 und 15 000 Stück den Mettenberg. Teilweise werden sie roh verkauft, teilweise gekocht, gefärbt sowie poliert und neuerdings in Essig eingelegt, wobei Sibylle Schweingruber hier derzeit mit unterschiedlichen Geschmacksrichtungen experimentiert. «Die scharfen Eier sind jedoch am beliebtesten», sagt sie dazu stolz.