Stein auf Stein für eine Perspektive
09.09.2021 Bezirk Waldenburg, ReigoldswilDas Waisenhaus von Nicole Di Venere nimmt Form an
Nicole Di Veneres Herz schlägt für Afrika. Um bedürftigen Kindern in Tansania eine Perspektive zu ermöglichen, hat sie einen Verein ins Leben gerufen. Auf ihrem eigenen Land nördlich von Arusha entsteht nun ein Waisenhaus, das dereinst ...
Das Waisenhaus von Nicole Di Venere nimmt Form an
Nicole Di Veneres Herz schlägt für Afrika. Um bedürftigen Kindern in Tansania eine Perspektive zu ermöglichen, hat sie einen Verein ins Leben gerufen. Auf ihrem eigenen Land nördlich von Arusha entsteht nun ein Waisenhaus, das dereinst 64 Kindern ein Zuhause bieten soll.
Barbara Saladin
Tansania, Afrika. Etwas ausserhalb der Provinzhauptstadt Arusha im Norden des Landes entsteht derzeit ein grosses Haus. Das Erdgeschoss ist bereits gemauert, Treppen sowie die Aussparungen für Türen und Fenster sind erkennbar. Auf dieser Baustelle liegt ein ganz besonderes Augenmerk aus dem Oberbaselbiet: Hier entsteht das Waisenhaus des Vereins «House of Happiness», den die Afrika-Reisespezialistin Nicole Di Venere-Fässler vor einem Jahr ins Leben rief und dessen erste Generalversammlung am Dienstagabend in Reigoldswil vonstattenging.
Der Verein zählt zwölf Mitglieder. «Wir wollen klein bleiben, damit wir alles Geld und alle Energie direkt ins Waisenhaus investieren können», sagt Vereinsgründerin Di Venere, welche die Mitglieder zusammen mit ihrem tansanischen Partner Moody Seramka aus erster Hand informierte. Derzeit geht es täglich vorwärts mit dem Bau des ersten Hauses auf dem 36 Aren grossen Gelände, das Di Venere erstehen konnte. Nachdem im vergangenen Sommer endlich alle erforderlichen Bewilligungen vorlagen, konnte mit dem Bauen begonnen werden – und dies in einem sehr schnellen Tempo, wie die Fotodokumentation aus Afrika zeigt.
«Auch in Tansania sind die Auswirkungen von Corona auf den Arbeitsmarkt krass. Die Leute haben sich fast darum geprügelt, wer bei uns auf der Baustelle arbeiten darf», sagt Di Venere dazu. Mit dem Waisenhaus, in dem dereinst 32 Mädchen und 32 Knaben ein Zuhause finden sollen, geht für die Oberbaselbieterin ein grosser Traum in Erfüllung.
Von der Trauer zur Aktion
Bereits seit sie ihr erstes eigenes Geld verdient habe, sei es für sie immer klar gewesen, dass sie 10 Prozent ihres Einkommens für Menschen spenden wolle, denen es nicht so gut gehe wie ihr, sagt Di Venere. Über die Jahre unterstützte sie unterschiedlichste Organisationen und Institutionen. Bis zu einem Schlüsselerlebnis vor einigen Jahren, als sie erfuhr, dass die Kinder in einem von ihr unterstützten Waisenhaus in Arusha auf der Strasse landen sollten, da die Miete nicht mehr bezahlt werden konnte. Nicole Di Venere weinte – und handelte. Sie übernahm die Garantie für die Miete und schaffte es so, den Kindern ihr Zuhause zu bewahren, auch wenn es deutlich mehr kostete als die geplanten 10 Prozent ihres Einkommens.
Mittlerweile haben einheimische Unterstützer in Tansania die Finanzierung dieses geretteten Waisenhauses übernommen. Doch in Tansania besteht ein riesiger Bedarf an Waisenhäusern. «Viele Kinder verlieren ihre Eltern wegen Krankheiten, die bei uns längst als heilbar gelten, oder die Eltern können aus wirtschaftlichen Gründen nicht für ihren Nachwuchs sorgen», erklärt Di Venere. Deshalb hat sie sich ein neues Ziel gesetzt: ein eigenes Waisenhaus. Im vergangenen Jahr gründete sie den Verein «House of Happiness», dessen Vereinszweck es ist, bedürftigen Kindern ein Zuhause zu bieten, im Bestreben, ihre Lebensbedingungen und Ausbildungsmöglichkeiten zu verbessern und ihnen damit eine Perspektive zu geben.
Wenn es nach Plan weiterläuft, werden im Frühling 2022 mindestens das erste Gebäude für Schlafräume sowie das Aufenthaltshaus stehen. Wie es weitergeht, ist vom Geld abhängig. Di Venere konnte für ihr Projekt bereits rund 66 000 Franken sammeln, etwa 30 000 Franken sind nun bereits «verbaut», wie sie sagt. Insgesamt, wenn genug Geld vorhanden ist, dass alle Gebäude verwirklicht werden können, wird das Waisenhaus ungefähr mit einer Viertelmillion zu Buche schlagen, plus die Einrichtung.
«Für die monatlichen Kosten des laufenden Betriebs rechnen wir mit rund 2500 bis 3000 Franken», prognostiziert Di Venere. Vor der Aufgabe, diesen Betrag Monat für Monat zusammenzubringen, hat Di Venere zwar Respekt, aber sie ist zuversichtlich. Dafür, dass der Geldbetrag dereinst 64 Kindern permanent ein Zuhause und damit eine Perspektive bieten wird, ist er nicht sehr hoch.
Informationen unter www.houseofhappiness.ch