Christian Roth
Herr Bucheli, erleben Sie gerade den nassesten Sommer, seit Sie auf der Welt sind?
Thomas Bucheli: Nun, an die ersten paar Sommer unmittelbar nach meiner Geburt kann ich mich kaum mehr erinnern (lacht). Zudem kann das subjektive ...
Christian Roth
Herr Bucheli, erleben Sie gerade den nassesten Sommer, seit Sie auf der Welt sind?
Thomas Bucheli: Nun, an die ersten paar Sommer unmittelbar nach meiner Geburt kann ich mich kaum mehr erinnern (lacht). Zudem kann das subjektive Empfinden ohnehin trügen. Daher greife ich zu den offiziellen Messdaten und die zeigen an vielen Stationen: Zumindest in den vergangenen 40 Jahren war die Zeit vom 14. Juni bis 14. Juli noch nie so nass wie heuer.
Gab es in der Vergangenheit überhaupt schon so nasse Sommer?
Anhand der Messungen an der Station Zürich-Fluntern, die bis 1901 zurückgehen, war es dort 1910 und 1953 von Mitte Juni bis Mitte Juli noch nasser. Aber auch 2016, 1997, 1993 und 1989 gab es über diese Zeitspanne manchenorts über 200 Millimeter Regen.
Wieso bleibt die Südwestlage des Tiefs so stabil?
Stabile und länger anhaltende Wetterlagen gibt es immer mal wieder und sind an sich nicht aussergewöhnlich. Inzwischen sind wir auch nicht mehr in der Südwestlage drin, sondern wir sind mitten im Tief – unter einem sogenannten Kaltlufttropfen. Das macht die Sache aber nicht besser. Wobei: Die Siebenschläfer-Regel weist ja explizit darauf hin, dass gerade im Sommer die Wetterlage durchaus «stabil» sein kann – und zwar bis zu sieben Wochen lang!
Welche Regenmengen wurden auf den Baselbieter Messstationen gemessen?
Das kann ich Ihnen genau sagen: Zwischen dem 14. Juni und dem 14. Juli wurden folgende Mengen gemessen: Am meisten regnete es in Pratteln mit 310 Millimetern, gefolgt von Sissach mit 234 und Rünenberg mit 229 Millimetern. Ormalingen mit 200, Liestal mit 153 und Reigoldswil mit 141 Millimetern bilden die Schlusslichter.
In Amerika und am Nordpol werden Hitzerekorde geschlagen. Hier herrschen Niederschläge. Ist dies ein Indiz für den Klimawandel?
Einige Klimaforscher vermuten, dass die globale Erwärmung förderlich sei für blockierende Wetterlagen. Ich will hier aber nicht spekulieren und sage daher einzig: Das Klima wird definiert mit Grössen wie «Mittelwerten» und «Extremwerten» des Wetters an einem Ort, gemessen über mindestens 30 Jahre. Neue Extreme sind somit per Definition «anderes» (neuartiges) Klima für diesen Ort. Und die neuen Hitzerekorde in den USA und in Kanada schlagen massiv zu Buche!