Die Winzer hoffen auf goldene Herbsttage
23.09.2021 Baselbiet, Landwirtschaft, SissachDer Weinherbst 2021 aus Sicht des Produzentenverbands
Die Winzerinnen und Winzer der Region erwarten trotz der heurigen Wetterkapriolen eine gute Ernte. Vorausgesetzt, die sonnigen Tage halten noch ein paar Wochen an.
Elmar Gächter
«Als Winzer muss man auch ...
Der Weinherbst 2021 aus Sicht des Produzentenverbands
Die Winzerinnen und Winzer der Region erwarten trotz der heurigen Wetterkapriolen eine gute Ernte. Vorausgesetzt, die sonnigen Tage halten noch ein paar Wochen an.
Elmar Gächter
«Als Winzer muss man auch psychisch stark sein, vor allem, wenn man wirtschaftlich vom Rebberg abhängig ist», sagt Urs Jauslin vom gleichnamigen Weingut in Muttenz. Er spricht die Wetterkapriolen dieses Jahres an, die sowohl den Weinproduzenten als auch den Kellermeistern einiges abverlangen. Zunächst die vielen Frostnächte im April, dann der Dauerregen im Juni und Juli und nicht zuletzt die steten Befürchtungen, der Hagel könnte die Ernte vernichten.
Und doch gehen die Weinfachleute bei aller Unbill des Wetters von einer gegenüber den Vorjahren zwar etwas geringeren, aber qualitativ guten Weinernte aus. Die Stimmung bei den Produzenten ist auf jeden Fall positiv, nicht zuletzt, weil sie darauf hoffen, dass sich das zurzeit sonnige Herbstwetter über die nächsten Wochen hinzieht und den Trauben die nötige Reife bringt.
Der aktuelle Weinherbst war denn auch das Thema, zu dem der Verband der Weinproduzenten Region Basel-Solothurn mit seinem Präsidenten Paul Leisi auf den Kienberghof in Sissach eingeladen hat. Von einer grossen Herausforderung sprach auch Rebbaukommissär Urs Weingartner vom Ebenrain. Nach vier heissen Sommern mit Wasserknappheit habe der regionale Rebbau dieses Jahr den nassesten Rebsommer seit Messbeginn 1984 erlebt. Die Extremereignisse würden, bedingt durch den Klimawandel, häufiger und machten sich ausgeprägter bemerkbar.
Die Qualitätsaussichten für diesen Jahrgang beurteilt er dennoch als intakt. «Wir werden mengenmässig kein Spitzenjahr haben, aber es ist momentan noch zu früh, genaue Prognosen zu wagen», so Weingartner. Die Qualität stehe jener der Vorjahre kaum nach. Zwar lägen die Öchslewerte bei den roten Trauben rund 20 Grad tiefer als zur gleichen Zeit im vergangenen Jahr, doch könnten sonnige und warme Herbsttage die Beeren noch stark ausreifen.
Sorgen wegen Kirschessigfliege
Die lange Nassperiode war einladend für den Falschen-Mehltau-Pilz, der sich laut Ueli Bänninger vom Weingut Tschäpperli in Aesch sehr schnell entwickeln konnte. «Im Juni und Juli konnten laufend Infektionen stattfinden. Vor allem jene vor und während der Blüte hatten einen massiven Traubenbefall und Ernteverluste zur Folge.» Doch auch er ist zuversichtlich, dass, wenn auch gegenüber den Vorjahren um einige Wochen verspätet, eine gute Ernte eingefahren werden kann.
Die Siebe Dupf Kellerei AG in Liestal keltert Weine von 90 verschiedenen Produzenten. «Heuer haben wir am meisten mit negativen Einflüssen seitens der Natur zu kämpfen, seit ich vor 20 Jahren mit Weinmachen begonnen habe», hält Kellermeister Thomas Engel fest. Er war in den vergangenen Tagen ausschliesslich unterwegs, um sich über den Zustand der Trauben zu informieren. Es gebe Parzellen, die wegen des Mehltaus Totalschaden erlitten hätten, andere seien kaum betroffen gewesen.
Thomas Engel sprach das Problem der Kirschessigfliege an, auf das heuer besonders zu achten sei, weil später geerntet werde. Auf jeden Fall sei die Fliege sehr aktiv und man müsse sich Gedanken machen, wie ihr zu begegnen sei. «Wir haben unseren Winzern jedoch nicht vorgeschrieben, was konkret zu machen ist. Ja, die Kirschessigfliege bereitet mir zum jetzigen Zeitpunkt die grössten Sorgen», so der Kellermeister. Die Gastgeber Dieter und Jeanette Imhof bewirtschaften ob Sissach eine Rebfläche von 3,3 Hektaren und zählen damit zu den grösseren Produzenten in Sissach. Zum bisherigen Rebjahr hält Dieter Imhof fest: «Es war kräfteraubend für uns, da wir wegen der nassen Böden weitgehend auf Handarbeit ausweichen mussten. Aber wir werden belohnt mit schönen weissen und roten Trauben. Die nächsten drei bis vier Wochen sind matchentscheidend. Wenn das schöne Herbstwetter anhält, gibt es einen guten Jahrgang. Es ist nicht das erste Mal, dass wir so spät herbsten, wir haben schon im November Trauben gelesen.»