Aktivisten setzten sich in Legehennen-Betrieb fest
Über 50 Tierschutz-Aktivistinnen und -Aktivisten haben am Samstag einen Legehennen-Betrieb in Eptingen heimgesucht. Die Aktion sorgte einerseits für viel Medienpräsenz, andererseits für einen Schock und Unverständnis bei der ...
Aktivisten setzten sich in Legehennen-Betrieb fest
Über 50 Tierschutz-Aktivistinnen und -Aktivisten haben am Samstag einen Legehennen-Betrieb in Eptingen heimgesucht. Die Aktion sorgte einerseits für viel Medienpräsenz, andererseits für einen Schock und Unverständnis bei der Bauernfamilie.
Severin Furter
Es hätte ein ganz normaler Tag werden sollen, als Sonja Degen am vergangenen Samstag um etwa 6 Uhr morgens ihre Stallarbeit auf dem Hof Habsen in Eptingen beginnen wollte. Doch anstelle morgendlicher Ruhe wartete auf sie eine Gruppe von Aktivistinnen und Aktivisten der Aktion «1Individuum», die sich laut ihrer Website gegen «jegliche Ausbeutung der Tiere» ausspricht.
Die rund 55 Tierschutzaktivisten versammelten sich vor dem Stall, ketteten sich an einem Auto der Bauernfamilie an, einige Personen drangen in den Stall ein, um sich dort ebenfalls anzuketten. Dies schreibt die Baselbieter Polizei im Nachgang der Aktion in einer Mitteilung vom Samstag, ebenso verschiedene Medien und «1Individuum» selbst.
Für Bäuerin Sonja Degen ist die Kundgebung – die von der Organisation live per Video auf Facebook übertragen wurde – nur schwer zu verdauen: «Wir sind das Ganze noch am Verarbeiten. Uns geht es nicht so gut», sagte sie gestern auf Anfrage der «Volksstimme». Eine vergleichbare Aktion habe es auf dem Hof Habsen – und überhaupt in der Region – noch nie gegeben. Damit gerechnet hat die Bauernfamilie ebenfalls nicht.
«Wir sind mit unserem Betrieb nirgends negativ registriert», sagt Degen. Regelmässige Kontrollen durch den Schweizerischen Tierschutz oder die kantonalen Behörden würden zur Tagesordnung auf dem «Habsen» gehören, der neben 8000 Legehennen auch weitere Tiere, zum Beispiel Kühe hält.
14 Personen abgeführt
Die Aktion «1Individuum» und ihre Anhängerinnen sowie Anhänger besetzten den Hof am Samstag während rund zehn Stunden bis in den Nachmittag hinein. Die Tierschützer forderten, dass sowohl die Baselbieter Kantonstierärztin Marie-Louise Bienfait als auch Daniel Würgler, der Präsident des Branchenverbands der Eierproduzenten Gallo Suisse, dem Hof einen Besuch abstatten und diesen kontrollieren.
Dieser Forderung kamen Bienfait und Würgler nach, ehe die Polizei danach 14 Personen abführen und die Demonstration beenden konnte. Wie die Polizei in ihrer Mitteilung festhält, wurden die zwischenzeitlich festgenommenen Personen in der Folge an die Staatsanwaltschaft verzeigt.
Die Strafanzeigen – beispielsweise wegen Hausfriedensbruchs und Beeinträchtigung des Tierwohls – bestätigt Sonja Degen auf Anfrage. Weitere Angaben seien aufgrund des laufenden Verfahrens nicht möglich. Klar ist laut der Bäuerin jedoch, dass vonseiten Kantonstierärztin kein Verstoss gegen geltende Regelungen festgestellt wurde.
Auch wenn der Schock noch tief sitzt, habe es in der ganzen Situation auch positive Momente gegeben: «Ich war überrascht und erfreut, wie viel Solidarität uns erreichte.» Und dies nicht lediglich von anderen Landwirten, sondern aus der ganzen Umgebung: «Das hat uns gutgetan», so Degen.
Warum die Aktivisten für ihre Kundgebung ausgerechnet den Betrieb in Eptingen ausgesucht haben, der unter dem Label Naturafarm von Coop produziert, bleibt verborgen.