AUSGEFRAGT | RUTH SPALINGER, GEMEINDERATSKANDIDATIN IN SELTISBERG
20.08.2021 Gesellschaft, Seltisberg, Politik«Nähe zur Bevölkerung macht Aufgabe interessant»
Am Sonntag wählt Seltisberg einen neuen Gemeinderat oder eine neue Gemeinderätin. Gegen den Ex-Präsidenten Bernhard Zollinger tritt Ruth Spalinger an. «Lebenslanges Lernen» ist das Motto der 55-Jährigen. Sie möchte ...
«Nähe zur Bevölkerung macht Aufgabe interessant»
Am Sonntag wählt Seltisberg einen neuen Gemeinderat oder eine neue Gemeinderätin. Gegen den Ex-Präsidenten Bernhard Zollinger tritt Ruth Spalinger an. «Lebenslanges Lernen» ist das Motto der 55-Jährigen. Sie möchte die jüngere Bevölkerung zum Mitwirken im Dorf gewinnen.
Christian Horisberger
Frau Spalinger, was hat Sie angespornt, fürs Gemeinderatsamt zu kandidieren?
Ruth Spalinger: Ich habe mich nach dem zweiten Aufruf im Gemeindeanzeiger gemeldet. Gemeindepolitik ist ein wichtiger Teil der gelebten Demokratie, die Nähe zu den Einwohnerinnen und Einwohnern macht diese Aufgabe sehr interessant. Ich wohne seit elf Jahren in Seltisberg und könnte als Gemeinderätin aktiv mitgestalten und auch etwas zurückgeben an die Gemeinde.
Waren Sie bereits politisch oder in einer kommunalen Kommission oder Arbeitsgruppe tätig?
Nein, das war während der vergangenen Jahre neben meinem Arbeitspensum und meinen privaten Verpflichtungen nicht möglich.
Welcher Partei stehen Sie am nächsten?
Keiner. Viele Parteien haben einzelne gute Ideen und positive Ansätze.
Sie haben sich relativ früh für eine Kandidatur entschieden. Wollten Sie Herrn Zollinger zuvorkommen, der eine Kandidatur ja von vornherein nicht ausgeschlossen hatte?
Meine Kandidatur erfolgte unabhängig von anderen Bewerbern. Ich habe mich nach dem zweiten Aufruf im Gemeindeanzeiger als Kandidatin gemeldet.
«Lebenslanges Lernen» sei Ihr Motto, schreiben Sie über sich. Zielen Sie damit auf das Bildungsressort ab, welches der oder die neu Gewählte übernehmen muss oder darf?
Ich freue mich immer, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Ich habe jahrelang im Sportbereich Kinder und Jugendliche trainiert, auch habe ich viel aus dieser Zeit von den Jugendlichen gelernt. Lebenslanges Lernen beziehe ich aber auf meine Aus- und Weiterbildung und nicht auf ein Gemeinderats-Ressort. Mein Arbeitsbereich im Gesundheitswesen hat sich in den letzten 30 Jahren massiv verändert. Qualitative Optimierungen sind ein Muss, sie erfordern laufend prozessuale und organisatorische Veränderungen. Lebenslanges Lernen sehe ich heute ebenso in der digitalen Berufswelt als zwingend notwendig. Selbst im öffentlichen Verkehr oder E-Banking läuft heute auch für Privatpersonen alles digital. Kinder wachsen heute mit digitalen Hilfsmitteln auf, sie sind Eltern im Bereich Digitalisierung öfters schon als Primarschüler überlegen.
Hätten Sie sich auch zur Verfügung gestellt, wenn beispielsweise die Finanzen oder das Strassenwesen zu vergeben gewesen wären?
Meine Kandidatur ist unabhängig vom Ressort erfolgt.
In welcher Verfassung befindet sich die Schule von Seltisberg?
Dazu kann ich nichts sagen. Die Dossierübergabe findet nach der Wahl an die gewählte Person statt.
Was möchten Sie in Seltisberg mit Ihrem Engagement im Gemeinderat ansonsten bewegen? Wo sehen Sie Handlungsbedarf?
Bei der letzten Gemeindeversammlung hat mich einmal mehr das hohe Durchschnittsalter der Versammelten nachdenklich gestimmt. Es wäre interessant herauszufinden, warum sich die jüngere Einwohnerschaft nicht aktiv beteiligt. Aus meiner Sicht sollte daran gearbeitet werden, jüngere Einwohnerinnen und Einwohner für die Mitgestaltung zu begeistern. Anliegen der jungen Generationen müssen berücksichtigt werden und sie sollen zur Mitarbeit motiviert werden. Sie sind die Zukunft von Seltisberg.
Möchten Sie auch mehr Öko und Nachhaltigkeit?
Ich denke, in diese Richtung müssen wir uns alle bewegen, die Ziele des Pariser Klimaabkommens müssen erreicht werden. Dazu kann jeder Einzelne etwas beitragen.
Möchten Sie mehr Miteinander statt Gegeneinander?
Ich habe bisher kein Gegeneinander erlebt in Seltisberg.
Seltisbergs Finanzlage ist prekär. Eine Steuererhöhung könnte wieder ein Thema werden. Wie soll Seltisberg die Finanzen in den Griff bekommen? Welchen Weg würden Sie einschlagen?
Es wäre unprofessionell, ohne vertiefte Kenntnisse der genauen Sachlage eine Empfehlung zu machen. Für mich ist es wichtig, eine längerfristige Strategie zu haben und dann auch über mehrere Jahre die gesetzten Ziele zu erreichen. Strategie und Ziele sollen in einem Diskurs mit den Einwohnern abgestimmt werden. Bereits heute haben alle Einwohner von Seltisberg die Möglichkeit, Themen/Anliegen an einem runden Tisch mit dem Gemeinderat zu diskutieren.
Sie haben einen prall gefüllten beruflichen Rucksack. Zuletzt waren Sie Leiterin Pflegedienst beim KSBL. Auf Ihrer Wahlempfehlung erwähnen Sie den Posten nicht. Weshalb verkaufen Sie sich unter Wert?
Ich habe aufgelistet, welche Ausund Weiterbildung und auch welche Kompetenzen ich mitbringe. Aus meiner Sicht hat die Gemeinderatswahl viel mit Vertrauen zu den kandidierenden Personen zu tun und wenig mit dem Arbeitgeber der Kandidierenden.
Was macht Seltisberg für Sie besonders lebenswert?
Viel Grünfläche und Wald, die Nähe zur Stadt, die gute Erreichbarkeit auch mit dem öV. Wir wohnen selber direkt im Grünen.
Was würde Seltisberg noch lebenswerter machen?
Wenn wir eine Kindertagesstätte und ein Coiffeurgeschäft im Dorf hätten.
Zur Person
vs. Ruth Spalinger (55) wuchs in Muttenz auf und wohnt seit elf Jahren in Seltisberg. Sie lebt in Partnerschaft und ist Mutter zweier erwachsener Töchter und zweifache Grossmutter. Ihr Partner hat zwei erwachsene Söhne. Spalinger ist diplomierte Pflegefachfrau und nach mehreren Weiterbildungen arbeitete sie zuletzt als Leiterin Bereich Pflege beim Kantonsspital Baselland und gehörte in dieser Funktion der Geschäftsleitung an. Ab September wird sie für eine Beratungsfirma tätig sein. Ebenfalls im September wird sie die eidgenössische Prüfung einer Weiterbildung für die Leitung von Gesundheitsinstitutionen ablegen.