«Ein Personalkollaps ist in unserem Heim nicht in Sicht»
28.10.2021 Bezirk Sissach, GelterkindenPeter Bieri war 25 Jahre Stiftungsratspräsident im Pflegeheim zum Eibach
Auf Ende Juni dieses Jahres ist Peter Bieri nach einer 25-jährigen Amtszeit als Präsident des Altersund Pflegeheims zum Eibach in Gelterkinden zurückgetreten. Unter seiner Führung sind die Weichen für die ...
Peter Bieri war 25 Jahre Stiftungsratspräsident im Pflegeheim zum Eibach
Auf Ende Juni dieses Jahres ist Peter Bieri nach einer 25-jährigen Amtszeit als Präsident des Altersund Pflegeheims zum Eibach in Gelterkinden zurückgetreten. Unter seiner Führung sind die Weichen für die Modernisierung des Heims gestellt worden.
Sander van Riemsdijk
Herr Bieri, was war genau Ihre Aufgabe als Stiftungsratspräsident?
Peter Bieri: Ich war zusammen mit meinen Stiftungsratsmitgliedern als oberstes Organ für den strategischen Bereich im Alters- und Pflegeheim zuständig. Dies beinhaltete den ganzen Heimbetrieb mit den Finanzen, dem Personal und der Vertretung des Heims gegenüber der Öffentlichkeit.
Auf welche Bereiche wurde in Ihrer Amtszeit ein besonderes Augenmerk gelegt?
Früher hatten wir im Heim ein Dreistufensystem: Alterswohnungen, Altersabteilung und eine Pflegeabteilung. Als sich die Tendenz abzeichnete, dass ein Eintritt ins Altersheim nicht mehr im Alter von etwa 70 Jahren, sondern viel später vollzogen wurde, mussten wir das Betreuungskonzept entsprechend anpassen. Das grösste Augenmerk wurde auf die Umstrukturierung zu mehr Pflegeplätzen gelegt und damit auf die notwendigen baulichen Entwicklungen, mit dem schliesslich realisierten Neubau im Jahr 2014.
Mit welchen Gefühlen schauen Sie auf Ihre 25-jährige Amtszeit zurück?
In guter Erinnerung – es ist ja noch nicht so lange her, dass ich mich verabschiedet habe. Für mich stand immer die gute Zusammenarbeit mit meinen Stiftungsratskolleginnen und -kollegen und in den letzten zehn Jahren mit dem Heimleiter Heinz Frötscher im Vordergrund. Als Präsident war mir ein partizipativer Führungsstil sehr wichtig. Ich war gerne Präsident und blicke mit Dankbarkeit und Freude zurück.
Durch Spitex und dank der modernen Medizin steigt die Lebenserwartung der Menschen von Jahr zu Jahr – und damit das Durchschnittsalter bei einem Heimeintritt. Wie sollen die Altersheime auf die sich verändernde Demografie mit einer allenfalls grösseren Pflegebedürftigkeit bei den Bewohnenden reagieren?
Unter anderem die Spitex schaut, dass die Menschen so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können. Vor dem 80. Lebensjahr tritt heute in der Regel niemand mehr ins Altersheim ein. Durch den späteren Eintritt wird es künftig mehr Pflegebetten und weniger Alterswohnungen brauchen. Auf diese Veränderung müssen die Heime vorbereitet sein und sich jetzt schon Gedanken darüber machen, welche Wohn- und Betreuungsformen sie anbieten möchten. Eigentlich ist die Bezeichnung Altersheim schon heute nicht mehr passend.
Braucht es in der Zukunft zum traditionellen Altersheim alternative Wohn- und Betreuungsformen?
Ja, ich denke schon. Jetzt dauert der Durchschnittsaufenthalt im Altersheim nur noch zwei bis drei Jahre. Die Anpassung an diesen Umstand wird in den kommenden Jahren die Aufgabe der Versorgungsregionen sein – und dies mit einem entsprechenden Vorsorgekonzept, das noch nicht klar formuliert ist.
Wo liegen künftig die Risiken für die Alters- und Pflegeheime?
Alles wird sich wie bis anhin um die Finanzierung drehen. Diese ist und bleibt zentral. Deshalb muss dafür gesorgt werden, dass das Heim finanziell gut aufgestellt ist, damit die notwendigen baulichen Anpassungen und medizinischen Anschaffungen getätigt werden können. Es soll flexibel auf gesellschaftliche Veränderungen, insbesondere auf die Entwicklung im Altersbereich, reagiert werden können. Sonst ist man schnell weg vom Fenster.
Die Arbeit in den Altersheimen wird immer anspruchsvoller und komplexer. Die Gemeinden verlangen, dass trotzdem kostengünstig(er) gewirtschaftet wird. Wie hat «zum Eibach» auf diese kommunale Erwartungshaltung reagiert?
Jede Veränderung oder notwendige Neuanschaffung ist immer mit Kosten verbunden. Wir haben trotzdem, auch nach dem Neubau, die Pensionspreise nicht erhöht. Darauf bin ich stolz. Es ist vor allem dem Heimleiter zu verdanken, dem es gelungen ist, kostengünstig zu wirtschaften. Trotz eines sich ständig verändernden Umfelds und der heutigen Schwierigkeit, zusätzliche Gelder zu generieren. Ein günstiges Hypothekarzinsumfeld hat ebenfalls dazu beigetragen.
Insbesondere der Bedarf an Pflegepersonal wächst. Viele hängen jedoch den Beruf an den Nagel. Warum dies, und droht bald der Personalkollaps?
Die Pflege und Betreuung in den Alterszentren und Pflegeheimen ist nicht zuletzt durch die Professionalisierung komplexer und vielseitiger geworden. Die jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter suchen sich nach einer gewissen Zeit eine neue Herausforderung. Es ist dann auch oft ein Kunststück, diese Fachkräfte zu motivieren, damit sie weiterhin im Altersheim bleiben. Vor allem, weil es unheimlich schwierig ist, diplomiertes Personal zu rekrutieren. Ein Personalkollaps ist im «Eibach» jedoch nicht in Sicht.
Insbesondere die Altersund Pflegeheime haben unter der Pandemie zu leiden gehabt. Was sollte man bei einer allfälligen nächsten Pandemie anders machen?
Unser Pandemiekonzept hat sich bewährt. Und trotzdem sind wir von einer Infizierung nicht ganz verschont geblieben und mussten den vierten Stock in eine Quarantänezone umwandeln. Alle Vorkehrungen waren getroffen worden. Die Spielregeln der Pandemie werden hauptsächlich durch die Viren festgelegt, sprich durch die veränderten Erregervarianten. Wir würden es bei einer allfälligen nächsten Pandemie wieder genauso machen.
Zur Person
svr. Peter Bieri ist 78 Jahre alt und seit Geburt wohnhaft in Gelterkinden. Beruflich war er 25 Jahre Hauptabteilungsleiter bei der kantonalen Steuerverwaltung und bis 2017 Friedensrichter in Gelterkinden. Ehrenamtlich war er Vorstandsmitglied beim Verkehrs- und Verschönerungsverein Gelterkinden. Peter Bieri geht noch jeden Donnerstag ins Alters- und Pflegeheim, um sich mit dem Heimleiter Heinz Frötscher zu unterhalten und seinen obligaten Kaffee zu trinken.