Hilfe für freiberufliche Musiker
15.05.2021 Bezirk Sissach, Gelterkinden, KulturKlassikkonzert mit Haydn, Wolf und Mendelssohn für einen guten Zweck
In der reformierten Kirche Gelterkinden kommen Musikfreunde heute Abend in den Genuss eines Konzerts der Reihe Rheinklassik. Der Initiant und Cellist am Sinfonieorchester Basel, Christopher Jepson, will damit ...
Klassikkonzert mit Haydn, Wolf und Mendelssohn für einen guten Zweck
In der reformierten Kirche Gelterkinden kommen Musikfreunde heute Abend in den Genuss eines Konzerts der Reihe Rheinklassik. Der Initiant und Cellist am Sinfonieorchester Basel, Christopher Jepson, will damit Berufskollegen ein Einkommen ermöglichen.
Lukas Müller
Herr Jepson, wie geht es Ihnen als Profi-Musiker während der Pandemie?
Christopher Jepson: Ich kann mich an keine Zeit meines Lebens erinnern, in der ich so wenig gespielt habe – und ich kann mir auch nur sehr wenige Musiker vorstellen, für die diese Zeit nicht unglaublich schwierig war. Der Lebensunterhalt von Musikern auf der ganzen Welt wurde gefährdet, weil sie nicht vor Publikum auftreten durften. Auch wurde uns die Chance genommen, mit anderen und für andere zu musizieren.
Sie sind in all der Zeit sehr aktiv gewesen, sind unter anderem Initiant der Konzertreihe Rheinklassik. Wie ist die Reihe entstanden?
Nachdem ich mit vielen Musikern gesprochen hatte, war ich zutiefst beunruhigt über die schiere Menge an Menschen, die keinerlei Unterstützung erhielten. Nicht alle Menschen haben wie ich das Glück, einen Job zu haben und vom Arbeitgeber und der Regierung unterstützt zu werden. Deshalb begann ich zu überlegen, wie ich für meine Kollegen etwas schaffen könnte, insbesondere für die freiberuflichen Musiker.
Wie starteten Sie?
Zunächst organisierte ich ein oder zwei Konzerte mit einigen Freunden. Schnell zeigte sich, dass man das brachliegende Kulturleben so wieder beleben kann. Also entschied ich mich, das Ganze weiterzuführen und auszubauen. Jedes Mal, wenn ein Konzert abgesagt wurde, plante ich zwei weitere. Unterdessen sind 15 Konzerte an verschiedenen Orten geplant. Weitere stehen am Horizont. Alle Gewinne gehen an die beteiligten Musikschaffenden. Uns ist es wichtig, dass wir vor allem an diejenigen Leute denken, die freiberuflich arbeiten.
Aus welchem Grund kommt die Konzertreihe nun ins Oberbaselbiet, nach Gelterkinden?
Ich habe an verschiedenen Orten im Baselbiet wegen Konzertterminen angefragt und hatte das Glück, von Eric Hub von der Reformierten Kirchgemeinde Gelterkinden eine Antwort zu erhalten. Eric, selbst Cellist, war von Anfang an sehr hilfsbereit. Und als wir ihn besuchten und die wundervolle Kirche in Gelterkinden besichtigten, beschlossen wir, einige Konzerte zu planen. Mir war klar, dass hier etwas Besonderes angefangen hatte, und ich bin unglaublich glücklich, mit so unterstützenden Leuten zusammenzuarbeiten wie mit Eric und seinem Team.
Geplant ist ein Auftritt des «String Quartet». Welche Musiker und Musikerinnen sind bei diesem Anlass mit dabei?
Das Streichquartett besteht aus vier französischen Musikschaffenden. Vincent Brunel, Inès Morin, Caroline Vischer und Domitille Jordan leben entweder in Basel oder in Zürich. Vincent und Inès sind beide hauptberuflich im Sinfonieorchester Basel beziehungsweise im Zürich Kammerorchester beschäftigt. Caroline und Domitille sind beide freiberufliche Musiker, die in verschiedenen Ensembles in der Schweiz und in Europa mitwirken.
Was werden sie spielen?
Sie werden ein Programm mit Musik von Haydn, Hugo Wolf und Mendelssohn aufführen.
Beim Konzert gibt es eine freie Kollekte. Was geschieht mit dem Reingewinn?
Die Zielsetzung von «Rheinklassik» besteht darin, Möglichkeiten für Musiker in der Schweiz zu schaffen, neue Projekte für Ensembles zu finanzieren und Musiker zu engagieren. Ein Teil der Spenden wird zwischen den auftretenden Musikern und Musikerinnen aufgeteilt. Der andere Teil geht in einen gemeinsamen Fonds zur Unterstützung bedürftiger Musikschaffender, zur Organisation weiterer Konzerte für Musiker und Musikerinnen, insbesondere für Freiberufler.
Wird es auch künftig solche «Rheinklassik»-Veranstaltungen im Oberbaselbiet geben?
Ich habe lange darüber nachgedacht, in der Schweiz ein Festival zu lancieren, und es scheint, dass die Pandemie der Katalysator war, den ich brauche, um diese Idee voranzutreiben. Die Idee, diesen Traum zu verwirklichen und gleichzeitig meine Kollegen zu unterstützen, scheint ein perfektes Mittel gegen die schwierige Situation zu sein, mit der wir konfrontiert waren. Nun ist es mein Ziel, die Konzertreihe Rheinklassik in der Gelterkinder Kulturszene zu etablieren. Es werden regelmässig weitere Konzerte stattfinden, die alle die gleichen Ideale haben: die Musikgemeinschaft unterstützen und gleichzeitig der Öffentlichkeit ein einzigartiges intimes Erlebnis bieten. Ich kann mir dafür keinen besser geeigneten Ort vorstellen als Gelterkinden – besonders mit der Unterstützung, die mir hier von Eric und der Öffentlichkeit entgegengebracht wird.
Was meinen Sie mit Öffentlichkeit?
Ich wurde herzlich begrüsst. Man hat mich schnell in die Gemeinschaft von Gelterkinden aufgenommen. Ich bin sehr gespannt, was die Zukunft bringt.
Konzert «Rheinklassik», Samstag, 15. Mai, 19.30 Uhr, reformierte Kirche Gelterkinden, Kollekte.