Meret Franke

Obwohl der Sommer gefühlt gerade erst begonnen hat, werden die Tage bereits wieder kürzer und die Luft wird frischer. Im goldenen Licht des Spätsommers blüht der Staudengarten noch einmal so richtig auf. Eingefangen wird das Licht von verschiedenen Gräsern wie der Rutenhirse mit ihrer Blütenwolke und der beginnenden Herbstfärbung. Gräser gewinnen im Herbst zunehmend an Bedeutung, je mehr Stauden nach und nach verblühen. Noch leuchten aber die Sonnenbraut mit dem Mädchenauge und dem Sonnenhut um die Wette, sie alle strahlen in warmen Gelb- und Rottönen und machen unserer Staudenmischpflanzung «Indian Sunset» alle Ehre.

Für manche Staudengärtnerinnen ist der Herbst sogar die schönste Zeit im Garten. Die grosse Fetthenne, die Herbstanemone, aber auch Nutzpflanzen wie der Topinambur haben jetzt Hauptsaison. Schafgarben, Storchenschnabel oder Steppensalbei blühen ein zweites Mal, sofern sie nach der ersten Blüte zurückgeschnitten wurden.

Die Wilde Karde und die Eselsdistel sind zwar bereits verblüht, bleiben aber als imposante Schönheiten standhaft bis in den Winter und geben dem Garten zusammen mit den Gräsern auch in der kalten Jahreszeit eine Struktur. Ihre Samen sind wichtiges Winterfutter für Vögel, insbesondere für Distelfinken und Grünfinken, und ihre Stängel bieten Unterschlupf für viele Insekten. Als zweijährige Pflanzen sterben sie nach der Blüte, aber sie versamen sich zuverlässig selber und überraschen uns im nächsten Jahr an einem neuen Ort im Garten.

Von September bis November ist die beste Zeit, einen neuen Staudengarten anzulegen oder Stauden umzupflanzen. Es lohnt sich, für ein neues Staudenbeet die Grasnarbe abzutragen und das Beet gründlich von Wurzelunkräutern zu befreien. Das erleichtert das Jäten später sehr. Vor dem Pflanzen wird der Boden spatentief gelockert und bei Bedarf mit Kompost verbessert. Nicht alle Stauden mögen aber einen nährstoffreichen Boden, am besten passen Pflanzen mit ähnlichen Ansprüchen zusammen.

Nach drei bis vier Jahren ist ein Staudengarten «ausgewachsen» – so lange braucht er, um seine volle Pracht zu entfalten. Dynamisch bleibt er aber sein Leben lang. Der Garten wird sich den Witterungseinflüssen anpassen, die Pflanzenzusammensetzung wird sich verändern oder einjährige Pflanzen kommen da und dort auf. Diese Lebendigkeit macht den Garten so liebenswert.

Nach rund sieben Jahren sollten die Stauden verjüngt werden. Mit Ausnahme der gerade blühenden Stauden werden zu dicht stehende oder überalterte Stauden im Herbst geteilt. Dazu werden sie zurückgeschnitten und ausgegraben, anschliessend teilt man die Wurzelballen mit dem Spaten, einer Hippe oder von Hand in faustgrosse Stücke. Die so vermehrten Stauden lassen sich wunderbar verschenken, damit sie auch in anderen Gärten Freude verbreiten.

Gartenkurse und Beratung: Meret Franke und Rebecca Pfenninger, Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung, Sissach, garten.ebenrain@bl.ch, www.ebenrainch>Landwirtschaft>Spezialkulturen>Kursgarten

Die schönste Zeit im Garten?

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