AUSGEFRAGT | DR. MED. LUKAS MUNDORFF, CO-LEITERTESTSTATION FELDREBEN, MUTTENZ
09.07.2021 Gesellschaft, GesundheitPaul Aenishänslin
Herr Mundorff, seit November 2020 sind Sie ärztlicher Co-Leiter der Teststation Feldreben in Muttenz. Wie gut läuft es dort Ihrer Ansicht nach?
Lukas Mundorff: Die Teststation Feldreben läuft gut, wozu auch das vor Kurzem ...
Paul Aenishänslin
Herr Mundorff, seit November 2020 sind Sie ärztlicher Co-Leiter der Teststation Feldreben in Muttenz. Wie gut läuft es dort Ihrer Ansicht nach?
Lukas Mundorff: Die Teststation Feldreben läuft gut, wozu auch das vor Kurzem neu eingeführte elektronische Buchungssystem beiträgt. Aber es sind während der Öffnungszeiten des Zentrums auch spontane Testwillige ohne Anmeldung willkommen, die eventuell längere Wartezeiten gewärtigen müssen.
Wie viele PCR- und Antigen-Tests werden in der Teststation Feldreben jetzt pro Tag gemacht?
Momentan führen wir ferienbedingt bis zu 1200 Tests pro Tag durch, die sich auf etwa 1000 Antigen-Schnelltests und rund 200 PCR-Tests aufteilen. Das sind drei- bis viermal mehr als sonst. Ähnlich viele Tests führten wir im März während der dritten Welle durch.
Kann also jetzt Anfang Juli von einem Ansturm von Ferienwilligen, die ins Ausland reisen wollen, gesprochen werden?
Dies ist in der Tat der Fall. Wir sind jedoch auf diesen Ansturm vorbereitet, der jeweils vor den Wochenenden den Höchststand erreicht. Das elektronische Buchungssystem hilft uns dabei, uns auf viele Testwillige vorzubereiten.
Wie verteilen sich gegenwärtig die Testwilligen auf die zwei Kategorien Ferienreisende und Menschen mit Covid-19-Symptomen?
Es gibt momentan relativ wenige Testwillige mit Coronavirus-Symptomen wie beispielsweise eine Erkältung, Husten oder Fieber. Pro Tag sind es zum Glück weniger als 100 Personen. Die allermeisten Testwilligen benötigen den Test, um ins Ausland zu reisen oder an Grossanlässen teilzunehmen.
Was kosten der PCR-Test und der Antigen-Test in der Teststation Feldreben Muttenz?
Knapp über 130 Franken. Der Preis setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: 22.50 Franken für die Leistungen der Teststation, also das Buchungssystem, den Testabstrich sowie Personal- und Sachaufwand und 106 Franken für das Grosslabor, das die PCR-Tests durchführt. Der Antigen-Schnelltest ist für den Kunden gratis, die Kosten werden vom Bund übernommen.
Warum sind PCR-Tests, fallen sie negativ aus, kostenpflichtig, anders als im Fall eines positiven Testresultats?
Dies ist nicht generell so. Es hängt vom Grund des Testens ab. Bei symptomatischen Patienten werden die Kosten für den PCR-Test immer vom Bund übernommen. Wird ein PCR-Test von einer Fluggesellschaft oder einem Einreiseland verlangt, handelt es sich primär um gesunde Personen, somit ist der Test kostenpflichtig. Wird nun in solch einem Test Virusmaterial nachgewiesen, gilt die Person als infektiös und es braucht Massnahmen, womit wiederum die Kosten für den Test durch den Bund übernommen werden.
Sollten PCR-Tests nicht günstiger angeboten werden? Für eine grosse Familie sind sie rasch teuer.
Der Preis für die PCR-Tests wurde von den Grosslabors mit dem BAG ausgehandelt, bei der Durchführung des Testes halten wir uns strikt an die Vorgaben des BAG und verlangen den dafür festgelegten Tarif von 22.50 Franken, was mir nicht übertrieben erscheint. Nicht für alle Reisen wird eine PCR verlangt, bei einigen reicht ein Antigen-Schnelltest.
Wie viel administratives und medizinisches Personal beschäftigen Sie derzeit in Muttenz?
In der Teststation Feldreben arbeiten zurzeit bis 30 Personen, administratives und medizinisches Personal. Zusätzlich ist immer eine ärztliche Person vor Ort. Es gibt keine Festangestellten mehr. Das ganze Personal des Testzentrums Feldreben arbeitet auf Abruf, hat befristete Verträge und kann je nach Auslastung des Zentrums flexibel eingesetzt werden.
Kommen diese Mitarbeitenden mit dem gegenwärtigen Ansturm von Testwilligen zurande? Oder würden Sie temporär mehr medizinisch geschultes Personal benötigen?
Die Antwort auf die erste Frage lautet Ja, die Antwort auf die zweite Frage Nein. Wir haben einen Pool von rund 300 Personen, die bei uns eingesetzt werden können, sei es auf der medizinischen oder administrativen Seite. Wir haben also kein Personalproblem. Wir passen uns einfach flexibel der Testnachfrage an.
Besteht eine Zusammenarbeit mit dem Impfzentrum Feldreben?
Eigentlich nicht. Diese beiden Zentren haben unterschiedliche Aufgaben und arbeiten getrennt. Auf Kantonsebene laufen beide Aktivitäten zusammen.
Glauben Sie, dass es trotz der gegenwärtigen Besserung in der Covid-Situation in der Schweiz und anderswo im Winter zu einer vierten Welle kommen könnte?
Wir erwarten eine vierte Welle im Herbst und Winter dieses Jahres. Es ist einfach so, dass uns die Pandemie noch auf Jahre hinaus begleiten wird. Sie ist weltweit noch lange nicht besiegt. Im Gegenteil, durch neue Varianten beziehungsweise Mutationen des Coronavirus sowie durch das internationale Reisen wird es immer wieder zu weiteren Erkrankungen kommen. Ein Ende ist da leider nicht in Sicht, wie auch bei gewissen anderen Pandemien, die immer noch in gewissen Weltgegenden fortbestehen.
Wie lange wird es Ihrer Meinung nach die Teststation Feldreben noch brauchen, die seit November 2020 in Betrieb ist?
Es ist geplant, diese Teststation Ende dieses Jahres aufzuheben. Ab kommendem Jahr werden ihre Funktionen auf bestehende Strukturen im medizinischen Bereich übertragen, also auf Hausärzte, Spitäler und Apotheken. Damit können weiterhin Antigen- und PCR-Tests angeboten werden, je nach Nachfrage. Aber es wird ein gewisser «courant normal» eintreten, ohne dass der Fortbestand von Ad-hoc-Strukturen wie die Testzentren des Kantons noch notwendig ist.
Können wir uns auf ein Ende der Coronavirus-Pandemie in der Schweiz freuen, wenn die Mehrheit der Bevölkerung geimpft sein wird?
Leider nein. Die Pandemie wird uns noch lange begleiten, auf Jahre hinaus, aus den von mir genannten Gründen. Aber eines ist sicher:Wer geimpft ist, schützt sich selbst und seine Umwelt vor einer ernsthaften, lebensgefährlichen Covid-19-Erkrankung. Impfen ist also gut und muss weitergehen, zusammen mit der Einhaltung gewisser Gesundheitsregeln. Jedoch kann der Geimpfte immer noch an einer leichten Form des Coronavirus erkranken, und weltweit ist der Impffortschritt noch viel zu gering, um von einem Ende dieser Pandemie auch nur zu träumen.