«Sollt' ich meinem Gott nicht singen?»
14.09.2021 Bezirk Sissach, Gelterkinden, KulturKonzert zum 100-Jahre-Jubiläum des reformierten Kirchenchors
Nachdem sein Jubiläumskonzert voriges Jahr pandemiebedingt abgesagt werden musste, präsentierte sich der reformierte Kirchenchor vergangenes Wochenende in bester Sing- und Instrumentallaune und bot ein Konzert mit vielen ...
Konzert zum 100-Jahre-Jubiläum des reformierten Kirchenchors
Nachdem sein Jubiläumskonzert voriges Jahr pandemiebedingt abgesagt werden musste, präsentierte sich der reformierte Kirchenchor vergangenes Wochenende in bester Sing- und Instrumentallaune und bot ein Konzert mit vielen musikalischen Schattierungen.
Sander van Riemsdijk
Der reformierte Kirchenchor mit seinen momentan 45 aktiven Sängerinnen und Sängern aus Gelterkinden und den umliegenden Orten hat sich, pandemiebedingt um ein Jahr verspätet, zum 100-Jahre-Jubiläum am Wochenende mit der Uraufführung einer Kantate von Stefan Furter selber beschenkt. Der Titel dieser Kantate «Sollt’ ich meinem Gott nicht singen?» ist für den Chor Programm und hat auch die Auswahl der anderen Stücke aus verschiedenen Jahrhunderten beeinflusst. Für Stefan Furter ist der Schlüssel zu der rhetorischen Frage im Titel das Wort «Dankbarkeit», wie dem Programmheft zu entnehmen ist. Er schliesst mit der Bemerkung: «Wenn wir achtsam sind auf die kleinen Dinge, die uns widerfahren, braucht es oft nicht viel, um dankbar zu sein.» Dankbar war jedenfalls auch das Publikum, das die einmalige Ausführung der Kantate mit Standing Ovations würdigte.
Der Kirchenchor hat eine bewegte Geschichte hinter sich, die in einer chronologisch verfassten Jubiläumsschrift von Matthias Alig dargestellt ist. Dieser ist zu entnehmen, dass am 29. Oktober 1920 Herr Pfarrer Müller zu Beginn der «constituierenden Sitzung» des Vereins einen Statutenentwurf verlas, der mit wenigen Änderungen gutgeheissen wurde. Damit der Chor finanziell überleben und «Gesangsstoff» angeschafft werden konnte, zog der Kassier von jedem Mitglied ein Eintrittsgeld von 1 Franken sowie monatliche Beiträge von 20 Rappen ein.
Gelebte Ökumene
Wie auch andere Chöre, war der reformierte Kirchenchor stark von Corona betroffen, wie Barbara Burkhardt, seit 2012 Präsidentin des Chors, erläutert: «Wir haben immer im Rahmen der Vorschriften versucht, die Proben aufrechtzuerhalten; mit einzelnen Stimmbildungen, in kleinen Gruppen und zuletzt sogar mit Schutzmasken.» Glücklicherweise wurde der Chor in dieser Zeit von Abgängen verschont. «Wir haben bewusst mit mehreren Aktionen, wie unter anderem Zoom-Singprobestunden, versucht, den Kontakt zu den Chormitgliedern in dieser schwierigen Zeit aufrechtzuerhalten», so Burkhardt weiter. Aus Platzgründen wurde das Jubiläumskonzert des reformierten Kirchenchors in die katholische Kirche verlagert. Dieses Gastrecht bezeichnet Burkhardt mit einem Lächeln als «gelebte Ökumene».
Die Vorbereitungen auf das Jubiläumskonzert, das von Pfarrer Samuel Maurer souverän moderiert wurde, konnten erst im April wieder aufgenommen werden. So freute sich die Präsidentin umso mehr über die gelungene Darbietung. Dirigentin Claudia Waldmeier wurde von der reformierten Kirchgemeinde mit einem «goldenen» Taktstock geehrt.
Stimmige Darbietung
Zu Gehör brachte der Chor neben dem fünfteiligen Werk von Stefan Furter – mit Kirchenlied, Bibeltexten und französischer Lyrik –, geistliche Performances von Alexander Gretschaninow (Psalm 96 «Cantate Domino») und Sir John Goss (Psalm 146 «Praise the Lord»). Als Abschluss präsentierte er ein Stück von Felix Mendelssohn Bartholdy: «Herr, nun lässest du deinen Diener».
Das Publikum wurde mit einer ebenso anspruchsvollen wie gelungenen Darbietung verwöhnt. Nicht nur von der hohen Intonation in der Feinabstimmung mit den Begleitinstrumenten konnte man sich nach der Zugabe «Abendlied» von Josef Rheinberger forttragen lassen, sondern auch von der dynamisch-homogenen Qualität des Chors mit seinem unverwechselbaren Klang in seinem denkwürdigen «Jubiläumsjahr plus eins».