Ein Kraftort mit langer Tradition
27.07.2021 Baselbiet, Gastronomie, Gesellschaft, RegionChristian Roth
Hier im «Pintli» auf 675 Metern über Meer herrscht Ruhe und man erlebt eine gewisse Tiefenentspanntheit in der schönen Natur. 2019 übernahm Thomas Jäggi, 57, den elterlichen Betrieb in Hauenstein-Ifenthal. Er sagt, dass einige Gäste diese ...
Christian Roth
Hier im «Pintli» auf 675 Metern über Meer herrscht Ruhe und man erlebt eine gewisse Tiefenentspanntheit in der schönen Natur. 2019 übernahm Thomas Jäggi, 57, den elterlichen Betrieb in Hauenstein-Ifenthal. Er sagt, dass einige Gäste diese Gegend als «Kraftort» wahrnehmen. Der gelernte Metzger und Koch ist in der Wohnung über der Wirtsstube aufgewachsen. Seiner Familie mütterlicherseits gehört das «Pintli» seit vier Generationen, das Gastgewerbe ist ihm also schon immer nah gewesen. Jäggi erzählt spezielle Geschichten aus vergangenen Jahrzehnten. Zum Beispiel: «In den 1950er-Jahren wanderten vier Männer jeweils in der Nacht vom Samstag auf den Sonntag regelmässig nach Ifenthal. Wenn sie um etwa vier Uhr morgens beim Restaurant Pintli eintrafen, war da bereits das Frühstück vom Wirt vorbereitet. Das war mein Grossvater», erzählt Jäggi nicht ohne Stolz.
Die grosse Terrasse ist ein Ort, wo sich die Gäste begegnen und wo sie dem Alltag entfliehen können. So auch Stefan Häfelfinger, 66, aus Eptingen. Er ist regelmässiger Gast. Selber ist er Jäger wie Jäggi und bringt sein Wild zum Ausbeinen hierhin. Auch für andere Jäger «veredlet» der gelernte Metzger Jäggi ihre Rehe und Wildschweine. Ab September wird im Pintli die Spezialität «Gamspfeffer» aus einheimischer Jagd angeboten.
Das Konzept des «Pintli» wird von Jäggi einfach gehalten: «Von der Schnauze bis zum Schwanz wird hier alles verwertet», sagt der leidenschaftliche Jäger. Auf der Menükarte stehen ein Zvieriplättli «mit Speziellem vom Schwein», ein klassischer Wurst-Käse-Salat, Cordon bleu mit Pommes frites, Entrecote oder der «Pintli»-Burger. «Alles ist hausgemacht und aus der Region.» Dass dies bei den Gästen gut ankommt, bestätigen die langjährigen Gäste Britt, 50, und Jörg Egloff, 61, aus Hunzenschwil im Kanton Aargau. Bei einer Ausfahrt mit ihrem Ferrari entdeckten sie für sich dieses «Juwel». In 40 Minuten sind sie «in den Ferien», wie Britt Egloff ausführt.
Stammgäste geniessen die Ruhe
Seit rund 20 Jahren sind sie regelmässig zu Gast. Just beim Besuch der «Volksstimme» feiern die beiden eine Premiere: Der ehemalige Schafstall wurde von Jäggi zum Schlafsaal umgebaut. Zwei Betten, ein Leuchter und ein Tisch mit Stuhl sind vorhanden. Egloffs übernachteten das erste Mal nach einem vorzüglichen Nachtessen im ehemaligen Stall. Sie empfinden die Atmosphäre wie in einer Jugendherberge und sind sichtlich begeistert. Es wird nicht bei einer Übernachtung bleiben, meinen beide übereinstimmend. Kaum haben sie sich verabschiedet, trifft die Pöstlerin ein. Wenn es die Zeit zulässt, genehmigt sie sich einen Kaffee und ein «währschaftes Znüni»: ein herzhaft gefülltes Eingeklemmtes.
Alle Gäste, vor allem auch aus dem Baselbiet, kommen hier auf ihre Kosten. Eine «Wohlfühloase» eben. Am Montag und Dienstag ist das «Pintli» geschlossen. Das Restaurant bietet durchgehend warme, gutbürgerliche Küche an. Kurz bevor unser Gespräch beendet ist, haut Gast Stefan Häfelfinger noch eine Anekdoteraus: «Vor 40 Jahren wurde hier noch auf Rollschuhen serviert, und dies von einer hübschen Serviertochter.» Woran sich Wirt Jäggi allerdings nicht erinnern kann. An diesem 1. August wird im Restaurant auf der Terrasse ein reichhaltiges warmes Buffet à discrétion angeboten, inklusive Live-Musik.
Das Restaurant Pintli an der Belchenstrasse 78 in Hauenstein-Ifenthal hat von Mittwoch bis Sonntag jeweils 10 bis 20 Uhr geöffnet. Telefonisch kann man unter 062 293 31 51 reservieren.
Die Serie mit Ausflugszielen an der Grenze des Baselbiets wird fortgesetzt. Bisher erschienen: Das Turmstübli auf dem Sonnenberg (20. Juli)
NACHGEFRAGT
«Hier herrscht ein guter Geist»
Herr Jäggi, erzählen Sie uns, was das «Pintli» so speziell macht.
Thomas Jäggi: Zum einen ist es die Geschichte dieses Traditionshauses.Seit rund 300 Jahren existiert es und wird jetzt von mir in der vierten Generation als Restaurationsbetrieb geführt. Ausserdem ist es ein beliebtes Ausflugziel. Ob Wanderer, Biker, Töfffahrer oder Gäste, die einen Ausflug mit dem Auto machen: Für alle hat es hier Platz.
Wie setzt sich Ihre Kundschaft zusammen?
Sie ist einzigartig. Es ist eine Durchmischung vieler verschiedener Besucherinnen und Besucher. Hier kommen alle miteinander ins Gespräch. Mich braucht es eigentlich als Gastgeber gar nicht. Ich muss auch kein Unterhalter oder gar Bauchredner sein. Die Gäste fühlen sich hier ganz einfach wohl und reden, trinken und essen mit Unbekannten.
Wie erklären Sie sich das?
Es herrscht hier oben ein guter Geist. Wie gesagt, viele meiner Gäste meinen, dies sei ein Kraftort. Woran dies liegt, weiss ich selber nicht. Ich bin aber froh, dass hier immer eine gute Stimmung herrscht. Das war auch bei den früheren Gastgebern so, schon bei meinem Urgrossvater, Grossvater und meiner Mutter. Ich bin einfach nur glücklich, wenn sich meine Gäste wohlfühlen.
Ausflüge: Rund um den Hauenstein
vs. Rund um den Hauenstein gibt es für Wandervögel verschiedene Möglichkeiten Wanderungen zu unternehmen. So zum Aussichtspunkt der «Geissflue». Man kann auch die Burgruine Frohburg erklimmen. Diese Tour schafft man von Ifenthal in rund eineinhalb Stunden. Für alle, die sportlich unterwegs sind, werden Rennvelo- oder Mountainbiketouren sowie diverse Laufstrecken angeboten. Es existiert auch ein Panoramaweg rund um den Hauenstein. Dieser ist rund 10 Kilometer lang. Wer einen Spaziergang zum «Pintli» wagen möchte, stellt das Fahrzeug bei der Kirche St. Katharina in Ifenthal ab und erreicht das Gasthaus in rund 30 Minuten. Die kurze Wanderung ist auch für die älteren Gäste gut zu bewältigen.